Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Abschnitt.
§. 12.

Zur Wollenfärberey kan man nun auch
die Wollendruckerey rechnen, da man auf
Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder
vielmehr färbt, die sich auf beyden Seiten voll-
kommen gleich sind. Der in heissem Wasser
eingeweichte Flanell wird in einen Kasten ge-
schichtet; unter und über ihm wird eine hölzer-
ne Form gelegt, in denen die Stellen, die
einerley Farbe haben sollen, ausgeschnitten
sind. Wenn der Flanell mit den Formen
scharf zusammen gepresset worden, wird die
heiße Färbebrühe in die Ausschnitte der öbern
Form gegossen, welche, nachdem sie die gan-
ze Schichte des Flanells durchdrungen hat,
durch die üntere, und durch den Kasten wie-
der abläuft, ohne die von den Formen bedeck-
ten und gepresseten Stellen zu färben. Die
Formen haben die Breite des Zeugs, und für
jede Farbe gehören besondere, die nach ein-
ander angewendet, mit ihren Brühen gefül-
let werden, und allemal die Bilder der vori-
gen Formen bedecken.

1. Die von der Cattundruckerey ganz verschiede-
ne Verfertigung des gedruckten, türkischen,
oder englischen Flanells, ist im Anfange die-
ses Jahrhunderts in England erfunden, her-
nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle,
auch seit einigen Jahren in Grimme, Roßwein
und Langensalze, genutzt worden. Noch jetzt hält
man
Vierter Abſchnitt.
§. 12.

Zur Wollenfaͤrberey kan man nun auch
die Wollendruckerey rechnen, da man auf
Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder
vielmehr faͤrbt, die ſich auf beyden Seiten voll-
kommen gleich ſind. Der in heiſſem Waſſer
eingeweichte Flanell wird in einen Kaſten ge-
ſchichtet; unter und uͤber ihm wird eine hoͤlzer-
ne Form gelegt, in denen die Stellen, die
einerley Farbe haben ſollen, ausgeſchnitten
ſind. Wenn der Flanell mit den Formen
ſcharf zuſammen gepreſſet worden, wird die
heiße Faͤrbebruͤhe in die Ausſchnitte der oͤbern
Form gegoſſen, welche, nachdem ſie die gan-
ze Schichte des Flanells durchdrungen hat,
durch die uͤntere, und durch den Kaſten wie-
der ablaͤuft, ohne die von den Formen bedeck-
ten und gepreſſeten Stellen zu faͤrben. Die
Formen haben die Breite des Zeugs, und fuͤr
jede Farbe gehoͤren beſondere, die nach ein-
ander angewendet, mit ihren Bruͤhen gefuͤl-
let werden, und allemal die Bilder der vori-
gen Formen bedecken.

1. Die von der Cattundruckerey ganz verſchiede-
ne Verfertigung des gedruckten, tuͤrkiſchen,
oder engliſchen Flanells, iſt im Anfange die-
ſes Jahrhunderts in England erfunden, her-
nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle,
auch ſeit einigen Jahren in Grimme, Roßwein
und Langenſalze, genutzt worden. Noch jetzt haͤlt
man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0126" n="66"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 12.</head><lb/>
          <p>Zur Wollenfa&#x0364;rberey kan man nun auch<lb/>
die <hi rendition="#fr">Wollendruckerey</hi> rechnen, da man auf<lb/>
Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder<lb/>
vielmehr fa&#x0364;rbt, die &#x017F;ich auf beyden Seiten voll-<lb/>
kommen gleich &#x017F;ind. Der in hei&#x017F;&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
eingeweichte Flanell wird in einen Ka&#x017F;ten ge-<lb/>
&#x017F;chichtet; unter und u&#x0364;ber ihm wird eine ho&#x0364;lzer-<lb/>
ne Form gelegt, in denen die Stellen, die<lb/>
einerley Farbe haben &#x017F;ollen, ausge&#x017F;chnitten<lb/>
&#x017F;ind. Wenn der Flanell mit den Formen<lb/>
&#x017F;charf zu&#x017F;ammen gepre&#x017F;&#x017F;et worden, wird die<lb/>
heiße Fa&#x0364;rbebru&#x0364;he in die Aus&#x017F;chnitte der o&#x0364;bern<lb/>
Form gego&#x017F;&#x017F;en, welche, nachdem &#x017F;ie die gan-<lb/>
ze Schichte des Flanells durchdrungen hat,<lb/>
durch die u&#x0364;ntere, und durch den Ka&#x017F;ten wie-<lb/>
der abla&#x0364;uft, ohne die von den Formen bedeck-<lb/>
ten und gepre&#x017F;&#x017F;eten Stellen zu fa&#x0364;rben. Die<lb/>
Formen haben die Breite des Zeugs, und fu&#x0364;r<lb/>
jede Farbe geho&#x0364;ren be&#x017F;ondere, die nach ein-<lb/>
ander angewendet, mit ihren Bru&#x0364;hen gefu&#x0364;l-<lb/>
let werden, und allemal die Bilder der vori-<lb/>
gen Formen bedecken.</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Die von der Cattundruckerey ganz ver&#x017F;chiede-<lb/>
ne Verfertigung des <hi rendition="#fr">gedruckten, tu&#x0364;rki&#x017F;chen,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">engli&#x017F;chen Flanells,</hi> i&#x017F;t im Anfange die-<lb/>
&#x017F;es Jahrhunderts in England erfunden, her-<lb/>
nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle,<lb/>
auch &#x017F;eit einigen Jahren in Grimme, Roßwein<lb/>
und Langen&#x017F;alze, genutzt worden. Noch jetzt ha&#x0364;lt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0126] Vierter Abſchnitt. §. 12. Zur Wollenfaͤrberey kan man nun auch die Wollendruckerey rechnen, da man auf Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder vielmehr faͤrbt, die ſich auf beyden Seiten voll- kommen gleich ſind. Der in heiſſem Waſſer eingeweichte Flanell wird in einen Kaſten ge- ſchichtet; unter und uͤber ihm wird eine hoͤlzer- ne Form gelegt, in denen die Stellen, die einerley Farbe haben ſollen, ausgeſchnitten ſind. Wenn der Flanell mit den Formen ſcharf zuſammen gepreſſet worden, wird die heiße Faͤrbebruͤhe in die Ausſchnitte der oͤbern Form gegoſſen, welche, nachdem ſie die gan- ze Schichte des Flanells durchdrungen hat, durch die uͤntere, und durch den Kaſten wie- der ablaͤuft, ohne die von den Formen bedeck- ten und gepreſſeten Stellen zu faͤrben. Die Formen haben die Breite des Zeugs, und fuͤr jede Farbe gehoͤren beſondere, die nach ein- ander angewendet, mit ihren Bruͤhen gefuͤl- let werden, und allemal die Bilder der vori- gen Formen bedecken. 1. Die von der Cattundruckerey ganz verſchiede- ne Verfertigung des gedruckten, tuͤrkiſchen, oder engliſchen Flanells, iſt im Anfange die- ſes Jahrhunderts in England erfunden, her- nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle, auch ſeit einigen Jahren in Grimme, Roßwein und Langenſalze, genutzt worden. Noch jetzt haͤlt man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/126
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/126>, abgerufen am 23.11.2024.