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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Glasmacherkunst. §. 1.
auch von gefärbtem Glase. Ums Jahr 1180
fieng man in England an, die Wohnhäuser
der Vornehmen mit Glasfenstern zu versehn.
Ums Jahr 1458 rechnete Aeneas Sylvius es
noch zur größten Pracht, die er in Wien fand,
daß die meisten Häuser Glasfenster hatten.
Die ältesten Fenster mit eingebranter Male-
rey sind in Frankreich aus dem zwölften Jahr-
hunderte, und finden sich in der Abtey St.
Denys. Aelter ist diese mühsame Kunst in
Deutschland und in den Niederlanden, wo sie
zu derjenigen Vollkommenheit gestiegen ist,
bey der sie stehen geblieben. Fenster aus un-
gefärbtem oder weissem Glase wurden in Frank-
reich erst im vierzehnten Jahrhunderte ge-
bräuchlich. Jm Jahre 1291 wurden die Glas-
hütten, wegen der Feuersgefahr außer Vene-
dig gelegt, und dadurch entstanden damals
die berühmten Manufacturen zu Murano,
die jetzt nur noch kleine Waaren liefern. Nach
England ließ Abt Benedict im Jahre 674 die
ersten Glasmacher aus Frankreich kommen,
deren Anlagen aber keinen Fortgang gehabt
zu haben scheinen. Denn man sagt, daß erst
vor hundert und etlichen Jahren die erste
Glashütte angelegt worden, und daß diese
eben diejenige sey, welche noch in der Altstadt
London arbeitet. Hernach hat man Böhmi-
sche Glasmacher nach England gerufen, die
bey Newcastle Hütten angelegt haben, die ih-
re Nachkommen noch jetzt fortsetzen. Tafel-
glas zu Spiegeln und Kutschfenstern ward in
England erst im Jahre 1673, auf Antrieb des
Herzogs von Bukingham, der die erste Por-
techaise aus Paris nach London brachte, ver-
fertigt; aber das feine Glas fieng man erst
im Jahre 1683 an, den Venetianern nach zu
machen.
Q
Glasmacherkunſt. §. 1.
auch von gefaͤrbtem Glaſe. Ums Jahr 1180
fieng man in England an, die Wohnhaͤuſer
der Vornehmen mit Glasfenſtern zu verſehn.
Ums Jahr 1458 rechnete Aeneas Sylvius es
noch zur groͤßten Pracht, die er in Wien fand,
daß die meiſten Haͤuſer Glasfenſter hatten.
Die aͤlteſten Fenſter mit eingebranter Male-
rey ſind in Frankreich aus dem zwoͤlften Jahr-
hunderte, und finden ſich in der Abtey St.
Denys. Aelter iſt dieſe muͤhſame Kunſt in
Deutſchland und in den Niederlanden, wo ſie
zu derjenigen Vollkommenheit geſtiegen iſt,
bey der ſie ſtehen geblieben. Fenſter aus un-
gefaͤrbtem oder weiſſem Glaſe wurden in Frank-
reich erſt im vierzehnten Jahrhunderte ge-
braͤuchlich. Jm Jahre 1291 wurden die Glas-
huͤtten, wegen der Feuersgefahr außer Vene-
dig gelegt, und dadurch entſtanden damals
die beruͤhmten Manufacturen zu Murano,
die jetzt nur noch kleine Waaren liefern. Nach
England ließ Abt Benedict im Jahre 674 die
erſten Glasmacher aus Frankreich kommen,
deren Anlagen aber keinen Fortgang gehabt
zu haben ſcheinen. Denn man ſagt, daß erſt
vor hundert und etlichen Jahren die erſte
Glashuͤtte angelegt worden, und daß dieſe
eben diejenige ſey, welche noch in der Altſtadt
London arbeitet. Hernach hat man Boͤhmi-
ſche Glasmacher nach England gerufen, die
bey Newcaſtle Huͤtten angelegt haben, die ih-
re Nachkommen noch jetzt fortſetzen. Tafel-
glas zu Spiegeln und Kutſchfenſtern ward in
England erſt im Jahre 1673, auf Antrieb des
Herzogs von Bukingham, der die erſte Por-
techaiſe aus Paris nach London brachte, ver-
fertigt; aber das feine Glas fieng man erſt
im Jahre 1683 an, den Venetianern nach zu
machen.
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[241/0301] Glasmacherkunſt. §. 1. auch von gefaͤrbtem Glaſe. Ums Jahr 1180 fieng man in England an, die Wohnhaͤuſer der Vornehmen mit Glasfenſtern zu verſehn. Ums Jahr 1458 rechnete Aeneas Sylvius es noch zur groͤßten Pracht, die er in Wien fand, daß die meiſten Haͤuſer Glasfenſter hatten. Die aͤlteſten Fenſter mit eingebranter Male- rey ſind in Frankreich aus dem zwoͤlften Jahr- hunderte, und finden ſich in der Abtey St. Denys. Aelter iſt dieſe muͤhſame Kunſt in Deutſchland und in den Niederlanden, wo ſie zu derjenigen Vollkommenheit geſtiegen iſt, bey der ſie ſtehen geblieben. Fenſter aus un- gefaͤrbtem oder weiſſem Glaſe wurden in Frank- reich erſt im vierzehnten Jahrhunderte ge- braͤuchlich. Jm Jahre 1291 wurden die Glas- huͤtten, wegen der Feuersgefahr außer Vene- dig gelegt, und dadurch entſtanden damals die beruͤhmten Manufacturen zu Murano, die jetzt nur noch kleine Waaren liefern. Nach England ließ Abt Benedict im Jahre 674 die erſten Glasmacher aus Frankreich kommen, deren Anlagen aber keinen Fortgang gehabt zu haben ſcheinen. Denn man ſagt, daß erſt vor hundert und etlichen Jahren die erſte Glashuͤtte angelegt worden, und daß dieſe eben diejenige ſey, welche noch in der Altſtadt London arbeitet. Hernach hat man Boͤhmi- ſche Glasmacher nach England gerufen, die bey Newcaſtle Huͤtten angelegt haben, die ih- re Nachkommen noch jetzt fortſetzen. Tafel- glas zu Spiegeln und Kutſchfenſtern ward in England erſt im Jahre 1673, auf Antrieb des Herzogs von Bukingham, der die erſte Por- techaiſe aus Paris nach London brachte, ver- fertigt; aber das feine Glas fieng man erſt im Jahre 1683 an, den Venetianern nach zu machen. Q

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/301>, abgerufen am 25.11.2024.