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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie IV. Buch.
te mir auch wegen der Auswürkung
dieser invention ihr Jäger-Kleid/ und
mit solchem gienge ich fast täglich ange-
kleidet in die umligende Wälder/ nahm
meine Laute unter die Arm/ und sange
zuweilen bey den hohen Thannen eine
Traur-Ode nach der andern/ un-
terweilen auch ein verliebtes Lied/ und
mit solcher Music vertriebe ich die ein-
gebildete Traurigkeit/ samt denen
langweiligen Stunden nicht ein
geringes.

Einsmals/ als ich wegen der hiz-
zigen Sonnen-Strahlen etwas tief-
fer in den Wald gienge/ kam ich zu ei-
nem hohen Felsen. Er war so artig von
Natur formirt/ daß er mich nicht un-
gleich dem abgemahlten Berg Parnaß
mahnete/ und weil wegen dieser seiner
Form noch darzn ein lustiger Quell sich
von der Höhe herabweltzete/ satzte ich
mich nächst denselben nieder/ Willens/
unter den angenehmen Murmeln des
Bächleins meine Laute unterzumen-
gen/ und ein Schäffer-Lied darein zu sin-
gen. Jch machte es so lange/ bis ich end-
lich Lust bekame/ von den Christallen-

Wasser

Hiſtorie IV. Buch.
te mir auch wegen der Auswuͤrkung
dieſer invention ihr Jaͤger-Kleid/ und
mit ſolchem gienge ich faſt taͤglich ange-
kleidet in die umligende Waͤlder/ nahm
meine Laute unter die Arm/ und ſange
zuweilen bey den hohen Thannen eine
Traur-Ode nach der andern/ un-
terweilen auch ein verliebtes Lied/ und
mit ſolcher Muſic vertriebe ich die ein-
gebildete Traurigkeit/ ſamt denen
langweiligen Stunden nicht ein
geringes.

Einsmals/ als ich wegen der hiz-
zigen Sonnen-Strahlen etwas tief-
fer in den Wald gienge/ kam ich zu ei-
nem hohen Felſen. Er war ſo artig von
Natur formirt/ daß er mich nicht un-
gleich dem abgemahlten Berg Parnaß
mahnete/ und weil wegen dieſer ſeiner
Form noch darzn ein luſtiger Quell ſich
von der Hoͤhe herabweltzete/ ſatzte ich
mich naͤchſt denſelben nieder/ Willens/
unter den angenehmen Murmeln des
Baͤchleins meine Laute unterzumen-
gen/ uñ ein Schaͤffer-Lied darein zu ſin-
gen. Jch machte es ſo lange/ bis ich end-
lich Luſt bekame/ von den Chriſtallen-

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[179/0187] Hiſtorie IV. Buch. te mir auch wegen der Auswuͤrkung dieſer invention ihr Jaͤger-Kleid/ und mit ſolchem gienge ich faſt taͤglich ange- kleidet in die umligende Waͤlder/ nahm meine Laute unter die Arm/ und ſange zuweilen bey den hohen Thannen eine Traur-Ode nach der andern/ un- terweilen auch ein verliebtes Lied/ und mit ſolcher Muſic vertriebe ich die ein- gebildete Traurigkeit/ ſamt denen langweiligen Stunden nicht ein geringes. Einsmals/ als ich wegen der hiz- zigen Sonnen-Strahlen etwas tief- fer in den Wald gienge/ kam ich zu ei- nem hohen Felſen. Er war ſo artig von Natur formirt/ daß er mich nicht un- gleich dem abgemahlten Berg Parnaß mahnete/ und weil wegen dieſer ſeiner Form noch darzn ein luſtiger Quell ſich von der Hoͤhe herabweltzete/ ſatzte ich mich naͤchſt denſelben nieder/ Willens/ unter den angenehmen Murmeln des Baͤchleins meine Laute unterzumen- gen/ uñ ein Schaͤffer-Lied darein zu ſin- gen. Jch machte es ſo lange/ bis ich end- lich Luſt bekame/ von den Chriſtallen- Waſſer

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/187>, abgerufen am 27.11.2024.