Zucker ist ein wesentliches süßes Salz aus einigen Pflanzen, welches sich crystalli- siren läßt. Der meiste wird aus dem ausge- presseten und eingekochten Safte des Zucker- rohrs erhalten.
1. Die Bestandtheile des Zuckers sind Wasser, Erde, Säure und ein feines öhlichtes oder brenbares Wesen. Jn Wasser zergeht er schnell, und die Auflösung gähret leicht. Jn Weingeist, zumal in starkem, löset er sich lang- samer und weniger auf. Jn Feuer schmilzt er, blähet sich stark auf, und wird endlich zerstöhrt. Er wird nur von der Natur erzeugt, von der Kunst nur ausgeschieden, und von den überflüssigen öhlichten und schleimichten Theilen gereinigt.
2. Unser Zucker war den Griechen und Römern nicht bekant, sondern stat dessen bedienten sie sich zur Würzung ihrer Speisen und zur Arzney, des Honigs. Hernach lernte man ein süsses Salz kennen, welches sich von selbst aus einer rohrartigen Pflanze, die viele für unser heutiges Zuckerrohr halten, erzeugte. Dieses Rohrhonigs, mel arundinaceum, soll Paulus Aegineta, ums Jahr 625, zuerst ge-
dacht
Acht und zwanzigſter Abſchnitt.
Acht und zwanzigſter Abſchnitt. Zuckerſiederey.
§. 1.
Zucker iſt ein weſentliches ſuͤßes Salz aus einigen Pflanzen, welches ſich cryſtalli- ſiren laͤßt. Der meiſte wird aus dem ausge- preſſeten und eingekochten Safte des Zucker- rohrs erhalten.
1. Die Beſtandtheile des Zuckers ſind Waſſer, Erde, Saͤure und ein feines oͤhlichtes oder brenbares Weſen. Jn Waſſer zergeht er ſchnell, und die Aufloͤſung gaͤhret leicht. Jn Weingeiſt, zumal in ſtarkem, loͤſet er ſich lang- ſamer und weniger auf. Jn Feuer ſchmilzt er, blaͤhet ſich ſtark auf, und wird endlich zerſtoͤhrt. Er wird nur von der Natur erzeugt, von der Kunſt nur ausgeſchieden, und von den uͤberfluͤſſigen oͤhlichten und ſchleimichten Theilen gereinigt.
2. Unſer Zucker war den Griechen und Roͤmern nicht bekant, ſondern ſtat deſſen bedienten ſie ſich zur Wuͤrzung ihrer Speiſen und zur Arzney, des Honigs. Hernach lernte man ein ſuͤſſes Salz kennen, welches ſich von ſelbſt aus einer rohrartigen Pflanze, die viele fuͤr unſer heutiges Zuckerrohr halten, erzeugte. Dieſes Rohrhonigs, mel arundinaceum, ſoll Paulus Aegineta, ums Jahr 625, zuerſt ge-
dacht
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0382"n="322"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Acht und zwanzigſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Acht und zwanzigſter Abſchnitt.<lb/><hirendition="#g">Zuckerſiederey</hi>.</hi></head><lb/><divn="2"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">Z</hi><hirendition="#fr">ucker</hi> iſt ein weſentliches ſuͤßes Salz aus<lb/>
einigen Pflanzen, welches ſich cryſtalli-<lb/>ſiren laͤßt. Der meiſte wird aus dem ausge-<lb/>
preſſeten und eingekochten Safte des <hirendition="#fr">Zucker-<lb/>
rohrs</hi> erhalten.</p><lb/><list><item>1. Die Beſtandtheile des Zuckers ſind Waſſer,<lb/>
Erde, Saͤure und ein feines oͤhlichtes oder<lb/>
brenbares Weſen. Jn Waſſer zergeht er<lb/>ſchnell, und die Aufloͤſung gaͤhret leicht. Jn<lb/>
Weingeiſt, zumal in ſtarkem, loͤſet er ſich lang-<lb/>ſamer und weniger auf. Jn Feuer ſchmilzt<lb/>
er, blaͤhet ſich ſtark auf, und wird endlich<lb/>
zerſtoͤhrt. Er wird nur von der Natur erzeugt,<lb/>
von der Kunſt nur ausgeſchieden, und von<lb/>
den uͤberfluͤſſigen oͤhlichten und ſchleimichten<lb/>
Theilen gereinigt.</item><lb/><item>2. Unſer Zucker war den Griechen und Roͤmern<lb/>
nicht bekant, ſondern ſtat deſſen bedienten<lb/>ſie ſich zur Wuͤrzung ihrer Speiſen und zur<lb/>
Arzney, des Honigs. Hernach lernte man<lb/>
ein ſuͤſſes Salz kennen, welches ſich von ſelbſt<lb/>
aus einer rohrartigen Pflanze, die viele fuͤr<lb/>
unſer heutiges Zuckerrohr halten, erzeugte.<lb/>
Dieſes Rohrhonigs, <hirendition="#aq">mel arundinaceum,</hi>ſoll<lb/><hirendition="#fr">Paulus Aegineta,</hi> ums Jahr 625, zuerſt ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dacht</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[322/0382]
Acht und zwanzigſter Abſchnitt.
Acht und zwanzigſter Abſchnitt.
Zuckerſiederey.
§. 1.
Zucker iſt ein weſentliches ſuͤßes Salz aus
einigen Pflanzen, welches ſich cryſtalli-
ſiren laͤßt. Der meiſte wird aus dem ausge-
preſſeten und eingekochten Safte des Zucker-
rohrs erhalten.
1. Die Beſtandtheile des Zuckers ſind Waſſer,
Erde, Saͤure und ein feines oͤhlichtes oder
brenbares Weſen. Jn Waſſer zergeht er
ſchnell, und die Aufloͤſung gaͤhret leicht. Jn
Weingeiſt, zumal in ſtarkem, loͤſet er ſich lang-
ſamer und weniger auf. Jn Feuer ſchmilzt
er, blaͤhet ſich ſtark auf, und wird endlich
zerſtoͤhrt. Er wird nur von der Natur erzeugt,
von der Kunſt nur ausgeſchieden, und von
den uͤberfluͤſſigen oͤhlichten und ſchleimichten
Theilen gereinigt.
2. Unſer Zucker war den Griechen und Roͤmern
nicht bekant, ſondern ſtat deſſen bedienten
ſie ſich zur Wuͤrzung ihrer Speiſen und zur
Arzney, des Honigs. Hernach lernte man
ein ſuͤſſes Salz kennen, welches ſich von ſelbſt
aus einer rohrartigen Pflanze, die viele fuͤr
unſer heutiges Zuckerrohr halten, erzeugte.
Dieſes Rohrhonigs, mel arundinaceum, ſoll
Paulus Aegineta, ums Jahr 625, zuerſt ge-
dacht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/382>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.