Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Branteweinbrennerey §. 4. "Wer gebranten Wyn feyl hait sal nymands"gestatten zechenns jn synem Huße. es sey "heilig ader werktag Sonder den gebranten "wynen vß synem huße verkeuffen. -- Vf "die heilgen Tage wollenn wir vnd gebiethen "das nymandts gebranten wynn vor den kyr- "chen feyl habenn soll by verlust synes ge- "branten wyns. -- Jm Jahre 1524 verboth Landgraf Philipp, Brandtenweynn zu schen- ken und zu verkaufen. Jn der Mitte aber dieses Jahrhunderts, als Baccius die Ge- schichte des Weins schrieb, ward er in Jtalien allenthalben unter dem Namen Aqua vitis oder vitae verkauft. Unter König Erich XIV kam er nach Schweden, und in einem Extracte der Brüche aus dem Amts-Register des Hau- ses Zelle vom Jahre 1578, finde ich: Hans Müller und Hans Günter haben angefangen Brantewein zu brennen und zu schenken, wi- der unsers G. F. Ordnung. Lange Zeit bran- te man dieses Getränk nur aus verdorbenem Weine, hernach aus Wein- und Bierhäfen, und als man stat dessen, Roggen, Weitzen und Gerste nahm, sah man solches als einen un- verantwortlichen Misbrauch des Getreides an; man besorgte eine Verfälschung des Rheinischen Branteweins durch den Fruchtbrantewein, und bildete sich ein, daß die Träbern dem Viehe, sonderlich den Schweinen, höchst schädlich wä- ren, woher denn bey Menschen die ganz be- schwerliche, abscheuliche und anfällige Krank- heit des Aussatzes entstünde. Aus diesen Ur- sachen und mit diesen Ausdrücken, ward d. 12 Jan. 1595 in Chursachsen das Brennen nur aus Wein- und Bierhäfen erlaubt. Jm Jah- re 1598 den 9 April erhielten die Brauer zu Sunderhausen die Freyheit und den Auftrag, allein
Branteweinbrennerey §. 4. “Wer gebranten Wyn feyl hait ſal nymands„geſtatten zechenns jn ſynem Huße. es ſey „heilig ader werktag Sonder den gebranten „wynen vß ſynem huße verkeuffen. — Vf „die heilgen Tage wollenn wir vnd gebiethen „das nymandts gebranten wynn vor den kyr- „chen feyl habenn ſoll by verluſt ſynes ge- „branten wyns. — Jm Jahre 1524 verboth Landgraf Philipp, Brandtenweynn zu ſchen- ken und zu verkaufen. Jn der Mitte aber dieſes Jahrhunderts, als Baccius die Ge- ſchichte des Weins ſchrieb, ward er in Jtalien allenthalben unter dem Namen Aqua vitis oder vitae verkauft. Unter Koͤnig Erich XIV kam er nach Schweden, und in einem Extracte der Bruͤche aus dem Amts-Regiſter des Hau- ſes Zelle vom Jahre 1578, finde ich: Hans Muͤller und Hans Guͤnter haben angefangen Brantewein zu brennen und zu ſchenken, wi- der unſers G. F. Ordnung. Lange Zeit bran- te man dieſes Getraͤnk nur aus verdorbenem Weine, hernach aus Wein- und Bierhaͤfen, und als man ſtat deſſen, Roggen, Weitzen und Gerſte nahm, ſah man ſolches als einen un- verantwortlichen Misbrauch des Getreides an; man beſorgte eine Verfaͤlſchung des Rheiniſchen Branteweins durch den Fruchtbrantewein, und bildete ſich ein, daß die Traͤbern dem Viehe, ſonderlich den Schweinen, hoͤchſt ſchaͤdlich waͤ- ren, woher denn bey Menſchen die ganz be- ſchwerliche, abſcheuliche und anfaͤllige Krank- heit des Auſſatzes entſtuͤnde. Aus dieſen Ur- ſachen und mit dieſen Ausdruͤcken, ward d. 12 Jan. 1595 in Churſachſen das Brennen nur aus Wein- und Bierhaͤfen erlaubt. Jm Jah- re 1598 den 9 April erhielten die Brauer zu Sunderhauſen die Freyheit und den Auftrag, allein
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Branteweinbrennerey §. 4.
“Wer gebranten Wyn feyl hait ſal nymands
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„heilig ader werktag Sonder den gebranten
„wynen vß ſynem huße verkeuffen. — Vf
„die heilgen Tage wollenn wir vnd gebiethen
„das nymandts gebranten wynn vor den kyr-
„chen feyl habenn ſoll by verluſt ſynes ge-
„branten wyns. — Jm Jahre 1524 verboth
Landgraf Philipp, Brandtenweynn zu ſchen-
ken und zu verkaufen. Jn der Mitte aber
dieſes Jahrhunderts, als Baccius die Ge-
ſchichte des Weins ſchrieb, ward er in Jtalien
allenthalben unter dem Namen Aqua vitis oder
vitae verkauft. Unter Koͤnig Erich XIV kam
er nach Schweden, und in einem Extracte
der Bruͤche aus dem Amts-Regiſter des Hau-
ſes Zelle vom Jahre 1578, finde ich: Hans
Muͤller und Hans Guͤnter haben angefangen
Brantewein zu brennen und zu ſchenken, wi-
der unſers G. F. Ordnung. Lange Zeit bran-
te man dieſes Getraͤnk nur aus verdorbenem
Weine, hernach aus Wein- und Bierhaͤfen,
und als man ſtat deſſen, Roggen, Weitzen und
Gerſte nahm, ſah man ſolches als einen un-
verantwortlichen Misbrauch des Getreides an;
man beſorgte eine Verfaͤlſchung des Rheiniſchen
Branteweins durch den Fruchtbrantewein, und
bildete ſich ein, daß die Traͤbern dem Viehe,
ſonderlich den Schweinen, hoͤchſt ſchaͤdlich waͤ-
ren, woher denn bey Menſchen die ganz be-
ſchwerliche, abſcheuliche und anfaͤllige Krank-
heit des Auſſatzes entſtuͤnde. Aus dieſen Ur-
ſachen und mit dieſen Ausdruͤcken, ward d.
12 Jan. 1595 in Churſachſen das Brennen nur
aus Wein- und Bierhaͤfen erlaubt. Jm Jah-
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