Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der verliebte
"aus Noth Ammen halten müssen/
"sondern nur von denen jenigen/ welche
"ein wenig Ungelegenhett überhoben zu
"seyn/ solches thun. Dannenhero ist
"es auch kein Wunder/ wenn hernach
"die Kinder nicht denen Eltern/ son-
"dern denen jenigen/ deren Milch sie
"getruncken/ nachschlagen. Ob nun
"wohl dieses eine grosse Sünde ist so ist
"sie doch mit nichten der zu vergleichen/
"daß biß weilen Eheweiber/ welche vor
"galant wollen geachtet seyn/ wann sie
"2. oder 3. Kinder bekommen/ hernach-
"mals keine mehr verlangen/ und dero-
"wegen allerhand verbothene Mittel
"brauchen/ solches zuverhindern/ umb
"ihre Viehische Begierden desto unge-
"hinderter zu stillen. Solche Weiber
"berauben ihren Kindern das Leben/ ehe
"sie solches bekommen. Jch zweifele
"daß diese Sünden zu Sodom und
"Gomorrha vorgangen/ deßwegen

kein

Der verliebte
„aus Noth Ammen halten muͤſſen/
„ſondern nur von denen jenigen/ welche
„ein wenig Ungelegenhett uͤberhoben zu
„ſeyn/ ſolches thun. Dannenhero iſt
„es auch kein Wunder/ wenn hernach
„die Kinder nicht denen Eltern/ ſon-
„dern denen jenigen/ deren Milch ſie
„getruncken/ nachſchlagen. Ob nun
„wohl dieſes eine groſſe Suͤnde iſt ſo iſt
„ſie doch mit nichten der zu vergleichen/
„daß biß weilen Eheweiber/ welche vor
„galant wollen geachtet ſeyn/ wann ſie
„2. oder 3. Kinder bekommen/ hernach-
„mals keine mehr verlangen/ und dero-
„wegen allerhand verbothene Mittel
„brauchen/ ſolches zuverhindern/ umb
„ihre Viehiſche Begierden deſto unge-
„hinderter zu ſtillen. Solche Weiber
„berauben ihren Kindern das Leben/ ehe
„ſie ſolches bekommen. Jch zweifele
„daß dieſe Suͤnden zu Sodom und
„Gomorrha vorgangen/ deßwegen

kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
&#x201E;aus Noth Ammen halten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x201E;&#x017F;ondern nur von denen jenigen/ welche<lb/>
&#x201E;ein wenig Ungelegenhett u&#x0364;berhoben zu<lb/>
&#x201E;&#x017F;eyn/ &#x017F;olches thun. Dannenhero i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;es auch kein Wunder/ wenn hernach<lb/>
&#x201E;die Kinder nicht denen Eltern/ &#x017F;on-<lb/>
&#x201E;dern denen jenigen/ deren Milch &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;getruncken/ nach&#x017F;chlagen. Ob nun<lb/>
&#x201E;wohl die&#x017F;es eine gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;nde i&#x017F;t &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie doch mit nichten der zu vergleichen/<lb/>
&#x201E;daß biß weilen Eheweiber/ welche vor<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">galant</hi> wollen geachtet &#x017F;eyn/ wann &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;2. oder 3. Kinder bekommen/ hernach-<lb/>
&#x201E;mals keine mehr verlangen/ und dero-<lb/>
&#x201E;wegen allerhand verbothene Mittel<lb/>
&#x201E;brauchen/ &#x017F;olches zuverhindern/ umb<lb/>
&#x201E;ihre Viehi&#x017F;che Begierden de&#x017F;to unge-<lb/>
&#x201E;hinderter zu &#x017F;tillen. Solche Weiber<lb/>
&#x201E;berauben ihren Kindern das Leben/ ehe<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie &#x017F;olches bekommen. Jch zweifele<lb/>
&#x201E;daß die&#x017F;e Su&#x0364;nden zu Sodom und<lb/>
&#x201E;Gomorrha vorgangen/ deßwegen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0214] Der verliebte „aus Noth Ammen halten muͤſſen/ „ſondern nur von denen jenigen/ welche „ein wenig Ungelegenhett uͤberhoben zu „ſeyn/ ſolches thun. Dannenhero iſt „es auch kein Wunder/ wenn hernach „die Kinder nicht denen Eltern/ ſon- „dern denen jenigen/ deren Milch ſie „getruncken/ nachſchlagen. Ob nun „wohl dieſes eine groſſe Suͤnde iſt ſo iſt „ſie doch mit nichten der zu vergleichen/ „daß biß weilen Eheweiber/ welche vor „galant wollen geachtet ſeyn/ wann ſie „2. oder 3. Kinder bekommen/ hernach- „mals keine mehr verlangen/ und dero- „wegen allerhand verbothene Mittel „brauchen/ ſolches zuverhindern/ umb „ihre Viehiſche Begierden deſto unge- „hinderter zu ſtillen. Solche Weiber „berauben ihren Kindern das Leben/ ehe „ſie ſolches bekommen. Jch zweifele „daß dieſe Suͤnden zu Sodom und „Gomorrha vorgangen/ deßwegen kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/214
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/214>, abgerufen am 25.11.2024.