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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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und ärmern Bevölkerung -- denn einen ganz bestimmten Theil
der arbeitenden Bevölkerung, Fabrikarbeiter hauptsächlich meint
man damit -- zu schaffen machen? Die Jndustriellen, die Fabrik-
herren, die Arbeitgeber, die haben dafür eine besondere Pflicht.
Nein, so rede ich nicht. Jn erster Linie allerdings haben die
Fabrikherren diese Pflicht, und sie stellen sich auch gewiß überall
bei diesen Bestrebungen vorn dran. Aber weil wir viele von
dieser Jndustrie her auch leben, weil man der großen Mehrzahl
nach die Jndustrie als ein Glück für eine Stadt, für ein Land
hält, so können wir nicht alles den Fabrikanten überweisen,
sondern haben unser Theil an der Arbeit auch zu übernehmen.
Endlich wenn es mit der Jndustrie stockt, wenn die Fabrik-
arbeiter schlecht dran sind, nehmen die Fabrikherren nicht alles
allein auf sich; sie lassen uns auch unser redlich Theil. Also
auch aus diesem Grunde werden wir wohl thun, den guten
Zustand der Fabrikarbeiter stets im Auge zu behalten. Auf der
andern Seite nun ist meine Meinung diese: Es ist natürlich,
daß man sich in Städten und überhaupt an Orten, wo viel
Jndustrie und Handel ist, besonders mit dieser Angelegenheit
befaßt. Es strömen dahin eben große Massen Volks; die
Wohnungen mehren sich nicht in diesem Maaße, und es müssen
Uebelstände eintreten. Aber sonst, im Uebrigen wollen wir
aus den sogenannten Arbeitern keine besondere Classe
machen
. Wir wollen sie nicht hätscheln, wollen ihnen nicht
schmeicheln, wie das etwa aus Furcht hin und wieder geschieht;
wir wollen sie nicht fürchten. Wir wollen ein Herz für sie
haben, in allen Stücken ein gutes Gewissen gegen sie; aber
wir wollen alle, die unserer Hülfe, unseres Rathes bedürftig
sind, mit der gleichen Liebe umfassen. Man meint, nur die
Jndustrie zu fördern. Hier mag sie etwas Gutes sein; hier
mag sie das Beste sein; aber an einem andern Ort ist vielleicht
etwas ganz anderes das Beste, der Ackerbau, die Landwirthschaft.
Ja wenn wir des kleinen Handwerkers, des ländlichen Proletariats,
der ungesunden üblen Zustände, wie sie oft unter bäuerlicher
Bevölkerung vorkommen, gedenken, so thun wir auch etwas
Rechtes. Jndessen die Gesellschaft des Guten und Gemein-
nützigen in Basel, die hier zu befehlen hat, hat an ihrem Ort

und ärmern Bevölkerung — denn einen ganz beſtimmten Theil
der arbeitenden Bevölkerung, Fabrikarbeiter hauptſächlich meint
man damit — zu ſchaffen machen? Die Jnduſtriellen, die Fabrik-
herren, die Arbeitgeber, die haben dafür eine beſondere Pflicht.
Nein, ſo rede ich nicht. Jn erſter Linie allerdings haben die
Fabrikherren dieſe Pflicht, und ſie ſtellen ſich auch gewiß überall
bei dieſen Beſtrebungen vorn dran. Aber weil wir viele von
dieſer Jnduſtrie her auch leben, weil man der großen Mehrzahl
nach die Jnduſtrie als ein Glück für eine Stadt, für ein Land
hält, ſo können wir nicht alles den Fabrikanten überweiſen,
ſondern haben unſer Theil an der Arbeit auch zu übernehmen.
Endlich wenn es mit der Jnduſtrie ſtockt, wenn die Fabrik-
arbeiter ſchlecht dran ſind, nehmen die Fabrikherren nicht alles
allein auf ſich; ſie laſſen uns auch unſer redlich Theil. Alſo
auch aus dieſem Grunde werden wir wohl thun, den guten
Zuſtand der Fabrikarbeiter ſtets im Auge zu behalten. Auf der
andern Seite nun iſt meine Meinung dieſe: Es iſt natürlich,
daß man ſich in Städten und überhaupt an Orten, wo viel
Jnduſtrie und Handel iſt, beſonders mit dieſer Angelegenheit
befaßt. Es ſtrömen dahin eben große Maſſen Volks; die
Wohnungen mehren ſich nicht in dieſem Maaße, und es müſſen
Uebelſtände eintreten. Aber ſonſt, im Uebrigen wollen wir
aus den ſogenannten Arbeitern keine beſondere Claſſe
machen
. Wir wollen ſie nicht hätſcheln, wollen ihnen nicht
ſchmeicheln, wie das etwa aus Furcht hin und wieder geſchieht;
wir wollen ſie nicht fürchten. Wir wollen ein Herz für ſie
haben, in allen Stücken ein gutes Gewiſſen gegen ſie; aber
wir wollen alle, die unſerer Hülfe, unſeres Rathes bedürftig
ſind, mit der gleichen Liebe umfaſſen. Man meint, nur die
Jnduſtrie zu fördern. Hier mag ſie etwas Gutes ſein; hier
mag ſie das Beſte ſein; aber an einem andern Ort iſt vielleicht
etwas ganz anderes das Beſte, der Ackerbau, die Landwirthſchaft.
Ja wenn wir des kleinen Handwerkers, des ländlichen Proletariats,
der ungeſunden üblen Zuſtände, wie ſie oft unter bäuerlicher
Bevölkerung vorkommen, gedenken, ſo thun wir auch etwas
Rechtes. Jndeſſen die Geſellſchaft des Guten und Gemein-
nützigen in Baſel, die hier zu befehlen hat, hat an ihrem Ort

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[27/0027] und ärmern Bevölkerung — denn einen ganz beſtimmten Theil der arbeitenden Bevölkerung, Fabrikarbeiter hauptſächlich meint man damit — zu ſchaffen machen? Die Jnduſtriellen, die Fabrik- herren, die Arbeitgeber, die haben dafür eine beſondere Pflicht. Nein, ſo rede ich nicht. Jn erſter Linie allerdings haben die Fabrikherren dieſe Pflicht, und ſie ſtellen ſich auch gewiß überall bei dieſen Beſtrebungen vorn dran. Aber weil wir viele von dieſer Jnduſtrie her auch leben, weil man der großen Mehrzahl nach die Jnduſtrie als ein Glück für eine Stadt, für ein Land hält, ſo können wir nicht alles den Fabrikanten überweiſen, ſondern haben unſer Theil an der Arbeit auch zu übernehmen. Endlich wenn es mit der Jnduſtrie ſtockt, wenn die Fabrik- arbeiter ſchlecht dran ſind, nehmen die Fabrikherren nicht alles allein auf ſich; ſie laſſen uns auch unſer redlich Theil. Alſo auch aus dieſem Grunde werden wir wohl thun, den guten Zuſtand der Fabrikarbeiter ſtets im Auge zu behalten. Auf der andern Seite nun iſt meine Meinung dieſe: Es iſt natürlich, daß man ſich in Städten und überhaupt an Orten, wo viel Jnduſtrie und Handel iſt, beſonders mit dieſer Angelegenheit befaßt. Es ſtrömen dahin eben große Maſſen Volks; die Wohnungen mehren ſich nicht in dieſem Maaße, und es müſſen Uebelſtände eintreten. Aber ſonſt, im Uebrigen wollen wir aus den ſogenannten Arbeitern keine beſondere Claſſe machen. Wir wollen ſie nicht hätſcheln, wollen ihnen nicht ſchmeicheln, wie das etwa aus Furcht hin und wieder geſchieht; wir wollen ſie nicht fürchten. Wir wollen ein Herz für ſie haben, in allen Stücken ein gutes Gewiſſen gegen ſie; aber wir wollen alle, die unſerer Hülfe, unſeres Rathes bedürftig ſind, mit der gleichen Liebe umfaſſen. Man meint, nur die Jnduſtrie zu fördern. Hier mag ſie etwas Gutes ſein; hier mag ſie das Beſte ſein; aber an einem andern Ort iſt vielleicht etwas ganz anderes das Beſte, der Ackerbau, die Landwirthſchaft. Ja wenn wir des kleinen Handwerkers, des ländlichen Proletariats, der ungeſunden üblen Zuſtände, wie ſie oft unter bäuerlicher Bevölkerung vorkommen, gedenken, ſo thun wir auch etwas Rechtes. Jndeſſen die Geſellſchaft des Guten und Gemein- nützigen in Baſel, die hier zu befehlen hat, hat an ihrem Ort

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/27>, abgerufen am 24.11.2024.