Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. te/ fragte ich denn in seinen Blut sichwältzenden Strassenräuber wegen der Weibes-Person. Dieser antwortete: daß es ein Freyherrlich Fräulein/ und von ihm und seinem ertödteten Camera- den/ eine Meile von hier/ mit einer Ca- rosse angetroffen worden/ dannenhero hätten sie das Fräuleinheraus genom- men/ den Kutscher und die Pferde nie- der gemacht/ und den erlangten Raub hieher gebracht. Ein erschrecklich Spectackel war gar
Europæer. te/ fragte ich denn in ſeinen Blut ſichwaͤltzenden Straſſenraͤuber wegen der Weibes-Perſon. Dieſer antwortete: daß es ein Freyherrlich Fraͤulein/ und von ihm und ſeinem ertoͤdteten Camera- den/ eine Meile von hier/ mit einer Ca- roſſe angetroffen worden/ dannenhero haͤtten ſie das Fraͤuleinheraus genom- men/ den Kutſcher und die Pferde nie- der gemacht/ und den erlangten Raub hieher gebracht. Ein erſchrecklich Spectackel war gar
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0335" n="313"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/> te/ fragte ich denn in ſeinen Blut ſich<lb/> waͤltzenden Straſſenraͤuber wegen der<lb/> Weibes-Perſon. Dieſer antwortete:<lb/> daß es ein Freyherrlich Fraͤulein/ und<lb/> von ihm und ſeinem ertoͤdteten Camera-<lb/> den/ eine Meile von hier/ mit einer Ca-<lb/> roſſe angetroffen worden/ dannenhero<lb/> haͤtten ſie das Fraͤuleinheraus genom-<lb/> men/ den Kutſcher und die Pferde nie-<lb/> der gemacht/ und den erlangten Raub<lb/> hieher gebracht.</p><lb/> <p>Ein erſchrecklich Spectackel war<lb/> es. Dorten lag das ertoͤdtete Fraͤulein/<lb/> das Blut war ihr haͤuffig aus der em-<lb/> pfangenen Wunde uͤber den Schnee-<lb/> weiſſen Leib gelauffen. Die Thraͤnen<lb/> ſtunden noch in denen Augen/ und der<lb/> Angſt-Schweiß auff dem Geſichte.<lb/> Sie muſte von uͤberaus ſchoͤner Geſtalt<lb/> in ihrem Leben geweſen ſeyn/ weil auch<lb/> der blaſſe Todt ſelbige nicht gantz und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gar</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [313/0335]
Europæer.
te/ fragte ich denn in ſeinen Blut ſich
waͤltzenden Straſſenraͤuber wegen der
Weibes-Perſon. Dieſer antwortete:
daß es ein Freyherrlich Fraͤulein/ und
von ihm und ſeinem ertoͤdteten Camera-
den/ eine Meile von hier/ mit einer Ca-
roſſe angetroffen worden/ dannenhero
haͤtten ſie das Fraͤuleinheraus genom-
men/ den Kutſcher und die Pferde nie-
der gemacht/ und den erlangten Raub
hieher gebracht.
Ein erſchrecklich Spectackel war
es. Dorten lag das ertoͤdtete Fraͤulein/
das Blut war ihr haͤuffig aus der em-
pfangenen Wunde uͤber den Schnee-
weiſſen Leib gelauffen. Die Thraͤnen
ſtunden noch in denen Augen/ und der
Angſt-Schweiß auff dem Geſichte.
Sie muſte von uͤberaus ſchoͤner Geſtalt
in ihrem Leben geweſen ſeyn/ weil auch
der blaſſe Todt ſelbige nicht gantz und
gar
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/335 |
Zitationshilfe: | Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/335>, abgerufen am 07.07.2024. |