Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Töpferkunst. §. 12. näher kömt das Englische und Deutsche Stein-gut dem Porzellan. 4. Viele Jtaliener schreiben die Erfindung der Malerey auf Glasur, in Europa, einem Flo- rentiner, Lucca della Robbia zu, der 1388 gebohren seyn soll. Die Franzosen erzählen, ein Jtaliener sey mit einem Herzoge von Ni- vernois nach Frankreich gekommen; habe um Nevers einen Thon gefunden von der Art, wo- von er Fajance in Jtalien machen sehen, und dieser habe zuerst angefangen, diese Töpferar- beit in Frankreich zu verfertigen. Zu unsern Zeiten, da man das ungleich vortreflichere Porzellan kennet, verwendet man die gute Malerey mehr auf dieses, und unsere Künst- ler übertreffen die Alten unleugbar. Jnzwi- schen haben diese einige Glasuren und Schmelz- farben gehabt, die jetzt unbekant zu seyn schei- nen; dahin rechne ich die rubinrothe und blaue. Jene war nämlich nicht der minerali- sche Purpur, und letztere nicht unsere Schmal- te. Beyde sind weit neuere Erfindungen. Auch die vielen alten Scherben, welche an den Ufern der Wolga, in der Nachbarschaft von Saratow, gefunden werden, solten wohl, wegen ihrer Schönheit, worin sie den neuern nichts nachgeben, der Untersuchung der An- tiquarier werth seyn. §. 13. Steingut nennet man diejenige Töpfer- 1. Die- O 2
Toͤpferkunſt. §. 12. naͤher koͤmt das Engliſche und Deutſche Stein-gut dem Porzellan. 4. Viele Jtaliener ſchreiben die Erfindung der Malerey auf Glaſur, in Europa, einem Flo- rentiner, Lucca della Robbia zu, der 1388 gebohren ſeyn ſoll. Die Franzoſen erzaͤhlen, ein Jtaliener ſey mit einem Herzoge von Ni- vernois nach Frankreich gekommen; habe um Nevers einen Thon gefunden von der Art, wo- von er Fajance in Jtalien machen ſehen, und dieſer habe zuerſt angefangen, dieſe Toͤpferar- beit in Frankreich zu verfertigen. Zu unſern Zeiten, da man das ungleich vortreflichere Porzellan kennet, verwendet man die gute Malerey mehr auf dieſes, und unſere Kuͤnſt- ler uͤbertreffen die Alten unleugbar. Jnzwi- ſchen haben dieſe einige Glaſuren und Schmelz- farben gehabt, die jetzt unbekant zu ſeyn ſchei- nen; dahin rechne ich die rubinrothe und blaue. Jene war naͤmlich nicht der minerali- ſche Purpur, und letztere nicht unſere Schmal- te. Beyde ſind weit neuere Erfindungen. Auch die vielen alten Scherben, welche an den Ufern der Wolga, in der Nachbarſchaft von Saratow, gefunden werden, ſolten wohl, wegen ihrer Schoͤnheit, worin ſie den neuern nichts nachgeben, der Unterſuchung der An- tiquarier werth ſeyn. §. 13. Steingut nennet man diejenige Toͤpfer- 1. Die- O 2
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Toͤpferkunſt. §. 12.
naͤher koͤmt das Engliſche und Deutſche Stein-
gut dem Porzellan.
4. Viele Jtaliener ſchreiben die Erfindung der
Malerey auf Glaſur, in Europa, einem Flo-
rentiner, Lucca della Robbia zu, der 1388
gebohren ſeyn ſoll. Die Franzoſen erzaͤhlen,
ein Jtaliener ſey mit einem Herzoge von Ni-
vernois nach Frankreich gekommen; habe um
Nevers einen Thon gefunden von der Art, wo-
von er Fajance in Jtalien machen ſehen, und
dieſer habe zuerſt angefangen, dieſe Toͤpferar-
beit in Frankreich zu verfertigen. Zu unſern
Zeiten, da man das ungleich vortreflichere
Porzellan kennet, verwendet man die gute
Malerey mehr auf dieſes, und unſere Kuͤnſt-
ler uͤbertreffen die Alten unleugbar. Jnzwi-
ſchen haben dieſe einige Glaſuren und Schmelz-
farben gehabt, die jetzt unbekant zu ſeyn ſchei-
nen; dahin rechne ich die rubinrothe und
blaue. Jene war naͤmlich nicht der minerali-
ſche Purpur, und letztere nicht unſere Schmal-
te. Beyde ſind weit neuere Erfindungen.
Auch die vielen alten Scherben, welche an den
Ufern der Wolga, in der Nachbarſchaft von
Saratow, gefunden werden, ſolten wohl,
wegen ihrer Schoͤnheit, worin ſie den neuern
nichts nachgeben, der Unterſuchung der An-
tiquarier werth ſeyn.
§. 13.
Steingut nennet man diejenige Toͤpfer-
waare, welche im Feuer bis zum Zuſammen-
ſintern (§. 3.), und auf der Oberflaͤche zum
Verglaſen gebracht worden.
1. Die-
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