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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.

Thomasstahlerzeugung in Tonnen 1879 bis 1885.

[Tabelle]

Sidney Gilchrist Thomas und sein Vetter Percy C. Gilchrist
liessen es nicht an Anstrengungen fehlen, ihrem Verfahren An-
erkennung und Verbreitung zu verschaffen. 1881 unternahm ersterer zu
diesem Zwecke eine Reise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Nach seiner Rückkehr gründete sein Vetter Percy C. Gilchrist mit
T. Wrightson und noch zwei Unternehmern die "North Eastern Steel
Co. Limited" zur Ausbeutung des Verfahrens. Das Stahlwerk blies am
31. Mai 1883 unter Leitung Arthur Coopers die erste Charge.
1882 legten Thomas und Gilchrist der Royal Society in London
eine ausführliche Denkschrift über ihre Stahlerzeugung aus phosphor-
haltigem Roheisen vor, in der sie die Wichtigkeit desselben für Eng-
land hervorhoben und die Einwendungen gegen dasselbe entkräftigten.
Sie wiesen darauf hin, dass die Menge der phosphorhaltigen Erze in
Grossbritannien wenigstens zehnmal häufiger sei als das der nicht-
phosphorhaltigen, dass das Roheisen von Cleveland 1,5 Prozent,
Schottland 1 Prozent, Lincolnshire 1,25 Prozent, von Staffordshire aus
Erzen erblasen 0,5 bis 1 Prozent, mit Zusatz von Puddelschlacken
erblasen 2,5 Prozent, das von Northhampton 1,5 Prozent Phosphor
enthalte, ferner dass die Mehrkosten des Verfahrens, bedingt durch
das kostspieligere basische Futter und das Nachblasen, höchstens
7 Schilling pro Tonne betrügen, und dies viel weniger sei als der
Preisunterschied der phosphorhaltigen Roheisensorten und des Hämatit-
eisens für den sauren Bessemerprozess. Cleveland-Puddeleisen koste
42 Schilling die Tonne, Hämatiteisen 58 Schilling; bei diesen Preisen
stelle sich der basische Stahl also um 9 Schilling billiger als der
Hämatitstahl. Ebenso wiesen die Verfasser nach, dass bei guter Ein-
richtung des Stahlwerks die Herstellungskosten von basischem Ingot-
eisen billiger seien als von gewöhnlichen Luppen. Erstere kosteten
nach ihrer Aufstellung 69 Schilling 7 Pence, letztere 74 Schilling
11 Pence die Tonne. Zuletzt wiesen sie auf die grossen Vorzüge des

Groſsbritannien.

Thomasstahlerzeugung in Tonnen 1879 bis 1885.

[Tabelle]

Sidney Gilchrist Thomas und sein Vetter Percy C. Gilchrist
lieſsen es nicht an Anstrengungen fehlen, ihrem Verfahren An-
erkennung und Verbreitung zu verschaffen. 1881 unternahm ersterer zu
diesem Zwecke eine Reise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Nach seiner Rückkehr gründete sein Vetter Percy C. Gilchrist mit
T. Wrightson und noch zwei Unternehmern die „North Eastern Steel
Co. Limited“ zur Ausbeutung des Verfahrens. Das Stahlwerk blies am
31. Mai 1883 unter Leitung Arthur Coopers die erste Charge.
1882 legten Thomas und Gilchrist der Royal Society in London
eine ausführliche Denkschrift über ihre Stahlerzeugung aus phosphor-
haltigem Roheisen vor, in der sie die Wichtigkeit desselben für Eng-
land hervorhoben und die Einwendungen gegen dasselbe entkräftigten.
Sie wiesen darauf hin, daſs die Menge der phosphorhaltigen Erze in
Groſsbritannien wenigstens zehnmal häufiger sei als das der nicht-
phosphorhaltigen, daſs das Roheisen von Cleveland 1,5 Prozent,
Schottland 1 Prozent, Lincolnshire 1,25 Prozent, von Staffordshire aus
Erzen erblasen 0,5 bis 1 Prozent, mit Zusatz von Puddelschlacken
erblasen 2,5 Prozent, das von Northhampton 1,5 Prozent Phosphor
enthalte, ferner daſs die Mehrkosten des Verfahrens, bedingt durch
das kostspieligere basische Futter und das Nachblasen, höchstens
7 Schilling pro Tonne betrügen, und dies viel weniger sei als der
Preisunterschied der phosphorhaltigen Roheisensorten und des Hämatit-
eisens für den sauren Bessemerprozeſs. Cleveland-Puddeleisen koste
42 Schilling die Tonne, Hämatiteisen 58 Schilling; bei diesen Preisen
stelle sich der basische Stahl also um 9 Schilling billiger als der
Hämatitstahl. Ebenso wiesen die Verfasser nach, daſs bei guter Ein-
richtung des Stahlwerks die Herstellungskosten von basischem Ingot-
eisen billiger seien als von gewöhnlichen Luppen. Erstere kosteten
nach ihrer Aufstellung 69 Schilling 7 Pence, letztere 74 Schilling
11 Pence die Tonne. Zuletzt wiesen sie auf die groſsen Vorzüge des

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[932/0948] Groſsbritannien. Thomasstahlerzeugung in Tonnen 1879 bis 1885. Sidney Gilchrist Thomas und sein Vetter Percy C. Gilchrist lieſsen es nicht an Anstrengungen fehlen, ihrem Verfahren An- erkennung und Verbreitung zu verschaffen. 1881 unternahm ersterer zu diesem Zwecke eine Reise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nach seiner Rückkehr gründete sein Vetter Percy C. Gilchrist mit T. Wrightson und noch zwei Unternehmern die „North Eastern Steel Co. Limited“ zur Ausbeutung des Verfahrens. Das Stahlwerk blies am 31. Mai 1883 unter Leitung Arthur Coopers die erste Charge. 1882 legten Thomas und Gilchrist der Royal Society in London eine ausführliche Denkschrift über ihre Stahlerzeugung aus phosphor- haltigem Roheisen vor, in der sie die Wichtigkeit desselben für Eng- land hervorhoben und die Einwendungen gegen dasselbe entkräftigten. Sie wiesen darauf hin, daſs die Menge der phosphorhaltigen Erze in Groſsbritannien wenigstens zehnmal häufiger sei als das der nicht- phosphorhaltigen, daſs das Roheisen von Cleveland 1,5 Prozent, Schottland 1 Prozent, Lincolnshire 1,25 Prozent, von Staffordshire aus Erzen erblasen 0,5 bis 1 Prozent, mit Zusatz von Puddelschlacken erblasen 2,5 Prozent, das von Northhampton 1,5 Prozent Phosphor enthalte, ferner daſs die Mehrkosten des Verfahrens, bedingt durch das kostspieligere basische Futter und das Nachblasen, höchstens 7 Schilling pro Tonne betrügen, und dies viel weniger sei als der Preisunterschied der phosphorhaltigen Roheisensorten und des Hämatit- eisens für den sauren Bessemerprozeſs. Cleveland-Puddeleisen koste 42 Schilling die Tonne, Hämatiteisen 58 Schilling; bei diesen Preisen stelle sich der basische Stahl also um 9 Schilling billiger als der Hämatitstahl. Ebenso wiesen die Verfasser nach, daſs bei guter Ein- richtung des Stahlwerks die Herstellungskosten von basischem Ingot- eisen billiger seien als von gewöhnlichen Luppen. Erstere kosteten nach ihrer Aufstellung 69 Schilling 7 Pence, letztere 74 Schilling 11 Pence die Tonne. Zuletzt wiesen sie auf die groſsen Vorzüge des

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/948>, abgerufen am 22.11.2024.