Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Hutmacherey. §. 1. 2. felle kommen vornehmlich aus Canada, unddem ganz nördlichen Amerika. 3. Aus Haasenhaaren werden die schönsten Hü- te in Böhmen gemacht, wozu das Reich jähr- lich 40000 Stück Haasenfelle verbraucht. Je- des Böhmische Kammergut lieferte sonst jähr- lich dreyzehen bis vierzehen hundert Stücke. Ein hundert kosten 20 bis 24 Gulden. 4. Unsere Hutmacher bezahlen jetzt ein Pfund Kastorhaare mit 9 Thal. Hasenhaare mit 1 Ducaten, Kaninchenhaare mit 3 Thal. 12 Mgr. Kamelhaar mit 2 Gülden. §. 2. Um die Haare zum Filzen fähig zu ma- 1. Diese Würkung der Säure auf die Haare ist noch nicht genau untersucht worden; gleich- wohl war sie den Alten schon bekant. Plinius sagt: Lanae & per se coactam vestem faciunt, & si addatur acetum, etiam ferro resistunt. Jeder Hutmacher schwächet das Scheidewas- ser nach seiner Weise, und nennt dann die Beitze ein Geheimniß. Die es recht gut zu machen glauben, pflegen eine Unze Quecksil- ber in einem Pfunde Scheidewasser aufzulö- sen; aber diese unternehmen eine eben so über- flüssige als gefährliche Arbeit, bey der sie sich Gliederschmerzen und Lähmungen aussetzen. 2. Die
Hutmacherey. §. 1. 2. felle kommen vornehmlich aus Canada, unddem ganz noͤrdlichen Amerika. 3. Aus Haaſenhaaren werden die ſchoͤnſten Huͤ- te in Boͤhmen gemacht, wozu das Reich jaͤhr- lich 40000 Stuͤck Haaſenfelle verbraucht. Je- des Boͤhmiſche Kammergut lieferte ſonſt jaͤhr- lich dreyzehen bis vierzehen hundert Stuͤcke. Ein hundert koſten 20 bis 24 Gulden. 4. Unſere Hutmacher bezahlen jetzt ein Pfund Kaſtorhaare mit 9 Thal. Haſenhaare mit 1 Ducaten, Kaninchenhaare mit 3 Thal. 12 Mgr. Kamelhaar mit 2 Guͤlden. §. 2. Um die Haare zum Filzen faͤhig zu ma- 1. Dieſe Wuͤrkung der Saͤure auf die Haare iſt noch nicht genau unterſucht worden; gleich- wohl war ſie den Alten ſchon bekant. Plinius ſagt: Lanae & per ſe coactam veſtem faciunt, & ſi addatur acetum, etiam ferro reſiſtunt. Jeder Hutmacher ſchwaͤchet das Scheidewaſ- ſer nach ſeiner Weiſe, und nennt dann die Beitze ein Geheimniß. Die es recht gut zu machen glauben, pflegen eine Unze Queckſil- ber in einem Pfunde Scheidewaſſer aufzuloͤ- ſen; aber dieſe unternehmen eine eben ſo uͤber- fluͤſſige als gefaͤhrliche Arbeit, bey der ſie ſich Gliederſchmerzen und Laͤhmungen ausſetzen. 2. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0107" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hutmacherey.</hi> §. 1. 2.</fw><lb/> felle kommen vornehmlich aus Canada, und<lb/> dem ganz noͤrdlichen Amerika.</item><lb/> <item>3. Aus Haaſenhaaren werden die ſchoͤnſten Huͤ-<lb/> te in Boͤhmen gemacht, wozu das Reich jaͤhr-<lb/> lich 40000 Stuͤck Haaſenfelle verbraucht. Je-<lb/> des Boͤhmiſche Kammergut lieferte ſonſt jaͤhr-<lb/> lich dreyzehen bis vierzehen hundert Stuͤcke.<lb/> Ein hundert koſten 20 bis 24 Gulden.</item><lb/> <item>4. Unſere Hutmacher bezahlen jetzt ein Pfund<lb/> Kaſtorhaare mit 9 Thal. Haſenhaare mit 1<lb/> Ducaten, Kaninchenhaare mit 3 Thal. 12 Mgr.<lb/> Kamelhaar mit 2 Guͤlden.</item> </list> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 2.</head><lb/> <p>Um die Haare zum <hi rendition="#fr">Filzen</hi> faͤhig zu ma-<lb/> chen, <hi rendition="#fr">beitzet</hi> man die Felle mit geſchwaͤchtem<lb/> Scheidewaſſer, trocknet ſie, und <hi rendition="#fr">meiſſelt</hi> die<lb/> Haare mit dem <hi rendition="#fr">Schneideeiſen</hi> herunter.</p><lb/> <list> <item>1. Dieſe Wuͤrkung der Saͤure auf die Haare iſt<lb/> noch nicht genau unterſucht worden; gleich-<lb/> wohl war ſie den Alten ſchon bekant. <hi rendition="#fr">Plinius</hi><lb/> ſagt: <hi rendition="#aq">Lanae & per ſe coactam veſtem faciunt,<lb/> & ſi addatur acetum, etiam ferro reſiſtunt.</hi><lb/> Jeder Hutmacher ſchwaͤchet das Scheidewaſ-<lb/> ſer nach ſeiner Weiſe, und nennt dann die<lb/> Beitze ein <hi rendition="#fr">Geheimniß.</hi> Die es recht gut zu<lb/> machen glauben, pflegen eine Unze Queckſil-<lb/> ber in einem Pfunde Scheidewaſſer aufzuloͤ-<lb/> ſen; aber dieſe unternehmen eine eben ſo uͤber-<lb/> fluͤſſige als gefaͤhrliche Arbeit, bey der ſie ſich<lb/> Gliederſchmerzen und Laͤhmungen ausſetzen.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch">2. Die</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0107]
Hutmacherey. §. 1. 2.
felle kommen vornehmlich aus Canada, und
dem ganz noͤrdlichen Amerika.
3. Aus Haaſenhaaren werden die ſchoͤnſten Huͤ-
te in Boͤhmen gemacht, wozu das Reich jaͤhr-
lich 40000 Stuͤck Haaſenfelle verbraucht. Je-
des Boͤhmiſche Kammergut lieferte ſonſt jaͤhr-
lich dreyzehen bis vierzehen hundert Stuͤcke.
Ein hundert koſten 20 bis 24 Gulden.
4. Unſere Hutmacher bezahlen jetzt ein Pfund
Kaſtorhaare mit 9 Thal. Haſenhaare mit 1
Ducaten, Kaninchenhaare mit 3 Thal. 12 Mgr.
Kamelhaar mit 2 Guͤlden.
§. 2.
Um die Haare zum Filzen faͤhig zu ma-
chen, beitzet man die Felle mit geſchwaͤchtem
Scheidewaſſer, trocknet ſie, und meiſſelt die
Haare mit dem Schneideeiſen herunter.
1. Dieſe Wuͤrkung der Saͤure auf die Haare iſt
noch nicht genau unterſucht worden; gleich-
wohl war ſie den Alten ſchon bekant. Plinius
ſagt: Lanae & per ſe coactam veſtem faciunt,
& ſi addatur acetum, etiam ferro reſiſtunt.
Jeder Hutmacher ſchwaͤchet das Scheidewaſ-
ſer nach ſeiner Weiſe, und nennt dann die
Beitze ein Geheimniß. Die es recht gut zu
machen glauben, pflegen eine Unze Queckſil-
ber in einem Pfunde Scheidewaſſer aufzuloͤ-
ſen; aber dieſe unternehmen eine eben ſo uͤber-
fluͤſſige als gefaͤhrliche Arbeit, bey der ſie ſich
Gliederſchmerzen und Laͤhmungen ausſetzen.
2. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |