[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger leute über das Land herholen/ diegeigten eins nach dem andern auf/ und strichen lustig zum Tanz. Mir aber war die Karte ganz verkehret/ und mein Liebster hatte mit großer Mühe zu thun/ mich meiner Traur zu entheben/ und ob er schon ohne Unterlaß um die Ursach fragte/ gab ich ihm doch kein andere Antwort/ als daß ich mich um die Brust nicht wol befünde; dann ich schämte mich/ ihme diesen Spott zu offenbaren/ weil ich ihn noch nicht über vier mal gesehen hatte/ und also sein Herz noch nicht recht kante. Damit ihr aber wißet/ wie ich mit der-
Kurzweiliger leute uͤber das Land herholen/ diegeigten eins nach dem andern auf/ und ſtrichen luſtig zum Tanz. Mir aber war die Karte ganz verkehret/ und mein Liebſter hatte mit großer Muͤhe zu thun/ mich meiner Traur zu entheben/ und ob er ſchon ohne Unterlaß um die Urſach fragte/ gab ich ihm doch kein andere Antwort/ als daß ich mich um die Bruſt nicht wol befuͤnde; dann ich ſchaͤmte mich/ ihme dieſen Spott zu offenbaren/ weil ich ihn noch nicht uͤber vier mal geſehen hatte/ und alſo ſein Herz noch nicht recht kante. Damit ihr aber wißet/ wie ich mit der-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/> leute uͤber das Land herholen/ die<lb/> geigten eins nach dem andern auf/<lb/> und ſtrichen luſtig zum Tanz. Mir<lb/> aber war die Karte ganz verkehret/<lb/> und mein Liebſter hatte mit großer<lb/> Muͤhe zu thun/ mich meiner Traur<lb/> zu entheben/ und ob er ſchon ohne<lb/> Unterlaß um die Urſach fragte/ gab<lb/> ich ihm doch kein andere Antwort/ als<lb/> daß ich mich um die Bruſt nicht wol<lb/> befuͤnde; dann ich ſchaͤmte mich/ ihme<lb/> dieſen Spott zu offenbaren/ weil ich<lb/> ihn noch nicht uͤber vier mal geſehen<lb/> hatte/ und alſo ſein Herz noch nicht<lb/> recht kante.</p><lb/> <p>Damit ihr aber wißet/ wie ich mit<lb/> ihm in dieſe unverhoffte Heyraht ge-<lb/> rahten/ ſo hoͤret/ daß ich einen Vet-<lb/> ter habe/ welcher all ſein Leben-lang<lb/> ſo wenig gut gethan/ als die beſchrie-<lb/> bene Schweſter/ er ſahe auf nichts<lb/> mehrers/ als wie er ſeine Freund be-<lb/> ruͤcken und betruͤgen maͤgte. Endlich<lb/> jagte ihn ſein Vatter hinweg/ iſt aber<lb/> nach deßen Tod gleichwol wieder zu-<lb/> ruͤck kommen/ und hat das Gut Erb-<lb/> ſaͤßig eingenohm̃en. Er panqvetirte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
Kurzweiliger
leute uͤber das Land herholen/ die
geigten eins nach dem andern auf/
und ſtrichen luſtig zum Tanz. Mir
aber war die Karte ganz verkehret/
und mein Liebſter hatte mit großer
Muͤhe zu thun/ mich meiner Traur
zu entheben/ und ob er ſchon ohne
Unterlaß um die Urſach fragte/ gab
ich ihm doch kein andere Antwort/ als
daß ich mich um die Bruſt nicht wol
befuͤnde; dann ich ſchaͤmte mich/ ihme
dieſen Spott zu offenbaren/ weil ich
ihn noch nicht uͤber vier mal geſehen
hatte/ und alſo ſein Herz noch nicht
recht kante.
Damit ihr aber wißet/ wie ich mit
ihm in dieſe unverhoffte Heyraht ge-
rahten/ ſo hoͤret/ daß ich einen Vet-
ter habe/ welcher all ſein Leben-lang
ſo wenig gut gethan/ als die beſchrie-
bene Schweſter/ er ſahe auf nichts
mehrers/ als wie er ſeine Freund be-
ruͤcken und betruͤgen maͤgte. Endlich
jagte ihn ſein Vatter hinweg/ iſt aber
nach deßen Tod gleichwol wieder zu-
ruͤck kommen/ und hat das Gut Erb-
ſaͤßig eingenohm̃en. Er panqvetirte
der-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |