Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Bierbrauerey. §. 11. §. 11. Um die Süßigkeit der Würze zu mindern, 1. Auch hiebey sind beynahe unzählbare Verschie- denheiten gebräuchlich. Vernünftiger ist es, ein Pfund Hopfen, mit 30 bis 40 Pfund rei- nes Wasser, in einem verschlossenen Gefäße allein, als mit der bereits mit vielen Theilen geschwängerten oder gesättigten Würze zu Ko- chen. Wird der Hopfen schwach gekocht, so erhält man ein geistigeres, ehr berauschen- des Bier; kocht man stärker, so wird das Bier gar leicht bitter, auch brauner. Jn Göttingen schlägt man die Würze aus der Wertbütte in die Pfanne, wirft den Hopfen hinzu, und setzt, um das Decoct vom Hopfen zu scheiden, einen Schierstock in die Pfanne, aus dem es abgeschöpft, und durch den Hop- fenkorb gelassen wird. 2. Es ist nicht wohl möglich, die zu einem Ge- braue nöthige Menge Hopfen genau anzuge- ben; aber wenigstens solte man sie nach dem Gewichte, nicht nach dem Scheffel, bestim- men. 3. Den Hopfen kanten die ältesten Botaniker nicht, und es ist sehr wahrscheinlich, daß er, wie viele Küchengewächse, erst zur Zeit der Völ- kerwanderung in Europa bekant geworden ist. Jsidor sagt, sein Gebrauch sey zuerst in Jta- lien F 5
Bierbrauerey. §. 11. §. 11. Um die Suͤßigkeit der Wuͤrze zu mindern, 1. Auch hiebey ſind beynahe unzaͤhlbare Verſchie- denheiten gebraͤuchlich. Vernuͤnftiger iſt es, ein Pfund Hopfen, mit 30 bis 40 Pfund rei- nes Waſſer, in einem verſchloſſenen Gefaͤße allein, als mit der bereits mit vielen Theilen geſchwaͤngerten oder geſaͤttigten Wuͤrze zu Ko- chen. Wird der Hopfen ſchwach gekocht, ſo erhaͤlt man ein geiſtigeres, ehr berauſchen- des Bier; kocht man ſtaͤrker, ſo wird das Bier gar leicht bitter, auch brauner. Jn Goͤttingen ſchlaͤgt man die Wuͤrze aus der Wertbuͤtte in die Pfanne, wirft den Hopfen hinzu, und ſetzt, um das Decoct vom Hopfen zu ſcheiden, einen Schierſtock in die Pfanne, aus dem es abgeſchoͤpft, und durch den Hop- fenkorb gelaſſen wird. 2. Es iſt nicht wohl moͤglich, die zu einem Ge- braue noͤthige Menge Hopfen genau anzuge- ben; aber wenigſtens ſolte man ſie nach dem Gewichte, nicht nach dem Scheffel, beſtim- men. 3. Den Hopfen kanten die aͤlteſten Botaniker nicht, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß er, wie viele Kuͤchengewaͤchſe, erſt zur Zeit der Voͤl- kerwanderung in Europa bekant geworden iſt. Jſidor ſagt, ſein Gebrauch ſey zuerſt in Jta- lien F 5
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Bierbrauerey. §. 11.
§. 11.
Um die Suͤßigkeit der Wuͤrze zu mindern,
und dadurch das Bier angenehmer, dauer-
hafter und geſunder zu machen, ſetzt man ihr
ein Extract von Hopfen hinzu, oder, wel-
ches aber nicht ſo gut iſt, man kocht die Wuͤr-
ze mit Hopfen.
1. Auch hiebey ſind beynahe unzaͤhlbare Verſchie-
denheiten gebraͤuchlich. Vernuͤnftiger iſt es,
ein Pfund Hopfen, mit 30 bis 40 Pfund rei-
nes Waſſer, in einem verſchloſſenen Gefaͤße
allein, als mit der bereits mit vielen Theilen
geſchwaͤngerten oder geſaͤttigten Wuͤrze zu Ko-
chen. Wird der Hopfen ſchwach gekocht, ſo
erhaͤlt man ein geiſtigeres, ehr berauſchen-
des Bier; kocht man ſtaͤrker, ſo wird das
Bier gar leicht bitter, auch brauner. Jn
Goͤttingen ſchlaͤgt man die Wuͤrze aus der
Wertbuͤtte in die Pfanne, wirft den Hopfen
hinzu, und ſetzt, um das Decoct vom Hopfen
zu ſcheiden, einen Schierſtock in die Pfanne,
aus dem es abgeſchoͤpft, und durch den Hop-
fenkorb gelaſſen wird.
2. Es iſt nicht wohl moͤglich, die zu einem Ge-
braue noͤthige Menge Hopfen genau anzuge-
ben; aber wenigſtens ſolte man ſie nach dem
Gewichte, nicht nach dem Scheffel, beſtim-
men.
3. Den Hopfen kanten die aͤlteſten Botaniker nicht,
und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß er, wie
viele Kuͤchengewaͤchſe, erſt zur Zeit der Voͤl-
kerwanderung in Europa bekant geworden iſt.
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