[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie I. Buch. te/ aber aber! mich dunket/ das Un-glück habe den Menschen mit einer solchen Gelegenheit zu lieben dermalen verschonen wollen/ dann so sehr sich meine Tochter gegen der Liebe sperrete verkuppelte sie sich doch selbsten/ und zwar unerhörender Weise/ an einen Schind-Knecht/ mit welchem sie vor- gestern Abends heimlich durchgangen und davon geloffen. Dahero ist die- ses die Ursach meiner alhiesigen Ge- genwart/ weil ich sie hin und wieder an diesen umligenden Orten gesuchet ha- be. Es sind auch auf vier Straßen reutende Bothen ausgeschicket/ aber der Schind-Knecht ist wol schon über sie- ben Berge aus/ weil er mir samt der Tochter ein Pferd aus dem Stall ge- stohlen/ und sich dahin gewendet hat/ wo er vermeinet am sichersten zu seyn; hiermit fienge sie an zu weinen/ die große Untugend ihrer flüchtigen Tochter be- klagend/ und fragte zugleich/ ob sie nichts von der Sache gesehen noch ge- höret hätten? Aber meine Eltern konten ihr nicht die geringste Nach- richt ertheilen/ deßgleichen wusten auch die C
Hiſtorie I. Buch. te/ aber aber! mich dunket/ das Un-gluͤck habe den Menſchen mit einer ſolchen Gelegenheit zu lieben dermalen verſchonen wollen/ dann ſo ſehr ſich meine Tochter gegen der Liebe ſperrete verkuppelte ſie ſich doch ſelbſten/ und zwar unerhoͤrender Weiſe/ an einen Schind-Knecht/ mit welchem ſie vor- geſtern Abends heimlich durchgangen und davon geloffen. Dahero iſt die- ſes die Urſach meiner alhieſigen Ge- genwart/ weil ich ſie hin und wieder an dieſen umligenden Orten geſuchet ha- be. Es ſind auch auf vier Straßen reutende Bothen ausgeſchicket/ aber der Schind-Knecht iſt wol ſchon uͤber ſie- ben Berge aus/ weil er mir ſamt der Tochter ein Pferd aus dem Stall ge- ſtohlen/ und ſich dahin gewendet hat/ wo er vermeinet am ſicherſten zu ſeyn; hiermit fienge ſie an zu weinen/ die große Untugend ihrer fluͤchtigen Tochter be- klagend/ und fragte zugleich/ ob ſie nichts von der Sache geſehen noch ge- hoͤret haͤtten? Aber meine Eltern konten ihr nicht die geringſte Nach- richt ertheilen/ deßgleichen wuſten auch die C
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Hiſtorie I. Buch.
te/ aber aber! mich dunket/ das Un-
gluͤck habe den Menſchen mit einer
ſolchen Gelegenheit zu lieben dermalen
verſchonen wollen/ dann ſo ſehr ſich
meine Tochter gegen der Liebe ſperrete
verkuppelte ſie ſich doch ſelbſten/ und
zwar unerhoͤrender Weiſe/ an einen
Schind-Knecht/ mit welchem ſie vor-
geſtern Abends heimlich durchgangen
und davon geloffen. Dahero iſt die-
ſes die Urſach meiner alhieſigen Ge-
genwart/ weil ich ſie hin und wieder an
dieſen umligenden Orten geſuchet ha-
be. Es ſind auch auf vier Straßen
reutende Bothen ausgeſchicket/ aber der
Schind-Knecht iſt wol ſchon uͤber ſie-
ben Berge aus/ weil er mir ſamt der
Tochter ein Pferd aus dem Stall ge-
ſtohlen/ und ſich dahin gewendet hat/
wo er vermeinet am ſicherſten zu ſeyn;
hiermit fienge ſie an zu weinen/ die große
Untugend ihrer fluͤchtigen Tochter be-
klagend/ und fragte zugleich/ ob ſie
nichts von der Sache geſehen noch ge-
hoͤret haͤtten? Aber meine Eltern
konten ihr nicht die geringſte Nach-
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die
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