Jn Deutschland wird die meiste gemeine weisse oder gelbgraue Seife aus Aschenlauge, ungelöschtem Kalke und Talg oder Unschlitt gemacht. Man kocht diese Mischung in ei- nem Kessel, scheidet die Seife durch Kochsalz, und gießt sie in hölzerne Formen. Nach dem sie fest geworden, zerschneidet man sie mit ei- nem messingenen Faden in bequeme Stücke.
1. Die Lauge, welche ihre gehörige Stärke hat, wird die Meisterlauge genannt. Man macht sie in Aeschertonnen, dergleichen sich die Pot- aschsieder bedienen.
2. Jn großen Seifensiedereyen hat man Aescher mit unterstehenden Sümpfen; Bütten zur Aufbehaltung der Lauge; Kessel zum Schmel- zen des Talgs; und noch andere, die, nach Art der Färbekessel, eingemauert, und mit einem Sturz oder Aufsatz versehn sind, zum Sieden der Seife; einen Aescherboden; einen luftigen staubfreyen Platz zum Trocknen der Seife. Durch Pumpen und Röhren sucht man die Arbeit abzukürzen.
§. 4.
Frische ausgepressete oehle, welche in der Kälte gerinnen, geben, wenn sie ihr schlei- michtes Wesen noch nicht verlohren haben, und noch nicht ranzicht sind, eine sehr gute Seife, die desto reiner ist, je reinere Potasche
man
J 3
Seifenſiederey. §. 3. 4.
§. 3.
Jn Deutſchland wird die meiſte gemeine weiſſe oder gelbgraue Seife aus Aſchenlauge, ungeloͤſchtem Kalke und Talg oder Unſchlitt gemacht. Man kocht dieſe Miſchung in ei- nem Keſſel, ſcheidet die Seife durch Kochſalz, und gießt ſie in hoͤlzerne Formen. Nach dem ſie feſt geworden, zerſchneidet man ſie mit ei- nem meſſingenen Faden in bequeme Stuͤcke.
1. Die Lauge, welche ihre gehoͤrige Staͤrke hat, wird die Meiſterlauge genannt. Man macht ſie in Aeſchertonnen, dergleichen ſich die Pot- aſchſieder bedienen.
2. Jn großen Seifenſiedereyen hat man Aeſcher mit unterſtehenden Suͤmpfen; Buͤtten zur Aufbehaltung der Lauge; Keſſel zum Schmel- zen des Talgs; und noch andere, die, nach Art der Faͤrbekeſſel, eingemauert, und mit einem Sturz oder Aufſatz verſehn ſind, zum Sieden der Seife; einen Aeſcherboden; einen luftigen ſtaubfreyen Platz zum Trocknen der Seife. Durch Pumpen und Roͤhren ſucht man die Arbeit abzukuͤrzen.
§. 4.
Friſche ausgepreſſete oehle, welche in der Kaͤlte gerinnen, geben, wenn ſie ihr ſchlei- michtes Weſen noch nicht verlohren haben, und noch nicht ranzicht ſind, eine ſehr gute Seife, die deſto reiner iſt, je reinere Potaſche
man
J 3
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Seifenſiederey. §. 3. 4.
§. 3.
Jn Deutſchland wird die meiſte gemeine
weiſſe oder gelbgraue Seife aus Aſchenlauge,
ungeloͤſchtem Kalke und Talg oder Unſchlitt
gemacht. Man kocht dieſe Miſchung in ei-
nem Keſſel, ſcheidet die Seife durch Kochſalz,
und gießt ſie in hoͤlzerne Formen. Nach dem
ſie feſt geworden, zerſchneidet man ſie mit ei-
nem meſſingenen Faden in bequeme Stuͤcke.
1. Die Lauge, welche ihre gehoͤrige Staͤrke hat,
wird die Meiſterlauge genannt. Man macht
ſie in Aeſchertonnen, dergleichen ſich die Pot-
aſchſieder bedienen.
2. Jn großen Seifenſiedereyen hat man Aeſcher
mit unterſtehenden Suͤmpfen; Buͤtten zur
Aufbehaltung der Lauge; Keſſel zum Schmel-
zen des Talgs; und noch andere, die, nach
Art der Faͤrbekeſſel, eingemauert, und mit
einem Sturz oder Aufſatz verſehn ſind, zum
Sieden der Seife; einen Aeſcherboden; einen
luftigen ſtaubfreyen Platz zum Trocknen der
Seife. Durch Pumpen und Roͤhren ſucht
man die Arbeit abzukuͤrzen.
§. 4.
Friſche ausgepreſſete oehle, welche in der
Kaͤlte gerinnen, geben, wenn ſie ihr ſchlei-
michtes Weſen noch nicht verlohren haben,
und noch nicht ranzicht ſind, eine ſehr gute
Seife, die deſto reiner iſt, je reinere Potaſche
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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