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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.

Es wohnte in dem Dorf ein Wirth/
der war um kein Haar bäßer/ und sie
wetteten einsmals um einen Thaler mit
einander/ welcher gesparsamer seyn
könte/ da fiengen beyde Partheyen an
so lange zu fasten/ bis sie ausgesehen/
wie die Zaunstecken/ und endlich zu es-
sen genöthigt wurden.

Uber solch schändlich Leben hatte ich
billich Abscheu/ derowegen forderte ich
meinen Abschied/ und weil ich seine
Kargheit zuvor satsam erfahren/ ge-
trauete ich mir nit um einen recompens
oder viaticum anzuhalten. Jedennoch
gab er mir/ wider mein Verhoffen/ eine
halbe Knack-Wurst mit auf den Weg/
nebenst einer recommendation an alle
umligende Dorfschafte/ die ich aber au-
ser den Dorf zerrißen/ dann ich wuste wol
daß man mir seinet wegen wenig schen-
ken würde/ wo ich aber hingekommen, mu-
ste ich von seinem Wandel etlich Stück-
lein erzehlen/ da spendirten sie mir/ als
einem Historischen Betler voll-auf/ und
von dar komm ich nun hieher ins Schloß/
weil ich vergangen weitläuftig verstan-
den/ welcher Gestalt meine Wol Edle Fr.

geson-
Hiſtorie III. Buch.

Es wohnte in dem Dorf ein Wirth/
der war um kein Haar baͤßer/ und ſie
wetteten einsmals um einen Thaler mit
einander/ welcher geſparſamer ſeyn
koͤnte/ da fiengen beyde Partheyen an
ſo lange zu faſten/ bis ſie ausgeſehen/
wie die Zaunſtecken/ und endlich zu eſ-
ſen genoͤthigt wurden.

Uber ſolch ſchaͤndlich Leben hatte ich
billich Abſcheu/ derowegen forderte ich
meinen Abſchied/ und weil ich ſeine
Kargheit zuvor ſatſam erfahren/ ge-
trauete ich mir nit um einen recompens
oder viaticum anzuhalten. Jedennoch
gab er mir/ wider mein Verhoffen/ eine
halbe Knack-Wurſt mit auf den Weg/
nebenſt einer recommendation an alle
umligende Dorfſchafte/ die ich aber au-
ſer den Dorf zerrißen/ dañ ich wuſte wol
daß man mir ſeinet wegen wenig ſchen-
ken wuͤꝛde/ wo ich aber hingekom̃en, mu-
ſte ich von ſeinem Wandel etlich Stuͤck-
lein erzehlen/ da ſpendirten ſie mir/ als
einem Hiſtoriſchen Betler voll-auf/ und
von dar kom̃ ich nun hieher ins Schloß/
weil ich vergangen weitlaͤuftig verſtan-
den/ welcher Geſtalt meine Wol Edle Fꝛ.

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[133/0141] Hiſtorie III. Buch. Es wohnte in dem Dorf ein Wirth/ der war um kein Haar baͤßer/ und ſie wetteten einsmals um einen Thaler mit einander/ welcher geſparſamer ſeyn koͤnte/ da fiengen beyde Partheyen an ſo lange zu faſten/ bis ſie ausgeſehen/ wie die Zaunſtecken/ und endlich zu eſ- ſen genoͤthigt wurden. Uber ſolch ſchaͤndlich Leben hatte ich billich Abſcheu/ derowegen forderte ich meinen Abſchied/ und weil ich ſeine Kargheit zuvor ſatſam erfahren/ ge- trauete ich mir nit um einen recompens oder viaticum anzuhalten. Jedennoch gab er mir/ wider mein Verhoffen/ eine halbe Knack-Wurſt mit auf den Weg/ nebenſt einer recommendation an alle umligende Dorfſchafte/ die ich aber au- ſer den Dorf zerrißen/ dañ ich wuſte wol daß man mir ſeinet wegen wenig ſchen- ken wuͤꝛde/ wo ich aber hingekom̃en, mu- ſte ich von ſeinem Wandel etlich Stuͤck- lein erzehlen/ da ſpendirten ſie mir/ als einem Hiſtoriſchen Betler voll-auf/ und von dar kom̃ ich nun hieher ins Schloß/ weil ich vergangen weitlaͤuftig verſtan- den/ welcher Geſtalt meine Wol Edle Fꝛ. geſon-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/141>, abgerufen am 04.12.2024.