Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
Ungemach begleitet befinde. Jch er-
kenne mich gar gerne vor dero über wun-
denen leibeigenen Sclaven/ zumal die
Gefängnisse/ welche mehr Freyheit in
sich haben/ mehr zu begehren seynd/ als
die Freyheiten welche die Gefangen-
schafften in sich begreiffen. Denn weit
annehmlicher ist es/ eine Beherrscherin
zu haben/ als sein eigener Herr/ in
schmertzlichen Verlangen zu seyn/ und
die Kette/ mit welcher ich ietzund/ durch
dero Magnetische Krafft befesselt bin/
schätze ich weit höher/ als wenn selbige
vom herrlichsten Arabischen Golde wäre.

Als nun die Comoedie geendi-
get/ verfügte sich Amenia in ihre Behau-
sung/ der Alexander alsbald folgte/
welcher diese Nacht noch mit vielmehr
unruhigen Gedancken/ als die vorige/
zubrachte. Denn eines Theils lag ihm
im Sinne/ ob auch wohl Ameniens
Vater Don Loranto, ihm werde ab-

schläg-

Der verliebte
Ungemach begleitet befinde. Jch er-
kenne mich gar gerne vor dero uͤber wun-
denen leibeigenen Sclaven/ zumal die
Gefaͤngniſſe/ welche mehr Freyheit in
ſich haben/ mehr zu begehren ſeynd/ als
die Freyheiten welche die Gefangen-
ſchafften in ſich begreiffen. Denn weit
annehmlicher iſt es/ eine Beherrſcherin
zu haben/ als ſein eigener Herr/ in
ſchmertzlichen Verlangen zu ſeyn/ und
die Kette/ mit welcher ich ietzund/ durch
dero Magnetiſche Krafft befeſſelt bin/
ſchaͤtze ich weit hoͤher/ als wenn ſelbige
vom herrlichſten Arabiſchẽ Golde waͤre.

Als nun die Comœdie geendi-
get/ verfuͤgte ſich Amenia in ihre Behau-
ſung/ der Alexander alsbald folgte/
welcher dieſe Nacht noch mit vielmehr
unruhigen Gedancken/ als die vorige/
zubrachte. Denn eines Theils lag ihm
im Sinne/ ob auch wohl Ameniens
Vater Don Loranto, ihm werde ab-

ſchlaͤg-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
Ungemach begleitet befinde. Jch er-<lb/>
kenne mich gar gerne vor dero u&#x0364;ber wun-<lb/>
denen leibeigenen Sclaven/ zumal die<lb/>
Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e/ welche mehr Freyheit in<lb/>
&#x017F;ich haben/ mehr zu begehren &#x017F;eynd/ als<lb/>
die Freyheiten welche die Gefangen-<lb/>
&#x017F;chafften in &#x017F;ich begreiffen. Denn weit<lb/>
annehmlicher i&#x017F;t es/ eine Beherr&#x017F;cherin<lb/>
zu haben/ als &#x017F;ein eigener Herr/ in<lb/>
&#x017F;chmertzlichen Verlangen zu &#x017F;eyn/ und<lb/>
die Kette/ mit welcher ich ietzund/ durch<lb/>
dero Magneti&#x017F;che Krafft befe&#x017F;&#x017F;elt bin/<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tze ich weit ho&#x0364;her/ als wenn &#x017F;elbige<lb/>
vom herrlich&#x017F;ten Arabi&#x017F;che&#x0303; Golde wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Als nun die <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> geendi-<lb/>
get/ verfu&#x0364;gte &#x017F;ich Amenia in ihre Behau-<lb/>
&#x017F;ung/ der <hi rendition="#aq">Alexander</hi> alsbald folgte/<lb/>
welcher die&#x017F;e Nacht noch mit vielmehr<lb/>
unruhigen Gedancken/ als die vorige/<lb/>
zubrachte. Denn eines Theils lag ihm<lb/>
im Sinne/ ob auch wohl Ameniens<lb/>
Vater <hi rendition="#aq">Don Loranto,</hi> ihm werde ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chla&#x0364;g-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0044] Der verliebte Ungemach begleitet befinde. Jch er- kenne mich gar gerne vor dero uͤber wun- denen leibeigenen Sclaven/ zumal die Gefaͤngniſſe/ welche mehr Freyheit in ſich haben/ mehr zu begehren ſeynd/ als die Freyheiten welche die Gefangen- ſchafften in ſich begreiffen. Denn weit annehmlicher iſt es/ eine Beherrſcherin zu haben/ als ſein eigener Herr/ in ſchmertzlichen Verlangen zu ſeyn/ und die Kette/ mit welcher ich ietzund/ durch dero Magnetiſche Krafft befeſſelt bin/ ſchaͤtze ich weit hoͤher/ als wenn ſelbige vom herrlichſten Arabiſchẽ Golde waͤre. Als nun die Comœdie geendi- get/ verfuͤgte ſich Amenia in ihre Behau- ſung/ der Alexander alsbald folgte/ welcher dieſe Nacht noch mit vielmehr unruhigen Gedancken/ als die vorige/ zubrachte. Denn eines Theils lag ihm im Sinne/ ob auch wohl Ameniens Vater Don Loranto, ihm werde ab- ſchlaͤg-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/44
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/44>, abgerufen am 28.11.2024.