2. Auf den Abstoßbaum wird ein Decher Leder auf einmal gelegt, und man hebt eins nach dem andern ab, wenn es abgestossen ist. Je- ne beym Lederhandel übliche Benennung be- deutet so viel als zehen Stück, und scheint von Decuria entstanden zu seyn.
§. 19.
Die Blößen werden verglichen, das ist, ihrer unnützen Endstücke entledigt; durch wie- derholtes Streichen und Einweichen, und durch das Walken mit der Stoßkeule völlig gereinigt; in die Kleybeitze zum Gähren ge- bracht, hernach mit der Windestange ausge- wunden, und so gleich in die Alaunbrühe ge- steckt, durch deren styptische Kraft die Fäser- chen zusammen gezogen und verdichtet werden.
§. 20.
Die letzte Zurichtung besteht darin, daß die abgetrockneten Häute wieder angefeuchtet und gestollet; wieder getrocknet, und am Streichschragen mit der Streiche gestrichen werden.
1. Die Stolle, so wohl als die Streiche, ist eine eiserne Scheibe mit einem zwar scharfen, aber nicht schneidenden Rande. Jene ist senkrecht auf einem Gestelle befestigt; letztere wird mit der Hand geführt. Man hat aber an eini- gen Orten noch mehrere Werkzeuge, die an andern nicht bekant sind.
2. Die
M
II. Weißgerberey. §. 18. 19. 20.
2. Auf den Abſtoßbaum wird ein Decher Leder auf einmal gelegt, und man hebt eins nach dem andern ab, wenn es abgeſtoſſen iſt. Je- ne beym Lederhandel uͤbliche Benennung be- deutet ſo viel als zehen Stuͤck, und ſcheint von Decuria entſtanden zu ſeyn.
§. 19.
Die Bloͤßen werden verglichen, das iſt, ihrer unnuͤtzen Endſtuͤcke entledigt; durch wie- derholtes Streichen und Einweichen, und durch das Walken mit der Stoßkeule voͤllig gereinigt; in die Kleybeitze zum Gaͤhren ge- bracht, hernach mit der Windeſtange ausge- wunden, und ſo gleich in die Alaunbruͤhe ge- ſteckt, durch deren ſtyptiſche Kraft die Faͤſer- chen zuſammen gezogen und verdichtet werden.
§. 20.
Die letzte Zurichtung beſteht darin, daß die abgetrockneten Haͤute wieder angefeuchtet und geſtollet; wieder getrocknet, und am Streichſchragen mit der Streiche geſtrichen werden.
1. Die Stolle, ſo wohl als die Streiche, iſt eine eiſerne Scheibe mit einem zwar ſcharfen, aber nicht ſchneidenden Rande. Jene iſt ſenkrecht auf einem Geſtelle befeſtigt; letztere wird mit der Hand gefuͤhrt. Man hat aber an eini- gen Orten noch mehrere Werkzeuge, die an andern nicht bekant ſind.
2. Die
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II. Weißgerberey. §. 18. 19. 20.
2. Auf den Abſtoßbaum wird ein Decher Leder
auf einmal gelegt, und man hebt eins nach
dem andern ab, wenn es abgeſtoſſen iſt. Je-
ne beym Lederhandel uͤbliche Benennung be-
deutet ſo viel als zehen Stuͤck, und ſcheint
von Decuria entſtanden zu ſeyn.
§. 19.
Die Bloͤßen werden verglichen, das iſt,
ihrer unnuͤtzen Endſtuͤcke entledigt; durch wie-
derholtes Streichen und Einweichen, und
durch das Walken mit der Stoßkeule voͤllig
gereinigt; in die Kleybeitze zum Gaͤhren ge-
bracht, hernach mit der Windeſtange ausge-
wunden, und ſo gleich in die Alaunbruͤhe ge-
ſteckt, durch deren ſtyptiſche Kraft die Faͤſer-
chen zuſammen gezogen und verdichtet werden.
§. 20.
Die letzte Zurichtung beſteht darin, daß
die abgetrockneten Haͤute wieder angefeuchtet
und geſtollet; wieder getrocknet, und am
Streichſchragen mit der Streiche geſtrichen
werden.
1. Die Stolle, ſo wohl als die Streiche, iſt eine
eiſerne Scheibe mit einem zwar ſcharfen, aber
nicht ſchneidenden Rande. Jene iſt ſenkrecht
auf einem Geſtelle befeſtigt; letztere wird mit
der Hand gefuͤhrt. Man hat aber an eini-
gen Orten noch mehrere Werkzeuge, die an
andern nicht bekant ſind.
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/237>, abgerufen am 16.02.2025.
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