Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
Grossbritannien.
[Tabelle]

Seit 1899 haben die Vereinigten Staaten auch in der Steinkohlen-
förderung Grossbritannien überflügelt.

Die britische Kohlenerzeugung ist weit grösser als der wirkliche
Bedarf des Landes. Der Überschuss wird entweder ausgeführt oder
zu einem ausgedehnten Veredelungsverkehr und zur Herstellung von
Waren, die zum Teil wieder über See gehen, verwendet. Dies gilt
besonders von der Eisenindustrie, die ungeheure Mengen ausländischer
Erze verschmilzt und zu Eisenwaren verarbeitet, von denen ein grosser
Teil wieder ausgeführt wird. Ob diese ungeheure Ausbeutung eines
kostbaren nationalen Besitztums weise ist, kann fraglich erscheinen,
in der Gegenwart verschafft es aber England den Reichtum und die
Macht, die es erstrebt.

Auf dieser Grundlage ist der britische Ausfuhrhandel der grösste
der Welt. England hat in dem abgelaufenen Jahrhundert die erste
Stelle im Welthandel eingenommen und nimmt sie noch ein. Nächst
der Steinkohle spielt das Eisen dabei die wichtigste Rolle; sein
ausgedehnter Export beruht jetzt grossenteils auf einem Veredelungs-
verkehr, denn es werden ungeheure Mengen überseeischer Erze nach
England ausgeführt, hier mit englischer Kohle geschmolzen und weiter
verarbeitet, und teils als Roheisen, teils als Eisen- und Stahlwaren
wieder ausgeführt. Die Erzeinfuhr ist seit 1870 gewaltig gestiegen;
während in jenem Jahre nur 212 Kilotonnen eingeführt worden waren,

Groſsbritannien.
[Tabelle]

Seit 1899 haben die Vereinigten Staaten auch in der Steinkohlen-
förderung Groſsbritannien überflügelt.

Die britische Kohlenerzeugung ist weit gröſser als der wirkliche
Bedarf des Landes. Der Überschuſs wird entweder ausgeführt oder
zu einem ausgedehnten Veredelungsverkehr und zur Herstellung von
Waren, die zum Teil wieder über See gehen, verwendet. Dies gilt
besonders von der Eisenindustrie, die ungeheure Mengen ausländischer
Erze verschmilzt und zu Eisenwaren verarbeitet, von denen ein groſser
Teil wieder ausgeführt wird. Ob diese ungeheure Ausbeutung eines
kostbaren nationalen Besitztums weise ist, kann fraglich erscheinen,
in der Gegenwart verschafft es aber England den Reichtum und die
Macht, die es erstrebt.

Auf dieser Grundlage ist der britische Ausfuhrhandel der gröſste
der Welt. England hat in dem abgelaufenen Jahrhundert die erste
Stelle im Welthandel eingenommen und nimmt sie noch ein. Nächst
der Steinkohle spielt das Eisen dabei die wichtigste Rolle; sein
ausgedehnter Export beruht jetzt groſsenteils auf einem Veredelungs-
verkehr, denn es werden ungeheure Mengen überseeischer Erze nach
England ausgeführt, hier mit englischer Kohle geschmolzen und weiter
verarbeitet, und teils als Roheisen, teils als Eisen- und Stahlwaren
wieder ausgeführt. Die Erzeinfuhr ist seit 1870 gewaltig gestiegen;
während in jenem Jahre nur 212 Kilotonnen eingeführt worden waren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0967" n="951"/>
          <fw place="top" type="header">Gro&#x017F;sbritannien.</fw><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Seit 1899 haben die Vereinigten Staaten auch in der Steinkohlen-<lb/>
förderung Gro&#x017F;sbritannien überflügelt.</p><lb/>
          <p>Die britische Kohlenerzeugung ist weit grö&#x017F;ser als der wirkliche<lb/>
Bedarf des Landes. Der Überschu&#x017F;s wird entweder ausgeführt oder<lb/>
zu einem ausgedehnten Veredelungsverkehr und zur Herstellung von<lb/>
Waren, die zum Teil wieder über See gehen, verwendet. Dies gilt<lb/>
besonders von der Eisenindustrie, die ungeheure Mengen ausländischer<lb/>
Erze verschmilzt und zu Eisenwaren verarbeitet, von denen ein gro&#x017F;ser<lb/>
Teil wieder ausgeführt wird. Ob diese ungeheure Ausbeutung eines<lb/>
kostbaren nationalen Besitztums weise ist, kann fraglich erscheinen,<lb/>
in der Gegenwart verschafft es aber England den Reichtum und die<lb/>
Macht, die es erstrebt.</p><lb/>
          <p>Auf dieser Grundlage ist der britische Ausfuhrhandel der grö&#x017F;ste<lb/>
der Welt. England hat in dem abgelaufenen Jahrhundert die erste<lb/>
Stelle im Welthandel eingenommen und nimmt sie noch ein. Nächst<lb/>
der Steinkohle spielt das Eisen dabei die wichtigste Rolle; sein<lb/>
ausgedehnter Export beruht jetzt gro&#x017F;senteils auf einem Veredelungs-<lb/>
verkehr, denn es werden ungeheure Mengen überseeischer Erze nach<lb/>
England ausgeführt, hier mit englischer Kohle geschmolzen und weiter<lb/>
verarbeitet, und teils als Roheisen, teils als Eisen- und Stahlwaren<lb/>
wieder ausgeführt. Die Erzeinfuhr ist seit 1870 gewaltig gestiegen;<lb/>
während in jenem Jahre nur 212 Kilotonnen eingeführt worden waren,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[951/0967] Groſsbritannien. Seit 1899 haben die Vereinigten Staaten auch in der Steinkohlen- förderung Groſsbritannien überflügelt. Die britische Kohlenerzeugung ist weit gröſser als der wirkliche Bedarf des Landes. Der Überschuſs wird entweder ausgeführt oder zu einem ausgedehnten Veredelungsverkehr und zur Herstellung von Waren, die zum Teil wieder über See gehen, verwendet. Dies gilt besonders von der Eisenindustrie, die ungeheure Mengen ausländischer Erze verschmilzt und zu Eisenwaren verarbeitet, von denen ein groſser Teil wieder ausgeführt wird. Ob diese ungeheure Ausbeutung eines kostbaren nationalen Besitztums weise ist, kann fraglich erscheinen, in der Gegenwart verschafft es aber England den Reichtum und die Macht, die es erstrebt. Auf dieser Grundlage ist der britische Ausfuhrhandel der gröſste der Welt. England hat in dem abgelaufenen Jahrhundert die erste Stelle im Welthandel eingenommen und nimmt sie noch ein. Nächst der Steinkohle spielt das Eisen dabei die wichtigste Rolle; sein ausgedehnter Export beruht jetzt groſsenteils auf einem Veredelungs- verkehr, denn es werden ungeheure Mengen überseeischer Erze nach England ausgeführt, hier mit englischer Kohle geschmolzen und weiter verarbeitet, und teils als Roheisen, teils als Eisen- und Stahlwaren wieder ausgeführt. Die Erzeinfuhr ist seit 1870 gewaltig gestiegen; während in jenem Jahre nur 212 Kilotonnen eingeführt worden waren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/967
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/967>, abgerufen am 22.11.2024.