Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Siebenter Abschnitt. sie nur vererben, oder theuer verkaufen wol-len. Vornehmlich verhelen sie die Essigfer- mente oder Essigmütter, deren sie sich bedie- nen. Ueberhaupt taugen dazu saure Dinge, oder solche, in denen die saure Gährung un- terbrochen worden, z. B. gesäuertes Brod. Auch thut man wohl solche Sachen hinzu, die viele Luft und flüchtige scharfe Theile enthal- ten, dergleichen Meerrettig, Senf und Pfef- fer sind. Weingeist und Kochsalz beugen der Fäulung vor. 2. Zu den besten Fermenten gehören folgende: 1. Man benätze frisch gebackenes, stark ge- säuertes Brod oft mit sehr scharfem Essig, lasse es jedesmal wieder trocknen, und wer- fe davon etwas in das Gut. 2. Man lasse ein Pfund zerstossenen Weinstein mit etlichen Kannen von dem Gute kochen, und schütte dieß hernach in die Gährungs- fässer. 3. Man menge Stiele von Rosinen, auch ver- dorbene Rosinen, die man aus den guten auszulesen pflegt, zusammen etwa zwey Pfund, unter ein halbes Pfund Sauerteig, und feuchte diesen mit scharfem Essig an. 3. Die Gährungsgefässe dürfen nicht ganz voll gefüllet, nicht fest verschlossen, auch nicht ausgepicht werden, damit nicht das Verdün- sten der geistigen Theile unmöglich werde. §. 5. Der völlig sauer und klar gewordene Es- aus
Siebenter Abſchnitt. ſie nur vererben, oder theuer verkaufen wol-len. Vornehmlich verhelen ſie die Eſſigfer- mente oder Eſſigmuͤtter, deren ſie ſich bedie- nen. Ueberhaupt taugen dazu ſaure Dinge, oder ſolche, in denen die ſaure Gaͤhrung un- terbrochen worden, z. B. geſaͤuertes Brod. Auch thut man wohl ſolche Sachen hinzu, die viele Luft und fluͤchtige ſcharfe Theile enthal- ten, dergleichen Meerrettig, Senf und Pfef- fer ſind. Weingeiſt und Kochſalz beugen der Faͤulung vor. 2. Zu den beſten Fermenten gehoͤren folgende: 1. Man benaͤtze friſch gebackenes, ſtark ge- ſaͤuertes Brod oft mit ſehr ſcharfem Eſſig, laſſe es jedesmal wieder trocknen, und wer- fe davon etwas in das Gut. 2. Man laſſe ein Pfund zerſtoſſenen Weinſtein mit etlichen Kannen von dem Gute kochen, und ſchuͤtte dieß hernach in die Gaͤhrungs- faͤſſer. 3. Man menge Stiele von Roſinen, auch ver- dorbene Roſinen, die man aus den guten auszuleſen pflegt, zuſammen etwa zwey Pfund, unter ein halbes Pfund Sauerteig, und feuchte dieſen mit ſcharfem Eſſig an. 3. Die Gaͤhrungsgefaͤſſe duͤrfen nicht ganz voll gefuͤllet, nicht feſt verſchloſſen, auch nicht ausgepicht werden, damit nicht das Verduͤn- ſten der geiſtigen Theile unmoͤglich werde. §. 5. Der voͤllig ſauer und klar gewordene Eſ- aus
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Siebenter Abſchnitt.
ſie nur vererben, oder theuer verkaufen wol-
len. Vornehmlich verhelen ſie die Eſſigfer-
mente oder Eſſigmuͤtter, deren ſie ſich bedie-
nen. Ueberhaupt taugen dazu ſaure Dinge,
oder ſolche, in denen die ſaure Gaͤhrung un-
terbrochen worden, z. B. geſaͤuertes Brod.
Auch thut man wohl ſolche Sachen hinzu, die
viele Luft und fluͤchtige ſcharfe Theile enthal-
ten, dergleichen Meerrettig, Senf und Pfef-
fer ſind. Weingeiſt und Kochſalz beugen der
Faͤulung vor.
2. Zu den beſten Fermenten gehoͤren folgende:
1. Man benaͤtze friſch gebackenes, ſtark ge-
ſaͤuertes Brod oft mit ſehr ſcharfem Eſſig,
laſſe es jedesmal wieder trocknen, und wer-
fe davon etwas in das Gut.
2. Man laſſe ein Pfund zerſtoſſenen Weinſtein
mit etlichen Kannen von dem Gute kochen,
und ſchuͤtte dieß hernach in die Gaͤhrungs-
faͤſſer.
3. Man menge Stiele von Roſinen, auch ver-
dorbene Roſinen, die man aus den guten
auszuleſen pflegt, zuſammen etwa zwey
Pfund, unter ein halbes Pfund Sauerteig,
und feuchte dieſen mit ſcharfem Eſſig an.
3. Die Gaͤhrungsgefaͤſſe duͤrfen nicht ganz voll
gefuͤllet, nicht feſt verſchloſſen, auch nicht
ausgepicht werden, damit nicht das Verduͤn-
ſten der geiſtigen Theile unmoͤglich werde.
§. 5.
Der voͤllig ſauer und klar gewordene Eſ-
ſig wird auf Faͤſſer, die mit ſiedendem Eſſig
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