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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Erster Abschnitt.
Fäserchen sich einigermassen filzen. Die Fran-
zosen nennen die Kareymaschine Retendoir.
Jch vermuthe, daß das deutsche Wort von
dem französischen corroi entstanden ist.
7. Die Kalander ist ein Walzwerk, in dem das
Zeug zwischen einer hölzernen und metallenen
Walze, die durch einen eingelegten glühenden
eisernen Bolzen erhitzt ist, weggezogen wird.
Die Kalander macht die Zeuge, wie die Pres-
se oder Tuchrolle, eben und glänzend. Zu-
weilen versteht man aber unter dem deutschen
Namen eine gemeine Zeugrolle.
8. Das Eindrücken der glatten Figuren geschieht
mit heißen eisernen und kupfernen Platten,
oder Walzen, worauf die Wellen oder Zeich-
nungen eingegraben sind.
9. Geflamte Tücher haben marmorirte Zeichnun-
gen von zweyerley Farben, wozu Kette und
Einschlag so gefärbt werden, daß wechsels-
weise ein Theil des Fadens gefärbt wird, und
ein anderer ungefärbt bleibt.
10. Liniirte Tücher haben eine ungefärbte Kette,
und einen Einschlag, der aus einem gefärb-
ten und ungefärbten Faden zusammen gedre-
het ist.
11. Zeuge, welche geblühmt werden, und aller-
ley Muster enthalten sollen, werden meistens
nach einer Patrone, mit vielen Schäften und
Schemeln, oder mit einem Zuge, oder mit
verschiedenen nach dem Muster gefärbten Ein-
schlagfäden gewirket. Die von der ersten Art
heissen faconnirte Zeuge, und haben Stern-
chen, Rösgen, Linien u. s. w. wie man bey
Strück und den bunten Kalmanken findet.
Die
Erſter Abſchnitt.
Faͤſerchen ſich einigermaſſen filzen. Die Fran-
zoſen nennen die Kareymaſchine Retendoir.
Jch vermuthe, daß das deutſche Wort von
dem franzoͤſiſchen corroi entſtanden iſt.
7. Die Kalander iſt ein Walzwerk, in dem das
Zeug zwiſchen einer hoͤlzernen und metallenen
Walze, die durch einen eingelegten gluͤhenden
eiſernen Bolzen erhitzt iſt, weggezogen wird.
Die Kalander macht die Zeuge, wie die Preſ-
ſe oder Tuchrolle, eben und glaͤnzend. Zu-
weilen verſteht man aber unter dem deutſchen
Namen eine gemeine Zeugrolle.
8. Das Eindruͤcken der glatten Figuren geſchieht
mit heißen eiſernen und kupfernen Platten,
oder Walzen, worauf die Wellen oder Zeich-
nungen eingegraben ſind.
9. Geflamte Tuͤcher haben marmorirte Zeichnun-
gen von zweyerley Farben, wozu Kette und
Einſchlag ſo gefaͤrbt werden, daß wechſels-
weiſe ein Theil des Fadens gefaͤrbt wird, und
ein anderer ungefaͤrbt bleibt.
10. Liniirte Tuͤcher haben eine ungefaͤrbte Kette,
und einen Einſchlag, der aus einem gefaͤrb-
ten und ungefaͤrbten Faden zuſammen gedre-
het iſt.
11. Zeuge, welche gebluͤhmt werden, und aller-
ley Muſter enthalten ſollen, werden meiſtens
nach einer Patrone, mit vielen Schaͤften und
Schemeln, oder mit einem Zuge, oder mit
verſchiedenen nach dem Muſter gefaͤrbten Ein-
ſchlagfaͤden gewirket. Die von der erſten Art
heiſſen faconnirte Zeuge, und haben Stern-
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Struͤck und den bunten Kalmanken findet.
Die
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[34/0094] Erſter Abſchnitt. Faͤſerchen ſich einigermaſſen filzen. Die Fran- zoſen nennen die Kareymaſchine Retendoir. Jch vermuthe, daß das deutſche Wort von dem franzoͤſiſchen corroi entſtanden iſt. 7. Die Kalander iſt ein Walzwerk, in dem das Zeug zwiſchen einer hoͤlzernen und metallenen Walze, die durch einen eingelegten gluͤhenden eiſernen Bolzen erhitzt iſt, weggezogen wird. Die Kalander macht die Zeuge, wie die Preſ- ſe oder Tuchrolle, eben und glaͤnzend. Zu- weilen verſteht man aber unter dem deutſchen Namen eine gemeine Zeugrolle. 8. Das Eindruͤcken der glatten Figuren geſchieht mit heißen eiſernen und kupfernen Platten, oder Walzen, worauf die Wellen oder Zeich- nungen eingegraben ſind. 9. Geflamte Tuͤcher haben marmorirte Zeichnun- gen von zweyerley Farben, wozu Kette und Einſchlag ſo gefaͤrbt werden, daß wechſels- weiſe ein Theil des Fadens gefaͤrbt wird, und ein anderer ungefaͤrbt bleibt. 10. Liniirte Tuͤcher haben eine ungefaͤrbte Kette, und einen Einſchlag, der aus einem gefaͤrb- ten und ungefaͤrbten Faden zuſammen gedre- het iſt. 11. Zeuge, welche gebluͤhmt werden, und aller- ley Muſter enthalten ſollen, werden meiſtens nach einer Patrone, mit vielen Schaͤften und Schemeln, oder mit einem Zuge, oder mit verſchiedenen nach dem Muſter gefaͤrbten Ein- ſchlagfaͤden gewirket. Die von der erſten Art heiſſen faconnirte Zeuge, und haben Stern- chen, Roͤsgen, Linien u. ſ. w. wie man bey Struͤck und den bunten Kalmanken findet. Die

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/94>, abgerufen am 23.11.2024.