Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
schen-Fresser zu rechte kommen/ denn
geben sie das gefreßene Fleisch wieder-
um/ so bleibet an ihnen nichts. Es lässet
sich zwar ein wenig wunderlich anhö-
ren/ aber doch ist es nichts ungereimtes/
sondern durch Warheit gemäß.

Aurelius versetzte: Es ist wahr/ es
lässet sich diese Frage wohl ventiliren/
aber doch kömmt es endlich dahin/ daß
man sagen muß/ man könne in Gottes
Gerichte nicht sehen.

Der Rittmeister antwortete: Frey-
lich kan man nicht wissen/ wie es unser
HErr GOtt an jenem grossen Tage
machen werde/ und sage ich nicht eben/
daß Gott etwas unmüglich sey/ sondern
nur/ daß uns unwissend/ auff was Art
solches geschehen werde.

Alexander sagte: Wie ist es be-
schaffen mit einem Ubelthäter/ welcher
wegen einer Missethat verbrennet wird

des-

Der verliebte
ſchen-Freſſer zu rechte kommen/ denn
geben ſie das gefreßene Fleiſch wieder-
um/ ſo bleibet an ihnen nichts. Es laͤſſet
ſich zwar ein wenig wunderlich anhoͤ-
ren/ aber doch iſt es nichts ungereimtes/
ſondern durch Warheit gemaͤß.

Aurelius verſetzte: Es iſt wahr/ es
laͤſſet ſich dieſe Frage wohl ventiliren/
aber doch koͤmmt es endlich dahin/ daß
man ſagen muß/ man koͤnne in Gottes
Gerichte nicht ſehen.

Der Rittmeiſter antwortete: Frey-
lich kan man nicht wiſſen/ wie es unſer
HErr GOtt an jenem groſſen Tage
machen werde/ und ſage ich nicht eben/
daß Gott etwas unmuͤglich ſey/ ſondern
nur/ daß uns unwiſſend/ auff was Art
ſolches geſchehen werde.

Alexander ſagte: Wie iſt es be-
ſchaffen mit einem Ubelthaͤter/ welcher
wegen einer Miſſethat verbrennet wird

deſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0328" n="306"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen-Fre&#x017F;&#x017F;er zu rechte kommen/ denn<lb/>
geben &#x017F;ie das gefreßene Flei&#x017F;ch wieder-<lb/>
um/ &#x017F;o bleibet an ihnen nichts. Es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ich zwar ein wenig wunderlich anho&#x0364;-<lb/>
ren/ aber doch i&#x017F;t es nichts ungereimtes/<lb/>
&#x017F;ondern durch Warheit gema&#x0364;ß.</p><lb/>
        <p>Aurelius ver&#x017F;etzte: Es i&#x017F;t wahr/ es<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich die&#x017F;e Frage wohl <hi rendition="#aq">ventil</hi>iren/<lb/>
aber doch ko&#x0364;mmt es endlich dahin/ daß<lb/>
man &#x017F;agen muß/ man ko&#x0364;nne in Gottes<lb/>
Gerichte nicht &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Der Rittmei&#x017F;ter antwortete: Frey-<lb/>
lich kan man nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ wie es un&#x017F;er<lb/>
HErr GOtt an jenem gro&#x017F;&#x017F;en Tage<lb/>
machen werde/ und &#x017F;age ich nicht eben/<lb/>
daß Gott etwas unmu&#x0364;glich &#x017F;ey/ &#x017F;ondern<lb/>
nur/ daß uns unwi&#x017F;&#x017F;end/ auff was Art<lb/>
&#x017F;olches ge&#x017F;chehen werde.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> &#x017F;agte: Wie i&#x017F;t es be-<lb/>
&#x017F;chaffen mit einem Ubeltha&#x0364;ter/ welcher<lb/>
wegen einer Mi&#x017F;&#x017F;ethat verbrennet wird<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0328] Der verliebte ſchen-Freſſer zu rechte kommen/ denn geben ſie das gefreßene Fleiſch wieder- um/ ſo bleibet an ihnen nichts. Es laͤſſet ſich zwar ein wenig wunderlich anhoͤ- ren/ aber doch iſt es nichts ungereimtes/ ſondern durch Warheit gemaͤß. Aurelius verſetzte: Es iſt wahr/ es laͤſſet ſich dieſe Frage wohl ventiliren/ aber doch koͤmmt es endlich dahin/ daß man ſagen muß/ man koͤnne in Gottes Gerichte nicht ſehen. Der Rittmeiſter antwortete: Frey- lich kan man nicht wiſſen/ wie es unſer HErr GOtt an jenem groſſen Tage machen werde/ und ſage ich nicht eben/ daß Gott etwas unmuͤglich ſey/ ſondern nur/ daß uns unwiſſend/ auff was Art ſolches geſchehen werde. Alexander ſagte: Wie iſt es be- ſchaffen mit einem Ubelthaͤter/ welcher wegen einer Miſſethat verbrennet wird deſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/328
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/328>, abgerufen am 25.11.2024.