lager, der andere aber auf einem vor dem Ti- sche stehenden Bocke aufliegt. Jener ist hohl, und läßt das Ende des bereits gesponnenen, und auf die mit einem Sperkegel versehene Rolle, gewundenen Seils durch; dieser aber hat vor dem Bocke die Kurbel, durch welche ein Knabe diese Spinmühle in Bewegung setzt.
3. Ehe diese Mühle bekant ward, bediente man sich einer Handmühle, die einem Trillinge glich. Die vördere Scheibe war mit Zähnen oder Zapfen, nach Art eines Stirnrades, be- setzt, und grösser als die hintere Scheibe, wo- mit sie durch Triebstöcke verbunden war. Die- ses Werkzeug verlangte nur einen Arbeiter, aber es gab keine sehr feste Rollen.
§. 5.
Die zum Schnupftoback bestimten Blät- ter, werden dergestalt zusammen gelegt, und durch Hülfe des Karottenzugs zusammen gepresset, daß ein spindelförmiger Körper, den man eine Karotte nennet, entsteht. Die Karotten werden hernach mit Bindfaden um- wunden oder fisellirt.
1. Diese Kunstwörter sind aus dem Französischen angenommen; das eine ist, wegen der Aehn- lichkeit mit der Wurzel dieses Namens, aus Carottes, das andere aus ficeller, ficelage, entstanden.
2. Der Karottenzug ist ein Gestell, an dem der Faden fest um die Karotten angezogen wer-
den
Dreyzehnter Abſchnitt.
lager, der andere aber auf einem vor dem Ti- ſche ſtehenden Bocke aufliegt. Jener iſt hohl, und laͤßt das Ende des bereits geſponnenen, und auf die mit einem Sperkegel verſehene Rolle, gewundenen Seils durch; dieſer aber hat vor dem Bocke die Kurbel, durch welche ein Knabe dieſe Spinmuͤhle in Bewegung ſetzt.
3. Ehe dieſe Muͤhle bekant ward, bediente man ſich einer Handmuͤhle, die einem Trillinge glich. Die voͤrdere Scheibe war mit Zaͤhnen oder Zapfen, nach Art eines Stirnrades, be- ſetzt, und groͤſſer als die hintere Scheibe, wo- mit ſie durch Triebſtoͤcke verbunden war. Die- ſes Werkzeug verlangte nur einen Arbeiter, aber es gab keine ſehr feſte Rollen.
§. 5.
Die zum Schnupftoback beſtimten Blaͤt- ter, werden dergeſtalt zuſammen gelegt, und durch Huͤlfe des Karottenzugs zuſammen gepreſſet, daß ein ſpindelfoͤrmiger Koͤrper, den man eine Karotte nennet, entſteht. Die Karotten werden hernach mit Bindfaden um- wunden oder fiſellirt.
1. Dieſe Kunſtwoͤrter ſind aus dem Franzoͤſiſchen angenommen; das eine iſt, wegen der Aehn- lichkeit mit der Wurzel dieſes Namens, aus Carottes, das andere aus ficeller, ficelage, entſtanden.
2. Der Karottenzug iſt ein Geſtell, an dem der Faden feſt um die Karotten angezogen wer-
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0214"n="154"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Dreyzehnter Abſchnitt.</hi></fw><lb/>
lager, der andere aber auf einem vor dem Ti-<lb/>ſche ſtehenden Bocke aufliegt. Jener iſt hohl,<lb/>
und laͤßt das Ende des bereits geſponnenen,<lb/>
und auf die mit einem Sperkegel verſehene<lb/>
Rolle, gewundenen Seils durch; dieſer aber<lb/>
hat vor dem Bocke die Kurbel, durch welche<lb/>
ein Knabe dieſe Spinmuͤhle in Bewegung<lb/>ſetzt.</item><lb/><item>3. Ehe dieſe Muͤhle bekant ward, bediente man<lb/>ſich einer Handmuͤhle, die einem Trillinge<lb/>
glich. Die voͤrdere Scheibe war mit Zaͤhnen<lb/>
oder Zapfen, nach Art eines Stirnrades, be-<lb/>ſetzt, und groͤſſer als die hintere Scheibe, wo-<lb/>
mit ſie durch Triebſtoͤcke verbunden war. Die-<lb/>ſes Werkzeug verlangte nur einen Arbeiter,<lb/>
aber es gab keine ſehr feſte Rollen.</item></list></div><lb/><divn="2"><head>§. 5.</head><lb/><p>Die zum <hirendition="#fr">Schnupftoback</hi> beſtimten Blaͤt-<lb/>
ter, werden dergeſtalt zuſammen gelegt, und<lb/>
durch Huͤlfe des <hirendition="#fr">Karottenzugs</hi> zuſammen<lb/>
gepreſſet, daß ein ſpindelfoͤrmiger Koͤrper, den<lb/>
man eine <hirendition="#fr">Karotte</hi> nennet, entſteht. Die<lb/>
Karotten werden hernach mit Bindfaden um-<lb/>
wunden oder <hirendition="#fr">fiſellirt.</hi></p><lb/><list><item>1. Dieſe Kunſtwoͤrter ſind aus dem Franzoͤſiſchen<lb/>
angenommen; das eine iſt, wegen der Aehn-<lb/>
lichkeit mit der Wurzel dieſes Namens, aus<lb/><hirendition="#aq">Carottes,</hi> das andere aus <hirendition="#aq">ficeller, ficelage,</hi><lb/>
entſtanden.</item><lb/><item>2. Der Karottenzug iſt ein Geſtell, an dem der<lb/>
Faden feſt um die Karotten angezogen wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></item></list></div></div></body></text></TEI>
[154/0214]
Dreyzehnter Abſchnitt.
lager, der andere aber auf einem vor dem Ti-
ſche ſtehenden Bocke aufliegt. Jener iſt hohl,
und laͤßt das Ende des bereits geſponnenen,
und auf die mit einem Sperkegel verſehene
Rolle, gewundenen Seils durch; dieſer aber
hat vor dem Bocke die Kurbel, durch welche
ein Knabe dieſe Spinmuͤhle in Bewegung
ſetzt.
3. Ehe dieſe Muͤhle bekant ward, bediente man
ſich einer Handmuͤhle, die einem Trillinge
glich. Die voͤrdere Scheibe war mit Zaͤhnen
oder Zapfen, nach Art eines Stirnrades, be-
ſetzt, und groͤſſer als die hintere Scheibe, wo-
mit ſie durch Triebſtoͤcke verbunden war. Die-
ſes Werkzeug verlangte nur einen Arbeiter,
aber es gab keine ſehr feſte Rollen.
§. 5.
Die zum Schnupftoback beſtimten Blaͤt-
ter, werden dergeſtalt zuſammen gelegt, und
durch Huͤlfe des Karottenzugs zuſammen
gepreſſet, daß ein ſpindelfoͤrmiger Koͤrper, den
man eine Karotte nennet, entſteht. Die
Karotten werden hernach mit Bindfaden um-
wunden oder fiſellirt.
1. Dieſe Kunſtwoͤrter ſind aus dem Franzoͤſiſchen
angenommen; das eine iſt, wegen der Aehn-
lichkeit mit der Wurzel dieſes Namens, aus
Carottes, das andere aus ficeller, ficelage,
entſtanden.
2. Der Karottenzug iſt ein Geſtell, an dem der
Faden feſt um die Karotten angezogen wer-
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/214>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.