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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9.
man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat
man diese Erfindung nicht allgemein gemacht,
und zwar deswegen, wie einige versichern,
weil die Walzen, die einmal zerkleinte Masse
glatstrichen, und über sie wegglitschten, oh-
ne sie weiter zu mischen. Aber dieser Umstand
scheint sich leicht heben zu lassen.
§. 9.

Die genugsam durchgearbeitete Pulver-
masse
wird in Siebe gethan, in welchen man
auf dieselbe eine kleine schwere hölzerne Schei-
be legt, die, indem der Arbeiter über einem
Tischgestell oder Kasten siebet, das Pulver in
Körnern durch die Löcher treibt. Diese wer-
den durch ein Staubsieb vom Staube gerei-
nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft,
oder wieder in die Mühle gebracht wird.

1. Anfänglich körnete man das Pulver nicht, und
man führte solches nur deswegen ein, damit
der Gebrauch bequemer seyn möchte. Auch
erhielt man den Vortheil dadurch, daß es
nicht so leicht verwitterte. Gewiß ist es aber,
ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil
glaubt, daß das Körnen die Kraft schwächet,
weil es alsdann weniger Oberfläche, als das
Mehlpulver hat, und sich desfals nicht so
schnell und vollkommen entzünden kan; vor-
nehmlich aber auch aus der Ursache, weil das
Körnen unmöglich geschehn kan, wenn nicht
das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je
feuchter es aber vor dem Körnen ist, desto
schwächer wird es; denn der Salpeter schei-
der
Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9.
man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat
man dieſe Erfindung nicht allgemein gemacht,
und zwar deswegen, wie einige verſichern,
weil die Walzen, die einmal zerkleinte Maſſe
glatſtrichen, und uͤber ſie wegglitſchten, oh-
ne ſie weiter zu miſchen. Aber dieſer Umſtand
ſcheint ſich leicht heben zu laſſen.
§. 9.

Die genugſam durchgearbeitete Pulver-
maſſe
wird in Siebe gethan, in welchen man
auf dieſelbe eine kleine ſchwere hoͤlzerne Schei-
be legt, die, indem der Arbeiter uͤber einem
Tiſchgeſtell oder Kaſten ſiebet, das Pulver in
Koͤrnern durch die Loͤcher treibt. Dieſe wer-
den durch ein Staubſieb vom Staube gerei-
nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft,
oder wieder in die Muͤhle gebracht wird.

1. Anfaͤnglich koͤrnete man das Pulver nicht, und
man fuͤhrte ſolches nur deswegen ein, damit
der Gebrauch bequemer ſeyn moͤchte. Auch
erhielt man den Vortheil dadurch, daß es
nicht ſo leicht verwitterte. Gewiß iſt es aber,
ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil
glaubt, daß das Koͤrnen die Kraft ſchwaͤchet,
weil es alsdann weniger Oberflaͤche, als das
Mehlpulver hat, und ſich desfals nicht ſo
ſchnell und vollkommen entzuͤnden kan; vor-
nehmlich aber auch aus der Urſache, weil das
Koͤrnen unmoͤglich geſchehn kan, wenn nicht
das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je
feuchter es aber vor dem Koͤrnen iſt, deſto
ſchwaͤcher wird es; denn der Salpeter ſchei-
der
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[351/0411] Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9. man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat man dieſe Erfindung nicht allgemein gemacht, und zwar deswegen, wie einige verſichern, weil die Walzen, die einmal zerkleinte Maſſe glatſtrichen, und uͤber ſie wegglitſchten, oh- ne ſie weiter zu miſchen. Aber dieſer Umſtand ſcheint ſich leicht heben zu laſſen. §. 9. Die genugſam durchgearbeitete Pulver- maſſe wird in Siebe gethan, in welchen man auf dieſelbe eine kleine ſchwere hoͤlzerne Schei- be legt, die, indem der Arbeiter uͤber einem Tiſchgeſtell oder Kaſten ſiebet, das Pulver in Koͤrnern durch die Loͤcher treibt. Dieſe wer- den durch ein Staubſieb vom Staube gerei- nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft, oder wieder in die Muͤhle gebracht wird. 1. Anfaͤnglich koͤrnete man das Pulver nicht, und man fuͤhrte ſolches nur deswegen ein, damit der Gebrauch bequemer ſeyn moͤchte. Auch erhielt man den Vortheil dadurch, daß es nicht ſo leicht verwitterte. Gewiß iſt es aber, ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil glaubt, daß das Koͤrnen die Kraft ſchwaͤchet, weil es alsdann weniger Oberflaͤche, als das Mehlpulver hat, und ſich desfals nicht ſo ſchnell und vollkommen entzuͤnden kan; vor- nehmlich aber auch aus der Urſache, weil das Koͤrnen unmoͤglich geſchehn kan, wenn nicht das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je feuchter es aber vor dem Koͤrnen iſt, deſto ſchwaͤcher wird es; denn der Salpeter ſchei- der

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/411>, abgerufen am 25.11.2024.