[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie IV. Buch. sagte der Jäger/ darnach mans an siesuchte; Alle Sachen wollen mit Ma- nier angefangen seyn: darum/ wann sie euch morgen die Hand giebt/ so küßet ihrs/ von dar komt man schon wei- ter/ dann mit den kleinen fängt man an/ und mit den Großen hört man auf. Ja/ sagte ich/ dieses Sprüch-Wort ge- höret eigentlich die Diebe an/ ich traue mir die Sach nicht zu unterfangen/ weit davon ist gut vor den Schuß/ ich dörfte mich brennen! es ist bäßer/ man läßet solche Poßen unterwegen. Was Poßen? (sagte der Jäger) sie sagte mir selbst/ daß sie euch liebte. Warum wolt ihrs dann nicht erkennen? Heunte hab ich nicht länger Zeit mit euch zu reden/ dann ich muß Morgen früh auf die Jagd/ besinnet euch im Traum und resolvirt euch zur affection, ein Zigeu- ner und armer Mensch/ wie ihr seyd/ muß seine Fortun suchen wie er kan/ nicht wie er will. Nach solchen Worten schlieff sie ein/ Jäger H ij
Hiſtorie IV. Buch. ſagte der Jaͤger/ darnach mans an ſieſuchte; Alle Sachen wollen mit Ma- nier angefangen ſeyn: darum/ wann ſie euch morgen die Hand giebt/ ſo kuͤßet ihrs/ von dar komt man ſchon wei- ter/ dann mit den kleinen faͤngt man an/ und mit den Großen hoͤrt man auf. Ja/ ſagte ich/ dieſes Spruͤch-Wort ge- hoͤret eigentlich die Diebe an/ ich traue mir die Sach nicht zu unterfangen/ weit davon iſt gut vor den Schuß/ ich doͤrfte mich brennen! es iſt baͤßer/ man laͤßet ſolche Poßen unterwegen. Was Poßen? (ſagte der Jaͤger) ſie ſagte mir ſelbſt/ daß ſie euch liebte. Warum wolt ihrs dann nicht erkennen? Heunte hab ich nicht laͤnger Zeit mit euch zu reden/ dann ich muß Morgen fruͤh auf die Jagd/ beſinnet euch im Traum und reſolvirt euch zur affection, ein Zigeu- ner und armer Menſch/ wie ihr ſeyd/ muß ſeine Fortun ſuchen wie er kan/ nicht wie er will. Nach ſolchen Worten ſchlieff ſie ein/ Jaͤger H ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hiſtorie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IV</hi>.</hi> Buch.</hi></fw><lb/> ſagte der Jaͤger/ darnach mans an ſie<lb/> ſuchte; Alle Sachen wollen mit Ma-<lb/> nier angefangen ſeyn: darum/ wann ſie<lb/> euch morgen die Hand giebt/ ſo kuͤßet<lb/> ihrs/ von dar komt man ſchon wei-<lb/> ter/ dann mit den kleinen faͤngt man<lb/> an/ und mit den Großen hoͤrt man auf.<lb/> Ja/ ſagte ich/ dieſes Spruͤch-Wort ge-<lb/> hoͤret eigentlich die Diebe an/ ich traue<lb/> mir die Sach nicht zu unterfangen/ weit<lb/> davon iſt gut vor den Schuß/ ich<lb/> doͤrfte mich brennen! es iſt baͤßer/ man<lb/> laͤßet ſolche Poßen unterwegen. Was<lb/> Poßen? (ſagte der Jaͤger) ſie ſagte mir<lb/> ſelbſt/ daß ſie euch liebte. Warum wolt<lb/> ihrs dann nicht erkennen? Heunte hab<lb/> ich nicht laͤnger Zeit mit euch zu reden/<lb/> dann ich muß Morgen fruͤh auf die<lb/> Jagd/ beſinnet euch im Traum und<lb/><hi rendition="#aq">reſolv</hi>irt euch zur <hi rendition="#aq">affection,</hi> ein Zigeu-<lb/> ner und armer Menſch/ wie ihr ſeyd/<lb/> muß ſeine <hi rendition="#aq">Fortun</hi> ſuchen wie er kan/<lb/> nicht wie er will.</p><lb/> <p>Nach ſolchen Worten ſchlieff ſie ein/<lb/> und ich ward froh/ daß ſie nicht mehr<lb/> mit mir geredt hatte. Des andern Mor-<lb/> gens als ich erwachte/ war der vermein-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Jaͤger</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0175]
Hiſtorie IV. Buch.
ſagte der Jaͤger/ darnach mans an ſie
ſuchte; Alle Sachen wollen mit Ma-
nier angefangen ſeyn: darum/ wann ſie
euch morgen die Hand giebt/ ſo kuͤßet
ihrs/ von dar komt man ſchon wei-
ter/ dann mit den kleinen faͤngt man
an/ und mit den Großen hoͤrt man auf.
Ja/ ſagte ich/ dieſes Spruͤch-Wort ge-
hoͤret eigentlich die Diebe an/ ich traue
mir die Sach nicht zu unterfangen/ weit
davon iſt gut vor den Schuß/ ich
doͤrfte mich brennen! es iſt baͤßer/ man
laͤßet ſolche Poßen unterwegen. Was
Poßen? (ſagte der Jaͤger) ſie ſagte mir
ſelbſt/ daß ſie euch liebte. Warum wolt
ihrs dann nicht erkennen? Heunte hab
ich nicht laͤnger Zeit mit euch zu reden/
dann ich muß Morgen fruͤh auf die
Jagd/ beſinnet euch im Traum und
reſolvirt euch zur affection, ein Zigeu-
ner und armer Menſch/ wie ihr ſeyd/
muß ſeine Fortun ſuchen wie er kan/
nicht wie er will.
Nach ſolchen Worten ſchlieff ſie ein/
und ich ward froh/ daß ſie nicht mehr
mit mir geredt hatte. Des andern Mor-
gens als ich erwachte/ war der vermein-
Jaͤger
H ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/175 |
Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/175>, abgerufen am 08.07.2024. |