Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
war sie mit meinem Liebsten auf
und davon; dann solches bezeugten
etliche Leute auf dem nächst-ligenden
Dorf/ welche sie in der Nacht auf
zweyen Pferden mit Sack und Pack
hatte hindurch ziehen sehen/ samt
noch einem/ der einen großen Licht-
Schimmel solle geritten haben.

Dieses war die ganze Urkund/
so ich in meiner höchsten Noht ein-
holen können; aber ich fande viel ein
anders in meinem Geld-Schränklem/
alwo mir mein Liebster an statt der
rohten Ducaten einen Pfifferling fol-
gendes Jnhalts hinein gelegt. Lieb-
ster Schatz! Es ist wahr/ daß ich
deine Lieb gegen mir iederzeit ohne
Falsch gefunden/ dahero bin ich aus
Antrieb deiner Jugend getrieben wor-
den/ dich nicht länger zu betriegen/
bekenne demnach/ daß ich eben aus
der Gesellschafft bin/ worunter deine
Schwester die Bettlerin erstes mal
in dem Walde gefallen. Dieser hab
ich mich wegen Schönheit ihres ver-
ehlichet/ wir hatten gar ein gutes
Verständnüß zusammen/ hättestu

sie in

Kurzweiliger
war ſie mit meinem Liebſten auf
und davon; dann ſolches bezeugten
etliche Leute auf dem naͤchſt-ligenden
Dorf/ welche ſie in der Nacht auf
zweyen Pferden mit Sack und Pack
hatte hindurch ziehen ſehen/ ſamt
noch einem/ der einen großen Licht-
Schimmel ſolle geritten haben.

Dieſes war die ganze Urkund/
ſo ich in meiner hoͤchſten Noht ein-
holen koͤnnen; aber ich fande viel ein
anders in meinem Geld-Schraͤnklem/
alwo mir mein Liebſter an ſtatt der
rohten Ducaten einen Pfifferling fol-
gendes Jnhalts hinein gelegt. Lieb-
ſter Schatz! Es iſt wahr/ daß ich
deine Lieb gegen mir iederzeit ohne
Falſch gefunden/ dahero bin ich aus
Antrieb deiner Jugend getrieben wor-
den/ dich nicht laͤnger zu betriegen/
bekenne demnach/ daß ich eben aus
der Geſellſchafft bin/ worunter deine
Schweſter die Bettlerin erſtes mal
in dem Walde gefallen. Dieſer hab
ich mich wegen Schoͤnheit ihres ver-
ehlichet/ wir hatten gar ein gutes
Verſtaͤndnuͤß zuſammen/ haͤtteſtu

ſie in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
war &#x017F;ie mit meinem Lieb&#x017F;ten auf<lb/>
und davon; dann &#x017F;olches bezeugten<lb/>
etliche Leute auf dem na&#x0364;ch&#x017F;t-ligenden<lb/>
Dorf/ welche &#x017F;ie in der Nacht auf<lb/>
zweyen Pferden mit Sack und Pack<lb/>
hatte hindurch ziehen &#x017F;ehen/ &#x017F;amt<lb/>
noch einem/ der einen großen Licht-<lb/>
Schimmel &#x017F;olle geritten haben.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es war die ganze Urkund/<lb/>
&#x017F;o ich in meiner ho&#x0364;ch&#x017F;ten Noht ein-<lb/>
holen ko&#x0364;nnen; aber ich fande viel ein<lb/>
anders in meinem Geld-Schra&#x0364;nklem/<lb/>
alwo mir mein Lieb&#x017F;ter an &#x017F;tatt der<lb/>
rohten Ducaten einen Pfifferling fol-<lb/>
gendes Jnhalts hinein gelegt. Lieb-<lb/>
&#x017F;ter Schatz! Es i&#x017F;t wahr/ daß ich<lb/>
deine Lieb gegen mir iederzeit ohne<lb/>
Fal&#x017F;ch gefunden/ dahero bin ich aus<lb/>
Antrieb deiner Jugend getrieben wor-<lb/>
den/ dich nicht la&#x0364;nger zu betriegen/<lb/>
bekenne demnach/ daß ich eben aus<lb/>
der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft bin/ worunter deine<lb/>
Schwe&#x017F;ter die Bettlerin er&#x017F;tes mal<lb/>
in dem Walde gefallen. Die&#x017F;er hab<lb/>
ich mich wegen Scho&#x0364;nheit ihres ver-<lb/>
ehlichet/ wir hatten gar ein gutes<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;ndnu&#x0364;ß zu&#x017F;ammen/ ha&#x0364;tte&#x017F;tu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0042] Kurzweiliger war ſie mit meinem Liebſten auf und davon; dann ſolches bezeugten etliche Leute auf dem naͤchſt-ligenden Dorf/ welche ſie in der Nacht auf zweyen Pferden mit Sack und Pack hatte hindurch ziehen ſehen/ ſamt noch einem/ der einen großen Licht- Schimmel ſolle geritten haben. Dieſes war die ganze Urkund/ ſo ich in meiner hoͤchſten Noht ein- holen koͤnnen; aber ich fande viel ein anders in meinem Geld-Schraͤnklem/ alwo mir mein Liebſter an ſtatt der rohten Ducaten einen Pfifferling fol- gendes Jnhalts hinein gelegt. Lieb- ſter Schatz! Es iſt wahr/ daß ich deine Lieb gegen mir iederzeit ohne Falſch gefunden/ dahero bin ich aus Antrieb deiner Jugend getrieben wor- den/ dich nicht laͤnger zu betriegen/ bekenne demnach/ daß ich eben aus der Geſellſchafft bin/ worunter deine Schweſter die Bettlerin erſtes mal in dem Walde gefallen. Dieſer hab ich mich wegen Schoͤnheit ihres ver- ehlichet/ wir hatten gar ein gutes Verſtaͤndnuͤß zuſammen/ haͤtteſtu ſie in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/42
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/42>, abgerufen am 28.11.2024.