Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie II. Buch.
gen-Haus gefangen sitzet. Euer
Reichthum ist in meinen Händen/ und
ehe eine Stunde vorüber gehet/ will
ich euch das Weib samt ihrer Tochter
und dem gestohlenen Gut/ vor Augen
stellen. Es ist nicht zu sagen/ wie froh
die Edelfrau über die Rede des Jägers
war. Derohalben thaten sie ge-
schwinde zu der Sache/ und der Dorf-
Scherge brachte die Gefangenen in
der Edelfrauen Zimmer/ vor welchem
etliche Baurn-Knechte Schild-Wa-
che hielten. Die Schatz-Krämerin
war ganz erblaßet/ und ihre Tochter
weinete/ daß es taugte. Der Jäger
aber legte der Alten Daumen zwischen
seinen Büchsen-Hahn/ und wolte
schon anfangen zuschrauben/ aber sie be-
kante ohne allen Zwang und Drang/

1.
Erstlich/ daß daß Gespenst Niemand
anders sey gewesen/ als sie und ihre
Tochter/ daß sie aber in der Finster
brennend und voll Feuer geschienen/
seye geschehen/ weil sie sich mit dem
spiritu ignis (ist eine materia, so in
Ost-Jndien neulicher Zeit erst er-
fun-

Hiſtorie II. Buch.
gen-Haus gefangen ſitzet. Euer
Reichthum iſt in meinen Haͤnden/ und
ehe eine Stunde voruͤber gehet/ will
ich euch das Weib ſamt ihrer Tochter
und dem geſtohlenen Gut/ vor Augen
ſtellen. Es iſt nicht zu ſagen/ wie froh
die Edelfrau uͤber die Rede des Jaͤgers
war. Derohalben thaten ſie ge-
ſchwinde zu der Sache/ und der Dorf-
Scherge brachte die Gefangenen in
der Edelfrauen Zimmer/ vor welchem
etliche Baurn-Knechte Schild-Wa-
che hielten. Die Schatz-Kraͤmerin
war ganz erblaßet/ und ihre Tochter
weinete/ daß es taugte. Der Jaͤger
aber legte der Alten Daumen zwiſchen
ſeinen Buͤchſen-Hahn/ und wolte
ſchon anfangen zuſchrauben/ aber ſie be-
kante ohne allen Zwang und Drang/

1.
Erſtlich/ daß daß Geſpenſt Niemand
anders ſey geweſen/ als ſie und ihre
Tochter/ daß ſie aber in der Finſter
brennend und voll Feuer geſchienen/
ſeye geſchehen/ weil ſie ſich mit dem
ſpiritu ignis (iſt eine materia, ſo in
Oſt-Jndien neulicher Zeit erſt er-
fun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0095" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> Buch.</hi></fw><lb/>
gen-Haus gefangen &#x017F;itzet. Euer<lb/>
Reichthum i&#x017F;t in meinen Ha&#x0364;nden/ und<lb/>
ehe eine Stunde voru&#x0364;ber gehet/ will<lb/>
ich euch das Weib &#x017F;amt ihrer Tochter<lb/>
und dem ge&#x017F;tohlenen Gut/ vor Augen<lb/>
&#x017F;tellen. Es i&#x017F;t nicht zu &#x017F;agen/ wie froh<lb/>
die Edelfrau u&#x0364;ber die Rede des Ja&#x0364;gers<lb/>
war. Derohalben thaten &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;chwinde zu der Sache/ und der Dorf-<lb/>
Scherge brachte die Gefangenen in<lb/>
der Edelfrauen Zimmer/ vor welchem<lb/>
etliche Baurn-Knechte Schild-Wa-<lb/>
che hielten. Die Schatz-Kra&#x0364;merin<lb/>
war ganz erblaßet/ und ihre Tochter<lb/>
weinete/ daß es taugte. Der Ja&#x0364;ger<lb/>
aber legte der Alten Daumen zwi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;einen Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Hahn/ und wolte<lb/>
&#x017F;chon anfangen zu&#x017F;chrauben/ aber &#x017F;ie be-<lb/>
kante ohne allen Zwang und Drang/</p><lb/>
        <list>
          <item><hi rendition="#c">1.</hi><lb/>
Er&#x017F;tlich/ daß daß Ge&#x017F;pen&#x017F;t Niemand<lb/>
anders &#x017F;ey gewe&#x017F;en/ als &#x017F;ie und ihre<lb/>
Tochter/ daß &#x017F;ie aber in der Fin&#x017F;ter<lb/>
brennend und voll Feuer ge&#x017F;chienen/<lb/>
&#x017F;eye ge&#x017F;chehen/ weil &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;piritu ignis</hi> (i&#x017F;t eine <hi rendition="#aq">materia,</hi> &#x017F;o in<lb/>
O&#x017F;t-Jndien neulicher Zeit er&#x017F;t er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fun-</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] Hiſtorie II. Buch. gen-Haus gefangen ſitzet. Euer Reichthum iſt in meinen Haͤnden/ und ehe eine Stunde voruͤber gehet/ will ich euch das Weib ſamt ihrer Tochter und dem geſtohlenen Gut/ vor Augen ſtellen. Es iſt nicht zu ſagen/ wie froh die Edelfrau uͤber die Rede des Jaͤgers war. Derohalben thaten ſie ge- ſchwinde zu der Sache/ und der Dorf- Scherge brachte die Gefangenen in der Edelfrauen Zimmer/ vor welchem etliche Baurn-Knechte Schild-Wa- che hielten. Die Schatz-Kraͤmerin war ganz erblaßet/ und ihre Tochter weinete/ daß es taugte. Der Jaͤger aber legte der Alten Daumen zwiſchen ſeinen Buͤchſen-Hahn/ und wolte ſchon anfangen zuſchrauben/ aber ſie be- kante ohne allen Zwang und Drang/ 1. Erſtlich/ daß daß Geſpenſt Niemand anders ſey geweſen/ als ſie und ihre Tochter/ daß ſie aber in der Finſter brennend und voll Feuer geſchienen/ ſeye geſchehen/ weil ſie ſich mit dem ſpiritu ignis (iſt eine materia, ſo in Oſt-Jndien neulicher Zeit erſt er- fun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/95
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/95>, abgerufen am 28.11.2024.