[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie IV. Buch. um ein Spott-Geld. Wir bedanktenuns seiner notification, und verschwo- ren uus hoch und theur/ uns bey dem Fürsten des Landes zu beklagen/ aber der Edelmann hatte bey Hofe so viel Gönner und Fautores, daß sie uns bald eher als ihn ergriffen und wegen der Klage abgestraffet hätten/ dann sie sagten/ daß kein andächtiger Mensch unter der Sonnen/ alß eben dieser von Adel lebte; Ja sie wusten dem Fürsten die Sache mit einem solchen angeneh- men Färblein vorzutragen/ daß wir Zeit hatten/ heimlich durchzugehen/ sonsten hätten wir die Suppe ausfräs- sen müßen/ die wir doch nicht geko- chet hatten. Drey Meyl Wegs auser diesem dennoch
Hiſtorie IV. Buch. um ein Spott-Geld. Wir bedanktenuns ſeiner notification, und verſchwo- ren uus hoch und theur/ uns bey dem Fuͤrſten des Landes zu beklagen/ aber der Edelmann hatte bey Hofe ſo viel Goͤnner und Fautores, daß ſie uns bald eher als ihn ergriffen und wegen der Klage abgeſtraffet haͤtten/ dann ſie ſagten/ daß kein andaͤchtiger Menſch unter der Sonnen/ alß eben dieſer von Adel lebte; Ja ſie wuſten dem Fuͤrſten die Sache mit einem ſolchen angeneh- men Faͤrblein vorzutragen/ daß wir Zeit hatten/ heimlich durchzugehen/ ſonſten haͤtten wir die Suppe ausfraͤſ- ſen muͤßen/ die wir doch nicht geko- chet hatten. Drey Meyl Wegs auſer dieſem dennoch
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Hiſtorie IV. Buch.
um ein Spott-Geld. Wir bedankten
uns ſeiner notification, und verſchwo-
ren uus hoch und theur/ uns bey dem
Fuͤrſten des Landes zu beklagen/ aber
der Edelmann hatte bey Hofe ſo viel
Goͤnner und Fautores, daß ſie uns
bald eher als ihn ergriffen und wegen
der Klage abgeſtraffet haͤtten/ dann ſie
ſagten/ daß kein andaͤchtiger Menſch
unter der Sonnen/ alß eben dieſer von
Adel lebte; Ja ſie wuſten dem Fuͤrſten
die Sache mit einem ſolchen angeneh-
men Faͤrblein vorzutragen/ daß wir
Zeit hatten/ heimlich durchzugehen/
ſonſten haͤtten wir die Suppe ausfraͤſ-
ſen muͤßen/ die wir doch nicht geko-
chet hatten.
Drey Meyl Wegs auſer dieſem
Schloße bekame uns ein alter Bett-
ler/ welchen ich kennen ſolte. Jch
entſinnte mich gar bald/ daß es derje-
nige ſeye/ welcher ehedeßen in unſerm
Dorfe um das Tag-Lohn Stroh ge-
ſchnitten/ hernach von denen Soldaten
dermaßen waͤre beſchaͤdiget worden/
daß er gezwungen das Brodt vom
Hauſe zu Hauſe ſuchen muſte. Aber
dennoch
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