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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Europaeer.
"(sie seyn aus was Stande sie wollen)
"entweder durch den Degen oder Fe-
"der sich empor gebracht. Durch die
"Feder meyne ich das Studieren/ denn
"dasselbe giebt einem nicht allein Nutzen
"und Vergnügung/ sondern recom-
"mandiret auch bey Fürsten und Her-
"ren/ und ist gar eine schlechte Politica,
"daß etliche meynen: Wer sonst Mit-
"tel hätte/ dürffte nicht studieren/ quasi
"vero. Diese Politica ist nicht ex
"ratione sana genommen. Es ist
"schlimm gnug/ daß ietzund zumal un-
"ter denen hiesiges Landes Edelleuten
"so wenig etwas rechtschaffenes zu stu-
"dieren suchen/ wodurch sie dermaleins
"sich qualificiret machen könten/ mit
"gutem Gewissen bey einem Potenta-
"ten in Dienste zu treten/ aber deßwe-
"gen darff dieses niemand vor ein Uni-
"versale halten/ und als ob es dem A-
"delichen Stande zuwieder lieffe/ indem

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Europæer.
„(ſie ſeyn aus was Stande ſie wollen)
„entweder durch den Degen oder Fe-
„der ſich empor gebracht. Durch die
„Feder meyne ich das Studieren/ denn
„daſſelbe giebt einem nicht allein Nutzen
„und Vergnuͤgung/ ſondern recom-
mandiret auch bey Fuͤrſten und Her-
„ren/ und iſt gar eine ſchlechte Politica,
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„tel haͤtte/ duͤrffte nicht ſtudieren/ quaſi
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ratione ſana genommen. Es iſt
„ſchlimm gnug/ daß ietzund zumal un-
„ter denen hieſiges Landes Edelleuten
„ſo wenig etwas rechtſchaffenes zu ſtu-
„dieren ſuchen/ wodurch ſie dermaleins
„ſich qualificiret machen koͤnten/ mit
„gutem Gewiſſen bey einem Potenta-
„ten in Dienſte zu treten/ aber deßwe-
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[285/0307] Europæer. „(ſie ſeyn aus was Stande ſie wollen) „entweder durch den Degen oder Fe- „der ſich empor gebracht. Durch die „Feder meyne ich das Studieren/ denn „daſſelbe giebt einem nicht allein Nutzen „und Vergnuͤgung/ ſondern recom- „mandiret auch bey Fuͤrſten und Her- „ren/ und iſt gar eine ſchlechte Politica, „daß etliche meynen: Wer ſonſt Mit- „tel haͤtte/ duͤrffte nicht ſtudieren/ quaſi „verò. Dieſe Politica iſt nicht ex „ratione ſana genommen. Es iſt „ſchlimm gnug/ daß ietzund zumal un- „ter denen hieſiges Landes Edelleuten „ſo wenig etwas rechtſchaffenes zu ſtu- „dieren ſuchen/ wodurch ſie dermaleins „ſich qualificiret machen koͤnten/ mit „gutem Gewiſſen bey einem Potenta- „ten in Dienſte zu treten/ aber deßwe- „gen darff dieſes niemand vor ein Uni- „verſale halten/ und als ob es dem A- „delichen Stande zuwieder lieffe/ indem ſel-

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/307>, abgerufen am 23.11.2024.