[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger gekommen/ deßwegen weil es nun Zeitsey zu Tisch zu gehen/ solle ich wieder mit ihm kommen/ es wäre ihm höchst leyd/ daß er heut zu Mittage nicht bey mir seyn können/ weil ihme in dem Walde ein großes Unglück mit seinem Birst-Rohr zugestoßen/ in dem er sich bey einem Haar bald selbst er- schoßen hätte; Und was dergleichen verlogene Relationen ein ganzer Sack voll waren. Jch stellete mich an/ als ob ich/ wegen seiner Ankunft/ höchst erfreuet seye/ und darauf beschmerz- te ich das große/ doch vor dießmal ausgebliebene Unglück wegen seines Birst-Rohrs/ und in solchem Ge- spräche kamen wir in das gestriche Zimmer/ alwo das Essen schon auf dem Tisch stunde. Wir aßen wie vorhin/ aber unter dem Essen meldet sich vor dem Schloß-Thor temand an/ der sange ein Lied vom Unglück des Menschens/ welchem er ohne End in dieser schnöden Welt mü- ste unterworffen und ergeben seyn. Dem Jäger gefiel das Lied überaus wol/ aber ich merkte stracks/ daß es eine Zigeu-
Kurzweiliger gekommen/ deßwegen weil es nun Zeitſey zu Tiſch zu gehen/ ſolle ich wieder mit ihm kommen/ es waͤre ihm hoͤchſt leyd/ daß er heut zu Mittage nicht bey mir ſeyn koͤnnen/ weil ihme in dem Walde ein großes Ungluͤck mit ſeinem Birſt-Rohr zugeſtoßen/ in dem er ſich bey einem Haar bald ſelbſt er- ſchoßen haͤtte; Und was dergleichen verlogene Relationen ein ganzer Sack voll waren. Jch ſtellete mich an/ als ob ich/ wegen ſeiner Ankunft/ hoͤchſt erfreuet ſeye/ und darauf beſchmerz- te ich das große/ doch vor dießmal ausgebliebene Ungluͤck wegen ſeines Birſt-Rohrs/ und in ſolchem Ge- ſpraͤche kamen wir in das geſtriche Zimmer/ alwo das Eſſen ſchon auf dem Tiſch ſtunde. Wir aßen wie vorhin/ aber unter dem Eſſen meldet ſich vor dem Schloß-Thor temand an/ der ſange ein Lied vom Ungluͤck des Menſchens/ welchem er ohne End in dieſer ſchnoͤden Welt muͤ- ſte unterworffen und ergeben ſeyn. Dem Jaͤger gefiel das Lied uͤberaus wol/ aber ich merkte ſtracks/ daß es eine Zigeu-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/> gekommen/ deßwegen weil es nun Zeit<lb/> ſey zu Tiſch zu gehen/ ſolle ich wieder<lb/> mit ihm kommen/ es waͤre ihm hoͤchſt<lb/> leyd/ daß er heut zu Mittage nicht bey<lb/> mir ſeyn koͤnnen/ weil ihme in dem<lb/> Walde ein großes Ungluͤck mit ſeinem<lb/> Birſt-Rohr zugeſtoßen/ in dem er<lb/> ſich bey einem Haar bald ſelbſt er-<lb/> ſchoßen haͤtte; Und was dergleichen<lb/> verlogene <hi rendition="#aq">Relation</hi>en ein ganzer Sack<lb/> voll waren. Jch ſtellete mich an/ als<lb/> ob ich/ wegen ſeiner Ankunft/ hoͤchſt<lb/> erfreuet ſeye/ und darauf beſchmerz-<lb/> te ich das große/ doch vor dießmal<lb/> ausgebliebene Ungluͤck wegen ſeines<lb/> Birſt-Rohrs/ und in ſolchem Ge-<lb/> ſpraͤche kamen wir in das geſtriche<lb/> Zimmer/ alwo das Eſſen ſchon<lb/> auf dem Tiſch ſtunde. Wir aßen<lb/> wie vorhin/ aber unter dem Eſſen<lb/> meldet ſich vor dem Schloß-Thor<lb/> temand an/ der ſange ein Lied vom<lb/> Ungluͤck des Menſchens/ welchem er<lb/> ohne End in dieſer ſchnoͤden Welt muͤ-<lb/> ſte unterworffen und ergeben ſeyn.<lb/> Dem Jaͤger gefiel das Lied uͤberaus<lb/> wol/ aber ich merkte ſtracks/ daß es eine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zigeu-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0182]
Kurzweiliger
gekommen/ deßwegen weil es nun Zeit
ſey zu Tiſch zu gehen/ ſolle ich wieder
mit ihm kommen/ es waͤre ihm hoͤchſt
leyd/ daß er heut zu Mittage nicht bey
mir ſeyn koͤnnen/ weil ihme in dem
Walde ein großes Ungluͤck mit ſeinem
Birſt-Rohr zugeſtoßen/ in dem er
ſich bey einem Haar bald ſelbſt er-
ſchoßen haͤtte; Und was dergleichen
verlogene Relationen ein ganzer Sack
voll waren. Jch ſtellete mich an/ als
ob ich/ wegen ſeiner Ankunft/ hoͤchſt
erfreuet ſeye/ und darauf beſchmerz-
te ich das große/ doch vor dießmal
ausgebliebene Ungluͤck wegen ſeines
Birſt-Rohrs/ und in ſolchem Ge-
ſpraͤche kamen wir in das geſtriche
Zimmer/ alwo das Eſſen ſchon
auf dem Tiſch ſtunde. Wir aßen
wie vorhin/ aber unter dem Eſſen
meldet ſich vor dem Schloß-Thor
temand an/ der ſange ein Lied vom
Ungluͤck des Menſchens/ welchem er
ohne End in dieſer ſchnoͤden Welt muͤ-
ſte unterworffen und ergeben ſeyn.
Dem Jaͤger gefiel das Lied uͤberaus
wol/ aber ich merkte ſtracks/ daß es eine
Zigeu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |