Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie I. Buch.
etwas geitziger/ als mein Geschwi-
strigt/ und gabe dahero auf meine
Sachen sehr fleißig acht/ und so em-
sig ich auch das Meine angenohmmen/
wurde ich doch mehr/ als iemalen ein
Mensch/ darum gebracht/ und mit
aller meiner Sorgfältigkeit über den
Hauffen geworffen.

Die Hochzeit wurde eben auf dem
Schloße/ da ich meine Verlöbnüß
gehalten/ und es gienge mir zwischen
dieser Zeit gleichsam in dem Traum
vor/ wie hernach mit mir gespielet
worden. Nämlich der neue Bräuti-
gam wohnete etwan ein halb Jahr
bey mir/ da er mich einsmals
in der Nacht heimlich verließ/ und
mich meines Geldes und Gutes bis
auf den Grund beraubete. Jch hat-
te ihm meine Schwester nicht zu er-
kennen geben/ sondern sie als eine
künftige Amme zu mir aufgenommen/
dahero muhtmaßete ich/ er wäre viel-
leicht dahinter gelanget/ und hätte
aus diesem Grund einzige Ursach ge-
schöpfet/ mich zu verlaßen. Als ich
aber nach der Bettlerin fragen ließe/

war

Hiſtorie I. Buch.
etwas geitziger/ als mein Geſchwi-
ſtrigt/ und gabe dahero auf meine
Sachen ſehr fleißig acht/ und ſo em-
ſig ich auch das Meine angenohm̃en/
wurde ich doch mehr/ als iemalen ein
Menſch/ darum gebracht/ und mit
aller meiner Sorgfaͤltigkeit uͤber den
Hauffen geworffen.

Die Hochzeit wurde eben auf dem
Schloße/ da ich meine Verloͤbnuͤß
gehalten/ und es gienge mir zwiſchen
dieſer Zeit gleichſam in dem Traum
vor/ wie hernach mit mir geſpielet
worden. Naͤmlich der neue Braͤuti-
gam wohnete etwan ein halb Jahr
bey mir/ da er mich einsmals
in der Nacht heimlich verließ/ und
mich meines Geldes und Gutes bis
auf den Grund beraubete. Jch hat-
te ihm meine Schweſter nicht zu er-
kennen geben/ ſondern ſie als eine
kuͤnftige Amme zu mir aufgenommen/
dahero muhtmaßete ich/ er waͤre viel-
leicht dahinter gelanget/ und haͤtte
aus dieſem Grund einzige Urſach ge-
ſchoͤpfet/ mich zu verlaßen. Als ich
aber nach der Bettlerin fragen ließe/

war
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#b">Buch.</hi></fw><lb/>
etwas geitziger/ als mein Ge&#x017F;chwi-<lb/>
&#x017F;trigt/ und gabe dahero auf meine<lb/>
Sachen &#x017F;ehr fleißig acht/ und &#x017F;o em-<lb/>
&#x017F;ig ich auch das Meine angenohm&#x0303;en/<lb/>
wurde ich doch mehr/ als iemalen ein<lb/>
Men&#x017F;ch/ darum gebracht/ und mit<lb/>
aller meiner Sorgfa&#x0364;ltigkeit u&#x0364;ber den<lb/>
Hauffen geworffen.</p><lb/>
        <p>Die Hochzeit wurde eben auf dem<lb/>
Schloße/ da ich meine Verlo&#x0364;bnu&#x0364;ß<lb/>
gehalten/ und es gienge mir zwi&#x017F;chen<lb/>
die&#x017F;er Zeit gleich&#x017F;am in dem Traum<lb/>
vor/ wie hernach mit mir ge&#x017F;pielet<lb/>
worden. Na&#x0364;mlich der neue Bra&#x0364;uti-<lb/>
gam wohnete etwan ein halb Jahr<lb/>
bey mir/ da er mich einsmals<lb/>
in der Nacht heimlich verließ/ und<lb/>
mich meines Geldes und Gutes bis<lb/>
auf den Grund beraubete. Jch hat-<lb/>
te ihm meine Schwe&#x017F;ter nicht zu er-<lb/>
kennen geben/ &#x017F;ondern &#x017F;ie als eine<lb/>
ku&#x0364;nftige Amme zu mir aufgenommen/<lb/>
dahero muhtmaßete ich/ er wa&#x0364;re viel-<lb/>
leicht dahinter gelanget/ und ha&#x0364;tte<lb/>
aus die&#x017F;em Grund einzige Ur&#x017F;ach ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfet/ mich zu verlaßen. Als ich<lb/>
aber nach der Bettlerin fragen ließe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] Hiſtorie I. Buch. etwas geitziger/ als mein Geſchwi- ſtrigt/ und gabe dahero auf meine Sachen ſehr fleißig acht/ und ſo em- ſig ich auch das Meine angenohm̃en/ wurde ich doch mehr/ als iemalen ein Menſch/ darum gebracht/ und mit aller meiner Sorgfaͤltigkeit uͤber den Hauffen geworffen. Die Hochzeit wurde eben auf dem Schloße/ da ich meine Verloͤbnuͤß gehalten/ und es gienge mir zwiſchen dieſer Zeit gleichſam in dem Traum vor/ wie hernach mit mir geſpielet worden. Naͤmlich der neue Braͤuti- gam wohnete etwan ein halb Jahr bey mir/ da er mich einsmals in der Nacht heimlich verließ/ und mich meines Geldes und Gutes bis auf den Grund beraubete. Jch hat- te ihm meine Schweſter nicht zu er- kennen geben/ ſondern ſie als eine kuͤnftige Amme zu mir aufgenommen/ dahero muhtmaßete ich/ er waͤre viel- leicht dahinter gelanget/ und haͤtte aus dieſem Grund einzige Urſach ge- ſchoͤpfet/ mich zu verlaßen. Als ich aber nach der Bettlerin fragen ließe/ war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/41
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/41>, abgerufen am 24.11.2024.