[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie I. Buch. mals kame meine Tochter in seinerAbwesenheit über das Leim-Leder/ und bekleckte mit solchem das ganze heimliche Gemach/ wer sich nun des- sen gebrauchen wolte/ und nicht gute Obsicht hatte/ der bliebe eine gerau- me Zeit mit dem Hintern auf dem Bret kleben/ und wann ich sie darum straffte/ so zeigte sie mir die Feigen/ und drohete/ so ich ihr nur mehr das geringste thun würde/ so wolle sie in ein Wasser springen und sich ersäuffen. Lezlich hielt ich ihr einen Praeceptornaus der Stadt/ aber es war ein junger Gelb-Schnabel/ welcher auser dem Vaterland nicht viel Pfennig-Sem- mel gegeßen hatte/ mit demselben triebe sie ihren absonderlichen Muht- willen/ und nähete ihm oft in der Nacht Hosen/ Wammes/ Strümpf und Schuhe zusammen. Sie war so keck/ daß sie Nachts-Zeiten auf einen Bogen Papyr hofirte und es denen Mägden über das Fenster hin- unter auf die Köpfe wurffe/ und wann sie in die Kirche gehen solte/ stellete sie sich trefflich krank/ und gabe fast alle Tage
Hiſtorie I. Buch. mals kame meine Tochter in ſeinerAbweſenheit uͤber das Leim-Leder/ und bekleckte mit ſolchem das ganze heimliche Gemach/ wer ſich nun deſ- ſen gebrauchen wolte/ und nicht gute Obſicht hatte/ der bliebe eine gerau- me Zeit mit dem Hintern auf dem Bret kleben/ und wann ich ſie darum ſtraffte/ ſo zeigte ſie mir die Feigen/ und drohete/ ſo ich ihr nur mehr das geringſte thun wuͤrde/ ſo wolle ſie in ein Waſſer ſpringen und ſich erſaͤuffen. Lezlich hielt ich ihr einen Præceptornaus der Stadt/ aber es war ein junger Gelb-Schnabel/ welcher auſer dem Vaterland nicht viel Pfennig-Sem- mel gegeßen hatte/ mit demſelben triebe ſie ihren abſonderlichen Muht- willen/ und naͤhete ihm oft in der Nacht Hoſen/ Wammes/ Struͤmpf und Schuhe zuſammen. Sie war ſo keck/ daß ſie Nachts-Zeiten auf einen Bogen Papyr hofirte und es denen Maͤgden uͤber das Fenſter hin- unter auf die Koͤpfe wurffe/ und wann ſie in die Kirche gehen ſolte/ ſtellete ſie ſich trefflich krank/ und gabe faſt alle Tage
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Hiſtorie I. Buch.
mals kame meine Tochter in ſeiner
Abweſenheit uͤber das Leim-Leder/
und bekleckte mit ſolchem das ganze
heimliche Gemach/ wer ſich nun deſ-
ſen gebrauchen wolte/ und nicht gute
Obſicht hatte/ der bliebe eine gerau-
me Zeit mit dem Hintern auf dem
Bret kleben/ und wann ich ſie darum
ſtraffte/ ſo zeigte ſie mir die Feigen/
und drohete/ ſo ich ihr nur mehr das
geringſte thun wuͤrde/ ſo wolle ſie in
ein Waſſer ſpringen und ſich erſaͤuffen.
Lezlich hielt ich ihr einen Præceptornaus
der Stadt/ aber es war ein junger
Gelb-Schnabel/ welcher auſer dem
Vaterland nicht viel Pfennig-Sem-
mel gegeßen hatte/ mit demſelben
triebe ſie ihren abſonderlichen Muht-
willen/ und naͤhete ihm oft in der
Nacht Hoſen/ Wammes/ Struͤmpf
und Schuhe zuſammen. Sie war
ſo keck/ daß ſie Nachts-Zeiten auf
einen Bogen Papyr hofirte und es
denen Maͤgden uͤber das Fenſter hin-
unter auf die Koͤpfe wurffe/ und wann
ſie in die Kirche gehen ſolte/ ſtellete ſie
ſich trefflich krank/ und gabe faſt alle
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Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/49>, abgerufen am 08.07.2024. |