Die Verfertigung der gläsernen Sachen besteht vornehmlich darin, daß der Glasbla- ser einen Theil der flüssigen Masse mit dem Knopfe der Pfeiffe aus dem Hafen nimt, solche aufbläset, schwenket, rollet, und mit allerley Scheren gehörig ausbildet. Zu eini- gen Stücken wird jedoch auch das Glas in Formen gedrückt.
1. Zu den Werkzeugen, die aber nicht überall einerley Namen haben, gehören: Vorschnei- deeisen, Zweckeisen, Bühmeisen, Schere, Auftreibschere, und andere von sehr einfa- cher Bildung.
2. Auf den grünen Hütten steht der Arbeiter; auf den weissen sitzt er gemeiniglich, und rol- let das Rohr, wenn es nöthig ist, auf den langen Armen seines Stuhls.
3. Sollen Trinkgläser Reifen erhalten, so wird die walzenförmige Glasblase in einer gereiften messingenen Forme aufgeblasen. Die Perlen im Fuße der Weingläser sind Höhlungen, die man dem noch zähen Glase mit einem Eisen eindrückt. Röhren werden von zwoen Perso- nen mit den Pfeiffen gezogen.
4. Zur Schonung der Augen trägt der Arbeiter einen Schirm auf dem Kopfe.
5. Die Hohlgläser, Uhrgläser, womit die Ziefer- blätter der Taschenuhren bedeckt werden, wur- den ehemals allein in England gemacht; seit einigen Jahren aber verfertigt man sie auch in
Paris
Q 5
Glasmacherkunſt. §. 10.
§. 10.
Die Verfertigung der glaͤſernen Sachen beſteht vornehmlich darin, daß der Glasbla- ſer einen Theil der fluͤſſigen Maſſe mit dem Knopfe der Pfeiffe aus dem Hafen nimt, ſolche aufblaͤſet, ſchwenket, rollet, und mit allerley Scheren gehoͤrig ausbildet. Zu eini- gen Stuͤcken wird jedoch auch das Glas in Formen gedruͤckt.
1. Zu den Werkzeugen, die aber nicht uͤberall einerley Namen haben, gehoͤren: Vorſchnei- deeiſen, Zweckeiſen, Buͤhmeiſen, Schere, Auftreibſchere, und andere von ſehr einfa- cher Bildung.
2. Auf den gruͤnen Huͤtten ſteht der Arbeiter; auf den weiſſen ſitzt er gemeiniglich, und rol- let das Rohr, wenn es noͤthig iſt, auf den langen Armen ſeines Stuhls.
3. Sollen Trinkglaͤſer Reifen erhalten, ſo wird die walzenfoͤrmige Glasblaſe in einer gereiften meſſingenen Forme aufgeblaſen. Die Perlen im Fuße der Weinglaͤſer ſind Hoͤhlungen, die man dem noch zaͤhen Glaſe mit einem Eiſen eindruͤckt. Roͤhren werden von zwoen Perſo- nen mit den Pfeiffen gezogen.
4. Zur Schonung der Augen traͤgt der Arbeiter einen Schirm auf dem Kopfe.
5. Die Hohlglaͤſer, Uhrglaͤſer, womit die Ziefer- blaͤtter der Taſchenuhren bedeckt werden, wur- den ehemals allein in England gemacht; ſeit einigen Jahren aber verfertigt man ſie auch in
Paris
Q 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><pbfacs="#f0309"n="249"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Glasmacherkunſt. §. 10.</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§. 10.</head><lb/><p>Die Verfertigung der glaͤſernen Sachen<lb/>
beſteht vornehmlich darin, daß der <hirendition="#fr">Glasbla-<lb/>ſer</hi> einen Theil der fluͤſſigen Maſſe mit dem<lb/><hirendition="#fr">Knopfe</hi> der <hirendition="#fr">Pfeiffe</hi> aus dem Hafen nimt,<lb/>ſolche aufblaͤſet, ſchwenket, rollet, und mit<lb/>
allerley Scheren gehoͤrig ausbildet. Zu eini-<lb/>
gen Stuͤcken wird jedoch auch das Glas in<lb/>
Formen gedruͤckt.</p><lb/><list><item>1. Zu den Werkzeugen, die aber nicht uͤberall<lb/>
einerley Namen haben, gehoͤren: <hirendition="#fr">Vorſchnei-<lb/>
deeiſen, Zweckeiſen, Buͤhmeiſen, Schere,<lb/>
Auftreibſchere,</hi> und andere von ſehr einfa-<lb/>
cher Bildung.</item><lb/><item>2. Auf den gruͤnen Huͤtten ſteht der Arbeiter;<lb/>
auf den weiſſen ſitzt er gemeiniglich, und rol-<lb/>
let das Rohr, wenn es noͤthig iſt, auf den<lb/>
langen Armen ſeines Stuhls.</item><lb/><item>3. Sollen Trinkglaͤſer Reifen erhalten, ſo wird<lb/>
die walzenfoͤrmige Glasblaſe in einer gereiften<lb/>
meſſingenen Forme aufgeblaſen. Die Perlen<lb/>
im Fuße der Weinglaͤſer ſind Hoͤhlungen, die<lb/>
man dem noch zaͤhen Glaſe mit einem Eiſen<lb/>
eindruͤckt. Roͤhren werden von zwoen Perſo-<lb/>
nen mit den Pfeiffen gezogen.</item><lb/><item>4. Zur Schonung der Augen traͤgt der Arbeiter<lb/>
einen Schirm auf dem Kopfe.</item><lb/><item>5. Die Hohlglaͤſer, <hirendition="#fr">Uhrglaͤſer,</hi> womit die Ziefer-<lb/>
blaͤtter der Taſchenuhren bedeckt werden, wur-<lb/>
den ehemals allein in England gemacht; ſeit<lb/>
einigen Jahren aber verfertigt man ſie auch in<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Paris</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[249/0309]
Glasmacherkunſt. §. 10.
§. 10.
Die Verfertigung der glaͤſernen Sachen
beſteht vornehmlich darin, daß der Glasbla-
ſer einen Theil der fluͤſſigen Maſſe mit dem
Knopfe der Pfeiffe aus dem Hafen nimt,
ſolche aufblaͤſet, ſchwenket, rollet, und mit
allerley Scheren gehoͤrig ausbildet. Zu eini-
gen Stuͤcken wird jedoch auch das Glas in
Formen gedruͤckt.
1. Zu den Werkzeugen, die aber nicht uͤberall
einerley Namen haben, gehoͤren: Vorſchnei-
deeiſen, Zweckeiſen, Buͤhmeiſen, Schere,
Auftreibſchere, und andere von ſehr einfa-
cher Bildung.
2. Auf den gruͤnen Huͤtten ſteht der Arbeiter;
auf den weiſſen ſitzt er gemeiniglich, und rol-
let das Rohr, wenn es noͤthig iſt, auf den
langen Armen ſeines Stuhls.
3. Sollen Trinkglaͤſer Reifen erhalten, ſo wird
die walzenfoͤrmige Glasblaſe in einer gereiften
meſſingenen Forme aufgeblaſen. Die Perlen
im Fuße der Weinglaͤſer ſind Hoͤhlungen, die
man dem noch zaͤhen Glaſe mit einem Eiſen
eindruͤckt. Roͤhren werden von zwoen Perſo-
nen mit den Pfeiffen gezogen.
4. Zur Schonung der Augen traͤgt der Arbeiter
einen Schirm auf dem Kopfe.
5. Die Hohlglaͤſer, Uhrglaͤſer, womit die Ziefer-
blaͤtter der Taſchenuhren bedeckt werden, wur-
den ehemals allein in England gemacht; ſeit
einigen Jahren aber verfertigt man ſie auch in
Paris
Q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/309>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.