Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Porzellankunst. §. 1.
die Kunst, die man suchen ließ, jemals hätte
werden können. Das erste Porzellan ward im
Jahre 1706 auf der sogenanten Jungfer in
Dresden verfertigt, und zwar von brauner und
rother Farbe aus einem braunen Thone. Der-
gleichen machte man noch bis gegen das Jahr
1730, hernach aber nicht mehr, weil das weis-
se, welches zuerst 1709 gemacht ward, schö-
ner ausfiel, zumal da das braune sich nicht
recht ausschleifen ließ, und leicht von dem,
was es enthielt, einen Geschmack annahm.
Jm Jahre 1710 ward die Fabrike zu Meissen
auf dem Churfürstl. Schlosse, die Albrechts-
burg
genant, angelegt, und in der Ostermes-
se desselbigen Jahrs ward das Porzellan zum
ersteumal öffentlich verkauft; dennoch kam
alles erst nach Böttichers Tode vollkommen
zu Stande. Er starb im J. 1719, nachdem
er vorher vom Könige August II, als dem
Reichsvicarius, in den Reichsfreyherrn Stand
erhoben war. Das erste Mandat, worin der
Porzellaumanufactur gedacht worden, ist vom
23 Jan. 1710. Hier sind die eigenen Worte:
"Der Höchste hat uns so weit geseegnet, daß
"aus denen in unsern Landen häufig und über-
"flüssig befindlichen Materialien uns nicht al-
"lein eine Art rother Gefäße, so die Jndia-
"nischen von so genanter terra sigillata gemach-
"ten weit übertreffen, nicht weniger aller-
"hand besonders colorirte, auch von diversen
"Farben künstlich melirte Geschirr und Ta-
"feln, welche insgesamt nebst ihrer Zärtlich-
"keit von so ungemeiner Härte sind, daß sie
"sich gleich dem Jaspis und Porphyr schlei-
"fen, schneiden und poliren lassen, auch übri-
"gens alle andere Eigenschaften besitzen, wel-
"che von dergleichen indianischen Gefäßen
"kön-
Porzellankunſt. §. 1.
die Kunſt, die man ſuchen ließ, jemals haͤtte
werden koͤnnen. Das erſte Porzellan ward im
Jahre 1706 auf der ſogenanten Jungfer in
Dresden verfertigt, und zwar von brauner und
rother Farbe aus einem braunen Thone. Der-
gleichen machte man noch bis gegen das Jahr
1730, hernach aber nicht mehr, weil das weiſ-
ſe, welches zuerſt 1709 gemacht ward, ſchoͤ-
ner ausfiel, zumal da das braune ſich nicht
recht ausſchleifen ließ, und leicht von dem,
was es enthielt, einen Geſchmack annahm.
Jm Jahre 1710 ward die Fabrike zu Meiſſen
auf dem Churfuͤrſtl. Schloſſe, die Albrechts-
burg
genant, angelegt, und in der Oſtermeſ-
ſe deſſelbigen Jahrs ward das Porzellan zum
erſteumal oͤffentlich verkauft; dennoch kam
alles erſt nach Boͤttichers Tode vollkommen
zu Stande. Er ſtarb im J. 1719, nachdem
er vorher vom Koͤnige Auguſt II, als dem
Reichsvicarius, in den Reichsfreyherrn Stand
erhoben war. Das erſte Mandat, worin der
Porzellaumanufactur gedacht worden, iſt vom
23 Jan. 1710. Hier ſind die eigenen Worte:
“Der Hoͤchſte hat uns ſo weit geſeegnet, daß
„aus denen in unſern Landen haͤufig und uͤber-
„fluͤſſig befindlichen Materialien uns nicht al-
„lein eine Art rother Gefaͤße, ſo die Jndia-
„niſchen von ſo genanter terra ſigillata gemach-
„ten weit uͤbertreffen, nicht weniger aller-
„hand beſonders colorirte, auch von diverſen
„Farben kuͤnſtlich melirte Geſchirr und Ta-
„feln, welche insgeſamt nebſt ihrer Zaͤrtlich-
„keit von ſo ungemeiner Haͤrte ſind, daß ſie
„ſich gleich dem Jaspis und Porphyr ſchlei-
„fen, ſchneiden und poliren laſſen, auch uͤbri-
„gens alle andere Eigenſchaften beſitzen, wel-
„che von dergleichen indianiſchen Gefaͤßen
„koͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <list>
              <item><pb facs="#f0281" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Porzellankun&#x017F;t. §. 1.</hi></fw><lb/>
die Kun&#x017F;t, die man &#x017F;uchen ließ, jemals ha&#x0364;tte<lb/>
werden ko&#x0364;nnen. Das er&#x017F;te Porzellan ward im<lb/>
Jahre 1706 auf der &#x017F;ogenanten <hi rendition="#fr">Jungfer</hi> in<lb/>
Dresden verfertigt, und zwar von brauner und<lb/>
rother Farbe aus einem braunen Thone. Der-<lb/>
gleichen machte man noch bis gegen das Jahr<lb/>
1730, hernach aber nicht mehr, weil das wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, welches zuer&#x017F;t 1709 gemacht ward, &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner ausfiel, zumal da das braune &#x017F;ich nicht<lb/>
recht aus&#x017F;chleifen ließ, und leicht von dem,<lb/>
was es enthielt, einen Ge&#x017F;chmack annahm.<lb/>
Jm Jahre 1710 ward die Fabrike zu Mei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auf dem Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Schlo&#x017F;&#x017F;e, die <hi rendition="#fr">Albrechts-<lb/>
burg</hi> genant, angelegt, und in der O&#x017F;terme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;elbigen Jahrs ward das Porzellan zum<lb/>
er&#x017F;teumal o&#x0364;ffentlich verkauft; dennoch kam<lb/>
alles er&#x017F;t nach Bo&#x0364;ttichers Tode vollkommen<lb/>
zu Stande. Er &#x017F;tarb im J. 1719, nachdem<lb/>
er vorher vom Ko&#x0364;nige <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">II,</hi> als dem<lb/>
Reichsvicarius, in den Reichsfreyherrn Stand<lb/>
erhoben war. Das er&#x017F;te Mandat, worin der<lb/>
Porzellaumanufactur gedacht worden, i&#x017F;t vom<lb/>
23 Jan. 1710. Hier &#x017F;ind die eigenen Worte:<lb/>
&#x201C;Der Ho&#x0364;ch&#x017F;te hat uns &#x017F;o weit ge&#x017F;eegnet, daß<lb/>
&#x201E;aus denen in un&#x017F;ern Landen ha&#x0364;ufig und u&#x0364;ber-<lb/>
&#x201E;flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig befindlichen Materialien uns nicht al-<lb/>
&#x201E;lein eine Art rother Gefa&#x0364;ße, &#x017F;o die Jndia-<lb/>
&#x201E;ni&#x017F;chen von &#x017F;o genanter <hi rendition="#aq">terra &#x017F;igillata</hi> gemach-<lb/>
&#x201E;ten weit u&#x0364;bertreffen, nicht weniger aller-<lb/>
&#x201E;hand be&#x017F;onders colorirte, auch von diver&#x017F;en<lb/>
&#x201E;Farben ku&#x0364;n&#x017F;tlich melirte Ge&#x017F;chirr und Ta-<lb/>
&#x201E;feln, welche insge&#x017F;amt neb&#x017F;t ihrer Za&#x0364;rtlich-<lb/>
&#x201E;keit von &#x017F;o ungemeiner Ha&#x0364;rte &#x017F;ind, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich gleich dem Jaspis und Porphyr &#x017F;chlei-<lb/>
&#x201E;fen, &#x017F;chneiden und poliren la&#x017F;&#x017F;en, auch u&#x0364;bri-<lb/>
&#x201E;gens alle andere Eigen&#x017F;chaften be&#x017F;itzen, wel-<lb/>
&#x201E;che von dergleichen indiani&#x017F;chen Gefa&#x0364;ßen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ko&#x0364;n-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0281] Porzellankunſt. §. 1. die Kunſt, die man ſuchen ließ, jemals haͤtte werden koͤnnen. Das erſte Porzellan ward im Jahre 1706 auf der ſogenanten Jungfer in Dresden verfertigt, und zwar von brauner und rother Farbe aus einem braunen Thone. Der- gleichen machte man noch bis gegen das Jahr 1730, hernach aber nicht mehr, weil das weiſ- ſe, welches zuerſt 1709 gemacht ward, ſchoͤ- ner ausfiel, zumal da das braune ſich nicht recht ausſchleifen ließ, und leicht von dem, was es enthielt, einen Geſchmack annahm. Jm Jahre 1710 ward die Fabrike zu Meiſſen auf dem Churfuͤrſtl. Schloſſe, die Albrechts- burg genant, angelegt, und in der Oſtermeſ- ſe deſſelbigen Jahrs ward das Porzellan zum erſteumal oͤffentlich verkauft; dennoch kam alles erſt nach Boͤttichers Tode vollkommen zu Stande. Er ſtarb im J. 1719, nachdem er vorher vom Koͤnige Auguſt II, als dem Reichsvicarius, in den Reichsfreyherrn Stand erhoben war. Das erſte Mandat, worin der Porzellaumanufactur gedacht worden, iſt vom 23 Jan. 1710. Hier ſind die eigenen Worte: “Der Hoͤchſte hat uns ſo weit geſeegnet, daß „aus denen in unſern Landen haͤufig und uͤber- „fluͤſſig befindlichen Materialien uns nicht al- „lein eine Art rother Gefaͤße, ſo die Jndia- „niſchen von ſo genanter terra ſigillata gemach- „ten weit uͤbertreffen, nicht weniger aller- „hand beſonders colorirte, auch von diverſen „Farben kuͤnſtlich melirte Geſchirr und Ta- „feln, welche insgeſamt nebſt ihrer Zaͤrtlich- „keit von ſo ungemeiner Haͤrte ſind, daß ſie „ſich gleich dem Jaspis und Porphyr ſchlei- „fen, ſchneiden und poliren laſſen, auch uͤbri- „gens alle andere Eigenſchaften beſitzen, wel- „che von dergleichen indianiſchen Gefaͤßen „koͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/281
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/281>, abgerufen am 24.11.2024.