[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger die bästen Kleider aus/ prügelte sie nochetliche mal über den Rumpf. Sol- cher Gestalten kame die Frau nicht al- lein um das Gestohlene/ sondern auch um das Jhrige/ und der Scherg füh- rete sie/ mit großem Spott-Geschrey der beylauffenden Jugend/ samt ihrer Tochter zum Dorf hinaus. Eine sol- che Ruthe hat sich die Land-Betrüge- rin mit ihrer Wünschel-Ruthe auf den Rücken gebunden. Hätte sie die- ses Schelmen-Stück an einem Oet von höherer Jurisdiction begangen/ därfte sie vor den Scheiter-Hauffen nicht gesorget haben. Weil sie sich aber beklagte/ als thäte ihr das Herz so trefflich wehe/ als hatte sie hinfüro wenig Ursach/ den Ort mehr zu besu- chen/ und also über ihre verlogene Zustände zu klagen. Nach diesem Stücklein entschloße errei-
Kurzweiliger die baͤſten Kleider aus/ pruͤgelte ſie nochetliche mal uͤber den Rumpf. Sol- cher Geſtalten kame die Frau nicht al- lein um das Geſtohlene/ ſondern auch um das Jhrige/ und der Scherg fuͤh- rete ſie/ mit großem Spott-Geſchrey der beylauffenden Jugend/ ſamt ihrer Tochter zum Dorf hinaus. Eine ſol- che Ruthe hat ſich die Land-Betruͤge- rin mit ihrer Wuͤnſchel-Ruthe auf den Ruͤcken gebunden. Haͤtte ſie die- ſes Schelmen-Stuͤck an einem Oet von hoͤherer Jurisdiction begangen/ daͤrfte ſie vor den Scheiter-Hauffen nicht geſorget haben. Weil ſie ſich aber beklagte/ als thaͤte ihr das Herz ſo trefflich wehe/ als hatte ſie hinfuͤro wenig Urſach/ den Ort mehr zu beſu- chen/ und alſo uͤber ihre verlogene Zuſtaͤnde zu klagen. Nach dieſem Stuͤcklein entſchloße errei-
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Kurzweiliger
die baͤſten Kleider aus/ pruͤgelte ſie noch
etliche mal uͤber den Rumpf. Sol-
cher Geſtalten kame die Frau nicht al-
lein um das Geſtohlene/ ſondern auch
um das Jhrige/ und der Scherg fuͤh-
rete ſie/ mit großem Spott-Geſchrey
der beylauffenden Jugend/ ſamt ihrer
Tochter zum Dorf hinaus. Eine ſol-
che Ruthe hat ſich die Land-Betruͤge-
rin mit ihrer Wuͤnſchel-Ruthe auf
den Ruͤcken gebunden. Haͤtte ſie die-
ſes Schelmen-Stuͤck an einem Oet
von hoͤherer Jurisdiction begangen/
daͤrfte ſie vor den Scheiter-Hauffen
nicht geſorget haben. Weil ſie ſich
aber beklagte/ als thaͤte ihr das Herz
ſo trefflich wehe/ als hatte ſie hinfuͤro
wenig Urſach/ den Ort mehr zu beſu-
chen/ und alſo uͤber ihre verlogene
Zuſtaͤnde zu klagen.
Nach dieſem Stuͤcklein entſchloße
ſie/ die Edelfrau/ eine kleine Jurisdi-
ction anzuſtellen/ damit ſie auf das
wenigſte in dergleichen Begebenheiten
einen ſchaͤrfern Ernſt gebrauchen koͤnte/
dahero machte ſie mich zum Hofmeiſter/
als ich kaum das achtzehende Jahr er-
errei-
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