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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Europaeer.
nicht von Menschen/ sondern Wölffin-
nen gesäuget worden/ sich unterwerffen
müssen. Ein Frauenzimmer/ worüber
sich die Natur als ihr Meisterstück selb-
sten verwundert/ wird nicht allein ihres
vortreffligsten Schmuckes (der Jung-
ferschafft) beraubet/ sondern muß noch
darzu dem kalten Stahl eines Mör-
ders den Ein-und der Seele den Aus-
gang verstatten. Doch halte ich gäntzli-
chen dafür/ daß wofern ich sie ja von de-
nen Strassenräubern errettet/ sie nichts
desto weniger ihre keusche Brust/ weil
sie von unreiner Hand berühret worden/
gleich einer andern Lucretien mit einem
Stich eröffnet.

Alexander versetzte: Jch muß ge-
stehen/ daß mir diese Erzehlung sehr zu
Hertzen gangen/ und wenn ich an des
Herrn Grafens Stelle gewesen wäre/
hätte ich den noch übrigen Bösewicht in
Stücken zerhauen.

Mey-

Europæer.
nicht von Menſchen/ ſondern Woͤlffin-
nen geſaͤuget worden/ ſich unterwerffen
muͤſſen. Ein Frauenzimmer/ woruͤber
ſich die Natur als ihr Meiſterſtuͤck ſelb-
ſten verwundert/ wird nicht allein ihres
vortreffligſten Schmuckes (der Jung-
ferſchafft) beraubet/ ſondern muß noch
darzu dem kalten Stahl eines Moͤr-
ders den Ein-und der Seele den Aus-
gang verſtatten. Doch halte ich gaͤntzli-
chen dafuͤr/ daß wofern ich ſie ja von de-
nen Straſſenraͤubern errettet/ ſie nichts
deſto weniger ihre keuſche Bruſt/ weil
ſie von unreiner Hand beruͤhret worden/
gleich einer andern Lucretien mit einem
Stich eroͤffnet.

Alexander verſetzte: Jch muß ge-
ſtehen/ daß mir dieſe Erzehlung ſehr zu
Hertzen gangen/ und wenn ich an des
Herrn Grafens Stelle geweſen waͤre/
haͤtte ich den noch uͤbrigen Boͤſewicht in
Stuͤcken zerhauen.

Mey-
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[315/0337] Europæer. nicht von Menſchen/ ſondern Woͤlffin- nen geſaͤuget worden/ ſich unterwerffen muͤſſen. Ein Frauenzimmer/ woruͤber ſich die Natur als ihr Meiſterſtuͤck ſelb- ſten verwundert/ wird nicht allein ihres vortreffligſten Schmuckes (der Jung- ferſchafft) beraubet/ ſondern muß noch darzu dem kalten Stahl eines Moͤr- ders den Ein-und der Seele den Aus- gang verſtatten. Doch halte ich gaͤntzli- chen dafuͤr/ daß wofern ich ſie ja von de- nen Straſſenraͤubern errettet/ ſie nichts deſto weniger ihre keuſche Bruſt/ weil ſie von unreiner Hand beruͤhret worden/ gleich einer andern Lucretien mit einem Stich eroͤffnet. Alexander verſetzte: Jch muß ge- ſtehen/ daß mir dieſe Erzehlung ſehr zu Hertzen gangen/ und wenn ich an des Herrn Grafens Stelle geweſen waͤre/ haͤtte ich den noch uͤbrigen Boͤſewicht in Stuͤcken zerhauen. Mey-

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/337>, abgerufen am 25.11.2024.