Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. tonius einsmals eines KauffmannsTochter zu Gesichte bekam/ welche ihm sehr wohl gefiel/ er gieng zu seiner Mut- ter/ und vermeldete ihr/ demnach er zu seinen Mannbaren Jahren kommen/ als würde es ihr nicht zuwider seyn/ wenn er sich verheyrathete/ und dieweil ihm nun unter allem Frauenzimmer/ so er die Zeit seines Lebens zu Gesichte be- kommen/ keine besser als oberwehnten Kauffmanns Tochter/ gefallen/ als hof- te er/ sie würde so gütig seyn/ und selbige vor ihre Schnure annehmen. Die Mutter aber wolte durchaus ihren Willen nicht darein geben/ sondern hat- te vielerley Entschuldigungen. Erst- lich sagte sie/ hastu wenig Mittel/ dero- wegen mustu eine Frau nehmen/ mit welcher du Geld bekommest/ diese aber/ welche du ietzt heyrathen willst/ wird dir nicht 2000. Thlr. mitbringen. Zum andern bistu noch ziemlich jung/ hast kaum
Europæer. tonius einsmals eines KauffmannsTochter zu Geſichte bekam/ welche ihm ſehr wohl gefiel/ er gieng zu ſeiner Mut- ter/ und vermeldete ihr/ demnach er zu ſeinen Mannbaren Jahren kommen/ als wuͤrde es ihr nicht zuwider ſeyn/ weñ er ſich verheyrathete/ und dieweil ihm nun unter allem Frauenzimmer/ ſo er die Zeit ſeines Lebens zu Geſichte be- kommen/ keine beſſer als oberwehnten Kauffmanns Tochter/ gefallen/ als hof- te er/ ſie wuͤrde ſo guͤtig ſeyn/ und ſelbige vor ihre Schnure annehmen. Die Mutter aber wolte durchaus ihren Willen nicht darein geben/ ſondern hat- te vielerley Entſchuldigungen. Erſt- lich ſagte ſie/ haſtu wenig Mittel/ dero- wegen muſtu eine Frau nehmen/ mit welcher du Geld bekommeſt/ dieſe aber/ welche du ietzt heyrathen willſt/ wird dir nicht 2000. Thlr. mitbringen. Zum andern biſtu noch ziemlich jung/ haſt kaum
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Europæer.
tonius einsmals eines Kauffmanns
Tochter zu Geſichte bekam/ welche ihm
ſehr wohl gefiel/ er gieng zu ſeiner Mut-
ter/ und vermeldete ihr/ demnach er zu
ſeinen Mannbaren Jahren kommen/
als wuͤrde es ihr nicht zuwider ſeyn/ weñ
er ſich verheyrathete/ und dieweil ihm
nun unter allem Frauenzimmer/ ſo er
die Zeit ſeines Lebens zu Geſichte be-
kommen/ keine beſſer als oberwehnten
Kauffmanns Tochter/ gefallen/ als hof-
te er/ ſie wuͤrde ſo guͤtig ſeyn/ und ſelbige
vor ihre Schnure annehmen. Die
Mutter aber wolte durchaus ihren
Willen nicht darein geben/ ſondern hat-
te vielerley Entſchuldigungen. Erſt-
lich ſagte ſie/ haſtu wenig Mittel/ dero-
wegen muſtu eine Frau nehmen/ mit
welcher du Geld bekommeſt/ dieſe aber/
welche du ietzt heyrathen willſt/ wird dir
nicht 2000. Thlr. mitbringen. Zum
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