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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Zuckersiederey. §. 12.
abgespühlten klebrigen Wesen, ablaufen kön-
ne. Also muß diese Erde Thon, und zwar
ein eisenfreyer, also ein weisser und auch im
Feuer weiß bleibender Thon, oder wenigstens
thonartige Erde seyn; denn viele feine einge-
mischte Oker würde den Zucker farben. Da-
mit das Wasser allmälig durchdringen könne,
muß der Thon sehr mager seyn. Denn die
fetten Arten lassen Wasser nicht leicht wieder
fahren. Diese Magerkeit kan daher rühren,
daß entweder die Thontheile sehr wenig von
der bindenden Substanz erhalten haben, so
wie dieses von dem besten Porzellauthon gilt,
oder weil viel feiner Sand, oder viel Kalk
beygemischt ist. Feiner Sand wird, so wie
der Kalk, das Wasser überall fein durchschwit-
zen, grober aber würde es an einzelnen Stel-
len durchrinnen lassen. Diese Theorie stim-
met mit den Eigenschaften der gebräuchlichen
Zuckererde, die wenigstens mit eben so vielem
Rechte, als die Walkererde, eine besondere
Stelle in den Mineralsystemen fodern könte,
überein.
2. Die Raffinerien in Frankreich erhalten ihren
Thon aus Rouen, Saumur und St. Malo,
und ebendaher, wie auch, wie einige versi-
chern, aus Bourdeaux und Briancon, lassen
ihn noch jetzt die meisten Zuckersieder in Deutsch-
land, Schweden und Dännemark kommen.
Als ich in Stockholm Gelegenheit hatte, die
große Raffinerie, welche Herr J. C. Kra-
mer
zu großer Vollkommenheit gebracht hat,
kennen zu lernen, ersuchte ich diesen geschick-
ten Mann, sich einmal, stat des kostbaren
französischen Thons, der einheimischen Pfeif-
fenerde zu bedienen, und der Versuch zeigte,
daß dieser völlig dasjenige leistete, was der
aus-
Zuckerſiederey. §. 12.
abgeſpuͤhlten klebrigen Weſen, ablaufen koͤn-
ne. Alſo muß dieſe Erde Thon, und zwar
ein eiſenfreyer, alſo ein weiſſer und auch im
Feuer weiß bleibender Thon, oder wenigſtens
thonartige Erde ſeyn; denn viele feine einge-
miſchte Oker wuͤrde den Zucker farben. Da-
mit das Waſſer allmaͤlig durchdringen koͤnne,
muß der Thon ſehr mager ſeyn. Denn die
fetten Arten laſſen Waſſer nicht leicht wieder
fahren. Dieſe Magerkeit kan daher ruͤhren,
daß entweder die Thontheile ſehr wenig von
der bindenden Subſtanz erhalten haben, ſo
wie dieſes von dem beſten Porzellauthon gilt,
oder weil viel feiner Sand, oder viel Kalk
beygemiſcht iſt. Feiner Sand wird, ſo wie
der Kalk, das Waſſer uͤberall fein durchſchwit-
zen, grober aber wuͤrde es an einzelnen Stel-
len durchrinnen laſſen. Dieſe Theorie ſtim-
met mit den Eigenſchaften der gebraͤuchlichen
Zuckererde, die wenigſtens mit eben ſo vielem
Rechte, als die Walkererde, eine beſondere
Stelle in den Mineralſyſtemen fodern koͤnte,
uͤberein.
2. Die Raffinerien in Frankreich erhalten ihren
Thon aus Rouen, Saumur und St. Malo,
und ebendaher, wie auch, wie einige verſi-
chern, aus Bourdeaux und Briançon, laſſen
ihn noch jetzt die meiſten Zuckerſieder in Deutſch-
land, Schweden und Daͤnnemark kommen.
Als ich in Stockholm Gelegenheit hatte, die
große Raffinerie, welche Herr J. C. Kra-
mer
zu großer Vollkommenheit gebracht hat,
kennen zu lernen, erſuchte ich dieſen geſchick-
ten Mann, ſich einmal, ſtat des koſtbaren
franzoͤſiſchen Thons, der einheimiſchen Pfeif-
fenerde zu bedienen, und der Verſuch zeigte,
daß dieſer voͤllig dasjenige leiſtete, was der
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[331/0391] Zuckerſiederey. §. 12. abgeſpuͤhlten klebrigen Weſen, ablaufen koͤn- ne. Alſo muß dieſe Erde Thon, und zwar ein eiſenfreyer, alſo ein weiſſer und auch im Feuer weiß bleibender Thon, oder wenigſtens thonartige Erde ſeyn; denn viele feine einge- miſchte Oker wuͤrde den Zucker farben. Da- mit das Waſſer allmaͤlig durchdringen koͤnne, muß der Thon ſehr mager ſeyn. Denn die fetten Arten laſſen Waſſer nicht leicht wieder fahren. Dieſe Magerkeit kan daher ruͤhren, daß entweder die Thontheile ſehr wenig von der bindenden Subſtanz erhalten haben, ſo wie dieſes von dem beſten Porzellauthon gilt, oder weil viel feiner Sand, oder viel Kalk beygemiſcht iſt. Feiner Sand wird, ſo wie der Kalk, das Waſſer uͤberall fein durchſchwit- zen, grober aber wuͤrde es an einzelnen Stel- len durchrinnen laſſen. Dieſe Theorie ſtim- met mit den Eigenſchaften der gebraͤuchlichen Zuckererde, die wenigſtens mit eben ſo vielem Rechte, als die Walkererde, eine beſondere Stelle in den Mineralſyſtemen fodern koͤnte, uͤberein. 2. Die Raffinerien in Frankreich erhalten ihren Thon aus Rouen, Saumur und St. Malo, und ebendaher, wie auch, wie einige verſi- chern, aus Bourdeaux und Briançon, laſſen ihn noch jetzt die meiſten Zuckerſieder in Deutſch- land, Schweden und Daͤnnemark kommen. Als ich in Stockholm Gelegenheit hatte, die große Raffinerie, welche Herr J. C. Kra- mer zu großer Vollkommenheit gebracht hat, kennen zu lernen, erſuchte ich dieſen geſchick- ten Mann, ſich einmal, ſtat des koſtbaren franzoͤſiſchen Thons, der einheimiſchen Pfeif- fenerde zu bedienen, und der Verſuch zeigte, daß dieſer voͤllig dasjenige leiſtete, was der aus-

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/391>, abgerufen am 22.11.2024.