2. Jch habe noch nicht erfahren können, wie na- he das so genannte gepressete Leder dem Cha- grin kömt. Jenem drückt man dadurch, daß man es mit der Narbenseite auf Fischhaut legt, und mit der Blankstoßkugel bearbeitet, körnichte Narben ein.
3. Zu den vorzüglichen Lederarten gehört auch das Jämtländische, wiewohl es nicht in den auswärtigen Handel kömt. Es ist sehr bieg- sam und weich, und dennoch wasserdicht. Man stampft Kalb-Schaf- und Ziegenfelle in der heissen Lauge sehr harziger Fichtenborke; man trocknet sie durch den Frost, schmiert sie mit Schmalz und Klauenfett ein, läßt solches am Feuer einziehen, und wäscht sie darauf schnell in der Lohe ab.
4. Jch übergehe hier das Ungarische Sohlleder, welches mit Knoppern gar gemacht wird; das Englische Kalbleder, vornehmlich das Sout- warker und Bristoler; das Bauzner Leder, welches durch die Lohe von Weiden und Na- delbäumen weisser bleibt, und deswegen schö- ner gefärbt werden kan; das Lütticher oder Luyker-Leder u. a.
§. 16.
Gutes lohgares Leder muß langsam und nur wenig Wasser einsaugen, nicht narbenlos und nicht narbenbrüchig; oder auch vollkom- men glatt seyn; nicht hornartige Stellen ha- ben. Abdeckerleder, Sterblinge, gefal- lene Leder sind mürbe, so wie auch das er- stunkene Leder.
1. Um
Vierzehnter Abſchnitt.
2. Jch habe noch nicht erfahren koͤnnen, wie na- he das ſo genannte gepreſſete Leder dem Cha- grin koͤmt. Jenem druͤckt man dadurch, daß man es mit der Narbenſeite auf Fiſchhaut legt, und mit der Blankſtoßkugel bearbeitet, koͤrnichte Narben ein.
3. Zu den vorzuͤglichen Lederarten gehoͤrt auch das Jaͤmtlaͤndiſche, wiewohl es nicht in den auswaͤrtigen Handel koͤmt. Es iſt ſehr bieg- ſam und weich, und dennoch waſſerdicht. Man ſtampft Kalb-Schaf- und Ziegenfelle in der heiſſen Lauge ſehr harziger Fichtenborke; man trocknet ſie durch den Froſt, ſchmiert ſie mit Schmalz und Klauenfett ein, laͤßt ſolches am Feuer einziehen, und waͤſcht ſie darauf ſchnell in der Lohe ab.
4. Jch uͤbergehe hier das Ungariſche Sohlleder, welches mit Knoppern gar gemacht wird; das Engliſche Kalbleder, vornehmlich das Sout- warker und Briſtoler; das Bauzner Leder, welches durch die Lohe von Weiden und Na- delbaͤumen weiſſer bleibt, und deswegen ſchoͤ- ner gefaͤrbt werden kan; das Luͤtticher oder Luyker-Leder u. a.
§. 16.
Gutes lohgares Leder muß langſam und nur wenig Waſſer einſaugen, nicht narbenlos und nicht narbenbruͤchig; oder auch vollkom- men glatt ſeyn; nicht hornartige Stellen ha- ben. Abdeckerleder, Sterblinge, gefal- lene Leder ſind muͤrbe, ſo wie auch das er- ſtunkene Leder.
1. Um
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Vierzehnter Abſchnitt.
2. Jch habe noch nicht erfahren koͤnnen, wie na-
he das ſo genannte gepreſſete Leder dem Cha-
grin koͤmt. Jenem druͤckt man dadurch, daß
man es mit der Narbenſeite auf Fiſchhaut
legt, und mit der Blankſtoßkugel bearbeitet,
koͤrnichte Narben ein.
3. Zu den vorzuͤglichen Lederarten gehoͤrt auch
das Jaͤmtlaͤndiſche, wiewohl es nicht in den
auswaͤrtigen Handel koͤmt. Es iſt ſehr bieg-
ſam und weich, und dennoch waſſerdicht. Man
ſtampft Kalb-Schaf- und Ziegenfelle in der
heiſſen Lauge ſehr harziger Fichtenborke; man
trocknet ſie durch den Froſt, ſchmiert ſie mit
Schmalz und Klauenfett ein, laͤßt ſolches am
Feuer einziehen, und waͤſcht ſie darauf ſchnell
in der Lohe ab.
4. Jch uͤbergehe hier das Ungariſche Sohlleder,
welches mit Knoppern gar gemacht wird; das
Engliſche Kalbleder, vornehmlich das Sout-
warker und Briſtoler; das Bauzner Leder,
welches durch die Lohe von Weiden und Na-
delbaͤumen weiſſer bleibt, und deswegen ſchoͤ-
ner gefaͤrbt werden kan; das Luͤtticher oder
Luyker-Leder u. a.
§. 16.
Gutes lohgares Leder muß langſam und
nur wenig Waſſer einſaugen, nicht narbenlos
und nicht narbenbruͤchig; oder auch vollkom-
men glatt ſeyn; nicht hornartige Stellen ha-
ben. Abdeckerleder, Sterblinge, gefal-
lene Leder ſind muͤrbe, ſo wie auch das er-
ſtunkene Leder.
1. Um
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/234>, abgerufen am 18.07.2024.
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