[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger derum zurück und nach Hause zu keh-ren. Meine Mutter hätte sie gern auf ein Mittag-Mahl geladen/ aber das pure Unvermägen ließe sie hierin- nen nicht höflich seyn/ solches vermerkte die Edelfrau bäster Maßens/ und tru- ge mit unserer Armuht nicht ein gerin- ges Mitleyden. Sie verzehrete ihre übrige Brocken aus dem Mantel- Sack/ und was nicht zureichte/ das ließ sie aus unserer Dorf-Schenke bringen/ und weil ich ihr aus der Mas- sen wolgefiel/ bat sie meine Mutter/ sie mägte mich mitlaßen/ sie wolle mich als ihr eigen Kind erziehen/ und mei- ner mit guter Obsicht pflegen. Es ist wahr/ daß meine Eltern hierüber keine geringe Freude hatten/ deßwegen ließen sie es gar leichtlich geschehen/ und mein Vater gabe mir das Geleite zu dem Dorf hinaus. Nach fünf Stunden bestiegen wir einen bedingten Baur- Wagen. Mein Vater beurlaubte mich nächst einer Creutz-Seule/ bey welcher jüngster Tagen eine Mord- That vorübergangen. Er befahle mich der Edelfrauen wol tausend ma- len/ und
Kurzweiliger derum zuruͤck und nach Hauſe zu keh-ren. Meine Mutter haͤtte ſie gern auf ein Mittag-Mahl geladen/ aber das pure Unvermaͤgen ließe ſie hierin- nen nicht hoͤflich ſeyn/ ſolches vermerkte die Edelfrau baͤſter Maßens/ und tru- ge mit unſerer Armuht nicht ein gerin- ges Mitleyden. Sie verzehrete ihre uͤbrige Brocken aus dem Mantel- Sack/ und was nicht zureichte/ das ließ ſie aus unſerer Dorf-Schenke bringen/ und weil ich ihr aus der Maſ- ſen wolgefiel/ bat ſie meine Mutter/ ſie maͤgte mich mitlaßen/ ſie wolle mich als ihr eigen Kind erziehen/ und mei- ner mit guter Obſicht pflegen. Es iſt wahr/ daß meine Eltern hieruͤber keine geringe Freude hatten/ deßwegen ließen ſie es gar leichtlich geſchehen/ und mein Vater gabe mir das Geleite zu dem Dorf hinaus. Nach fuͤnf Stunden beſtiegen wir einen bedingten Baur- Wagen. Mein Vater beurlaubte mich naͤchſt einer Creutz-Seule/ bey welcher juͤngſter Tagen eine Mord- That voruͤbergangen. Er befahle mich der Edelfrauen wol tauſend ma- len/ und
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Kurzweiliger
derum zuruͤck und nach Hauſe zu keh-
ren. Meine Mutter haͤtte ſie gern
auf ein Mittag-Mahl geladen/ aber
das pure Unvermaͤgen ließe ſie hierin-
nen nicht hoͤflich ſeyn/ ſolches vermerkte
die Edelfrau baͤſter Maßens/ und tru-
ge mit unſerer Armuht nicht ein gerin-
ges Mitleyden. Sie verzehrete ihre
uͤbrige Brocken aus dem Mantel-
Sack/ und was nicht zureichte/ das
ließ ſie aus unſerer Dorf-Schenke
bringen/ und weil ich ihr aus der Maſ-
ſen wolgefiel/ bat ſie meine Mutter/ ſie
maͤgte mich mitlaßen/ ſie wolle mich
als ihr eigen Kind erziehen/ und mei-
ner mit guter Obſicht pflegen. Es iſt
wahr/ daß meine Eltern hieruͤber keine
geringe Freude hatten/ deßwegen ließen
ſie es gar leichtlich geſchehen/ und mein
Vater gabe mir das Geleite zu dem
Dorf hinaus. Nach fuͤnf Stunden
beſtiegen wir einen bedingten Baur-
Wagen. Mein Vater beurlaubte
mich naͤchſt einer Creutz-Seule/ bey
welcher juͤngſter Tagen eine Mord-
That voruͤbergangen. Er befahle
mich der Edelfrauen wol tauſend ma-
len/ und
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