Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie II. Buch.
niedergesessen/ fragte ihn der Schrei-
ber/ wo er studiret hätte? Monsieur,
gabe dieser/ mit einem großen Reve-
ren
tz/ zur Antwort: Jch habe meine
junge Tage/ bis in dieses zwey und
dreysigste Jahr/ mit großem Fleiß in
den Schulen zugebracht. Jch hatte
Lust Jtalien zu sehen/ aber zu erst kam
ich in Tyrol/ ja/ dieses habe ich erst sa-
gen sollen/ daß ich drey Schulmeister
überlebet habe. Jn Schulen dispu-
t
irte ich fünf mal de Objecto per quod.
Die Zeitungen lasen wir auch täglich
über Tische/ und mein Vater ver-
kauffte selten eine Ele Taffet ohne Pro-
fit/ um Glock fünf Uhr Morgens prae-
cise
musten mir die zwey Frey-Herrn
aufstehen. Ach Monsieur, die Ballet
wurden dazumal in Paris/ samt der
großen herrlichen Comoedia, gehal-
ten. Von Straßburg reiseten wir nach
Ulm/ alwo wir konten nicht einen Au-
gen-Blick seyn. All unsere Handlun-
gen giengen uns zu Grunde. Wir
fischten den ganzen Tag/ da ertrank
einer. Einer aus uns bekame eine
Krankheit an den Hals/ daß er ster-

ben
E ii

Hiſtorie II. Buch.
niedergeſeſſen/ fragte ihn der Schrei-
ber/ wo er ſtudiret haͤtte? Monſieur,
gabe dieſer/ mit einem großen Reve-
ren
tz/ zur Antwort: Jch habe meine
junge Tage/ bis in dieſes zwey und
dreyſigſte Jahr/ mit großem Fleiß in
den Schulen zugebracht. Jch hatte
Luſt Jtalien zu ſehen/ aber zu erſt kam
ich in Tyrol/ ja/ dieſes habe ich erſt ſa-
gen ſollen/ daß ich drey Schulmeiſter
uͤberlebet habe. Jn Schulen dispu-
t
irte ich fuͤnf mal de Objecto per quod.
Die Zeitungen laſen wir auch taͤglich
uͤber Tiſche/ und mein Vater ver-
kauffte ſelten eine Ele Taffet ohne Pro-
fit/ um Glock fuͤnf Uhr Morgens præ-
cisè
muſten mir die zwey Frey-Herrn
aufſtehen. Ach Monſieur, die Ballet
wurden dazumal in Paris/ ſamt der
großen herꝛlichen Comœdia, gehal-
ten. Von Straßburg reiſeten wir nach
Ulm/ alwo wir konten nicht einen Au-
gen-Blick ſeyn. All unſere Handlun-
gen giengen uns zu Grunde. Wir
fiſchten den ganzen Tag/ da ertrank
einer. Einer aus uns bekame eine
Krankheit an den Hals/ daß er ſter-

ben
E ii
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> Buch.</hi></fw><lb/>
niederge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ fragte ihn der Schrei-<lb/>
ber/ wo er &#x017F;tudiret ha&#x0364;tte? <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur,</hi><lb/>
gabe die&#x017F;er/ mit einem großen <hi rendition="#aq">Reve-<lb/>
ren</hi>tz/ zur Antwort: Jch habe meine<lb/>
junge Tage/ bis in die&#x017F;es zwey und<lb/>
drey&#x017F;ig&#x017F;te Jahr/ mit großem Fleiß in<lb/>
den Schulen zugebracht. Jch hatte<lb/>
Lu&#x017F;t Jtalien zu &#x017F;ehen/ aber zu er&#x017F;t kam<lb/>
ich in Tyrol/ ja/ die&#x017F;es habe ich er&#x017F;t &#x017F;a-<lb/>
gen &#x017F;ollen/ daß ich drey Schulmei&#x017F;ter<lb/>
u&#x0364;berlebet habe. Jn Schulen <hi rendition="#aq">dispu-<lb/>
t</hi>irte ich fu&#x0364;nf mal <hi rendition="#aq">de Objecto per quod.</hi><lb/>
Die Zeitungen la&#x017F;en wir auch ta&#x0364;glich<lb/>
u&#x0364;ber Ti&#x017F;che/ und mein Vater ver-<lb/>
kauffte &#x017F;elten eine Ele Taffet ohne Pro-<lb/>
fit/ um Glock fu&#x0364;nf Uhr Morgens <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
cisè</hi> mu&#x017F;ten mir die zwey Frey-Herrn<lb/>
auf&#x017F;tehen. Ach <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur,</hi> die <hi rendition="#aq">Ballet</hi><lb/>
wurden dazumal in Paris/ &#x017F;amt der<lb/>
großen her&#xA75B;lichen <hi rendition="#aq">Com&#x0153;dia,</hi> gehal-<lb/>
ten. Von Straßburg rei&#x017F;eten wir nach<lb/>
Ulm/ alwo wir konten nicht einen Au-<lb/>
gen-Blick &#x017F;eyn. All un&#x017F;ere Handlun-<lb/>
gen giengen uns zu Grunde. Wir<lb/>
fi&#x017F;chten den ganzen Tag/ da ertrank<lb/>
einer. Einer aus uns bekame eine<lb/>
Krankheit an den Hals/ daß er &#x017F;ter-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E ii</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0103] Hiſtorie II. Buch. niedergeſeſſen/ fragte ihn der Schrei- ber/ wo er ſtudiret haͤtte? Monſieur, gabe dieſer/ mit einem großen Reve- rentz/ zur Antwort: Jch habe meine junge Tage/ bis in dieſes zwey und dreyſigſte Jahr/ mit großem Fleiß in den Schulen zugebracht. Jch hatte Luſt Jtalien zu ſehen/ aber zu erſt kam ich in Tyrol/ ja/ dieſes habe ich erſt ſa- gen ſollen/ daß ich drey Schulmeiſter uͤberlebet habe. Jn Schulen dispu- tirte ich fuͤnf mal de Objecto per quod. Die Zeitungen laſen wir auch taͤglich uͤber Tiſche/ und mein Vater ver- kauffte ſelten eine Ele Taffet ohne Pro- fit/ um Glock fuͤnf Uhr Morgens præ- cisè muſten mir die zwey Frey-Herrn aufſtehen. Ach Monſieur, die Ballet wurden dazumal in Paris/ ſamt der großen herꝛlichen Comœdia, gehal- ten. Von Straßburg reiſeten wir nach Ulm/ alwo wir konten nicht einen Au- gen-Blick ſeyn. All unſere Handlun- gen giengen uns zu Grunde. Wir fiſchten den ganzen Tag/ da ertrank einer. Einer aus uns bekame eine Krankheit an den Hals/ daß er ſter- ben E ii

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/103
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/103>, abgerufen am 23.11.2024.