Die getriebenen Leder werden lohgar ge- macht, das ist, in die Lohgrube eingesetzt, wo ihre Fäserchen durch die adstringirende Kraft der Lohe, näher vereinigt, gleichsam gefilzt, und wider das Wasser haltbarer ge- macht werden.
§. 6.
Lohe heißt die zerkleinte Rinde oder Bor- ke solcher Bäume, welche vielen adstringiren- den Saft enthalten. Vornehmlich gehört hie- her die Borke von Eichen, Birken, Fichten, Tannen und einigen Weiden. Die im Früh- jahr gerissene oder abgeschälte, hernach etwas abgetrocknete Borke, wird entweder nur mit einem Beile zerhackt, oder auf Stampfmüh- len (Lohmühlen) zerstampft, oder auf Mahl- mühlen, oder unter senkrecht umlaufenden Mühlsteinen zermahlet.
1. Alle vegetabilische Theile, welche einen sehr stark zusammen ziehenden Geschmack haben, und die Auflösung des Eisenvitriols schwarz färben, können zum Gerben gebraucht wer- den. Es kömt dabey vornehmlich darauf an, ob man sie wohlfeil genug, zu allen Zeiten, in erforderlicher Menge haben kan.
* Würklich gebräuchliche.
Eiche,Quercus robur, Grundsätze der deut-
schen
L 2
I. Lohgerberey. §. 5. 6.
§. 5.
Die getriebenen Leder werden lohgar ge- macht, das iſt, in die Lohgrube eingeſetzt, wo ihre Faͤſerchen durch die adſtringirende Kraft der Lohe, naͤher vereinigt, gleichſam gefilzt, und wider das Waſſer haltbarer ge- macht werden.
§. 6.
Lohe heißt die zerkleinte Rinde oder Bor- ke ſolcher Baͤume, welche vielen adſtringiren- den Saft enthalten. Vornehmlich gehoͤrt hie- her die Borke von Eichen, Birken, Fichten, Tannen und einigen Weiden. Die im Fruͤh- jahr geriſſene oder abgeſchaͤlte, hernach etwas abgetrocknete Borke, wird entweder nur mit einem Beile zerhackt, oder auf Stampfmuͤh- len (Lohmuͤhlen) zerſtampft, oder auf Mahl- muͤhlen, oder unter ſenkrecht umlaufenden Muͤhlſteinen zermahlet.
1. Alle vegetabiliſche Theile, welche einen ſehr ſtark zuſammen ziehenden Geſchmack haben, und die Aufloͤſung des Eiſenvitriols ſchwarz faͤrben, koͤnnen zum Gerben gebraucht wer- den. Es koͤmt dabey vornehmlich darauf an, ob man ſie wohlfeil genug, zu allen Zeiten, in erforderlicher Menge haben kan.
* Wuͤrklich gebraͤuchliche.
Eiche,Quercus robur, Grundſaͤtze der deut-
ſchen
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I. Lohgerberey. §. 5. 6.
§. 5.
Die getriebenen Leder werden lohgar ge-
macht, das iſt, in die Lohgrube eingeſetzt,
wo ihre Faͤſerchen durch die adſtringirende
Kraft der Lohe, naͤher vereinigt, gleichſam
gefilzt, und wider das Waſſer haltbarer ge-
macht werden.
§. 6.
Lohe heißt die zerkleinte Rinde oder Bor-
ke ſolcher Baͤume, welche vielen adſtringiren-
den Saft enthalten. Vornehmlich gehoͤrt hie-
her die Borke von Eichen, Birken, Fichten,
Tannen und einigen Weiden. Die im Fruͤh-
jahr geriſſene oder abgeſchaͤlte, hernach etwas
abgetrocknete Borke, wird entweder nur mit
einem Beile zerhackt, oder auf Stampfmuͤh-
len (Lohmuͤhlen) zerſtampft, oder auf Mahl-
muͤhlen, oder unter ſenkrecht umlaufenden
Muͤhlſteinen zermahlet.
1. Alle vegetabiliſche Theile, welche einen ſehr
ſtark zuſammen ziehenden Geſchmack haben,
und die Aufloͤſung des Eiſenvitriols ſchwarz
faͤrben, koͤnnen zum Gerben gebraucht wer-
den. Es koͤmt dabey vornehmlich darauf an,
ob man ſie wohlfeil genug, zu allen Zeiten,
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/223>, abgerufen am 23.11.2024.
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