Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
"galantesten Jungfern/ am langsam-
"sten Männer bekommen. Die Ur-
"sache ist: Jhres gleichen verlangen sie
"nicht: Grafen/ Herren und Edel-
"leute sind dicke gesäet/ aber sehr dünne
"auffgegangen/ und so auch gleich einer
"von diesen Personen ein Mägdgen
"heyrathet/ thut er es mehr wegen des
"Geldes als der Person. Jch kan auch
"keinen darum verdencken. Denn
"wenn zum Exempel einer von Adel
"nicht nach Mitteln heyrathen wil/ kan
"er unter seinen Stande schon eine an-
"ständige heyrath thun. Aber es heis-
"set nach dem heutigen Welt-Lauff:
"Nemo sua sorte contentus, es ist
"heute zu Tage niemand mit seinem
"Glücke vergnüget. Ein Bauer wil
"gerne ein Bürger seyn/ ein Bürger
"ein Edelman/ ein Edelmann ein Frey-
"Herr/ ein Frey-Herr ein Graff/ und
"so fort. Wie mancher setzet wegen ei-

ner

Der verliebte
„galanteſten Jungfern/ am langſam-
„ſten Maͤnner bekommen. Die Ur-
„ſache iſt: Jhres gleichen verlangen ſie
„nicht: Grafen/ Herren und Edel-
„leute ſind dicke geſaͤet/ aber ſehr duͤnne
„auffgegangen/ und ſo auch gleich einer
„von dieſen Perſonen ein Maͤgdgen
„heyrathet/ thut er es mehr wegen des
„Geldes als der Perſon. Jch kan auch
„keinen darum verdencken. Denn
„wenn zum Exempel einer von Adel
„nicht nach Mitteln heyrathen wil/ kan
„er unter ſeinen Stande ſchon eine an-
„ſtaͤndige heyrath thun. Aber es heiſ-
„ſet nach dem heutigen Welt-Lauff:
Nemo ſuâ ſorte contentus, es iſt
„heute zu Tage niemand mit ſeinem
„Gluͤcke vergnuͤget. Ein Bauer wil
„gerne ein Buͤrger ſeyn/ ein Buͤrger
„ein Edelman/ ein Edelmann ein Frey-
„Herr/ ein Frey-Herr ein Graff/ und
„ſo fort. Wie mancher ſetzet wegen ei-

ner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0252" n="130[230]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
&#x201E;galante&#x017F;ten Jungfern/ am lang&#x017F;am-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten Ma&#x0364;nner bekommen. Die Ur-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ache i&#x017F;t: Jhres gleichen verlangen &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;nicht: Grafen/ Herren und Edel-<lb/>
&#x201E;leute &#x017F;ind dicke ge&#x017F;a&#x0364;et/ aber &#x017F;ehr du&#x0364;nne<lb/>
&#x201E;auffgegangen/ und &#x017F;o auch gleich einer<lb/>
&#x201E;von die&#x017F;en Per&#x017F;onen ein Ma&#x0364;gdgen<lb/>
&#x201E;heyrathet/ thut er es mehr wegen des<lb/>
&#x201E;Geldes als der Per&#x017F;on. Jch kan auch<lb/>
&#x201E;keinen darum verdencken. Denn<lb/>
&#x201E;wenn zum Exempel einer von Adel<lb/>
&#x201E;nicht nach Mitteln heyrathen wil/ kan<lb/>
&#x201E;er unter &#x017F;einen Stande &#x017F;chon eine an-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ta&#x0364;ndige heyrath thun. Aber es hei&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;et nach dem heutigen Welt-Lauff:<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Nemo &#x017F;&#x017F;orte contentus,</hi> es i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;heute zu Tage niemand mit &#x017F;einem<lb/>
&#x201E;Glu&#x0364;cke vergnu&#x0364;get. Ein Bauer wil<lb/>
&#x201E;gerne ein Bu&#x0364;rger &#x017F;eyn/ ein Bu&#x0364;rger<lb/>
&#x201E;ein Edelman/ ein Edelmann ein Frey-<lb/>
&#x201E;Herr/ ein Frey-Herr ein Graff/ und<lb/>
&#x201E;&#x017F;o fort. Wie mancher &#x017F;etzet wegen ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130[230]/0252] Der verliebte „galanteſten Jungfern/ am langſam- „ſten Maͤnner bekommen. Die Ur- „ſache iſt: Jhres gleichen verlangen ſie „nicht: Grafen/ Herren und Edel- „leute ſind dicke geſaͤet/ aber ſehr duͤnne „auffgegangen/ und ſo auch gleich einer „von dieſen Perſonen ein Maͤgdgen „heyrathet/ thut er es mehr wegen des „Geldes als der Perſon. Jch kan auch „keinen darum verdencken. Denn „wenn zum Exempel einer von Adel „nicht nach Mitteln heyrathen wil/ kan „er unter ſeinen Stande ſchon eine an- „ſtaͤndige heyrath thun. Aber es heiſ- „ſet nach dem heutigen Welt-Lauff: „Nemo ſuâ ſorte contentus, es iſt „heute zu Tage niemand mit ſeinem „Gluͤcke vergnuͤget. Ein Bauer wil „gerne ein Buͤrger ſeyn/ ein Buͤrger „ein Edelman/ ein Edelmann ein Frey- „Herr/ ein Frey-Herr ein Graff/ und „ſo fort. Wie mancher ſetzet wegen ei- ner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/252
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 130[230]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/252>, abgerufen am 25.11.2024.