Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Technische Lehranstalten.
Abteilungen für technischen Unterricht verbunden. Die altberühmte
Harvard-Universität, die 1636 von J. Harvard für Massachusetts zu
Newtown gegründet worden war, erhielt eine technische Abteilung
unter dem Namen Lawrence Scientific School, die Yale-Universität in
Newhaven (Conn.) eine solche unter dem Namen Sheffield Scientific
School. Ebenso wurde mit der 1852 gegründeten Washington-Uni-
versität in St. Louis eine polytechnische Abteilung verbunden, und der
Cornell-Universität in Ithaca (New York) das Lilbey College angefügt.
Die wichtigste Anstalt für Bergbau- und Hüttenkunde ist aber Columbian
College in New York, das 1869 als School of Mines organisiert wurde.
In Houghton befindet sich die Michigan Mining School.

Fast jeder Staat der Union hat jetzt seine technische Lehranstalt.
Von diesen seien noch angeführt das Renssclaer-Polytechnikum in
Troy (N. Y.), das Stevens-Institut in Hoboken (N. J.), welches 1870 von
Ed. A. Stevens gegründet wurde, das Massachusetts Institute of
Technology in Boston (1865 gegründet), die Leland Stanford Uni-
versity in Palo Alto (Cal.), die 1886 gegründete Care School of Applied
Science in Cleveland (Ohio) und die New York-Trade-school. Die
amerikanischen technischen Schulen zeichnen sich durch gute Lehr-
mittel und Werkstätten aus. Neuerdings hat der um die amerikanische
Eisenindustrie hochverdiente und durch sie zum 100fachen Millionär
gewordene John Carnegie grossartige Summen für die Förderungen
des technischen Schulwesens in den Vereinigten Staaten geschenkt.

Auch Japan hat seit einigen Jahren mit der Universität zu Tokio
einen Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde verbunden.

Von hoher Bedeutung sind die Wohlfahrtseinrichtungen und die
Schutzgesetze zum Wohle der arbeitenden Klassen, womit Deutschland
in den letzten Jahrzehnten den übrigen industriellen Staaten voran-
geschritten ist. Kaiser Wilhelm I. gebührt das unsterbliche Verdienst,
durch seine Botschaften vom 11. November 1881 und vom 14. April
1883 die Anregung hierzu gegeben zu haben. Am 15. Juni 1883 wurde
durch Reichsgesetz die allgemeine Krankenversicherung und am
22. Juni 1889 die Invaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter
in Deutschland eingeführt und geregelt. Seitdem bemühen sich auch
die übrigen Kulturstaaten ähnliche Einrichtungen zu schaffen.



Technische Lehranstalten.
Abteilungen für technischen Unterricht verbunden. Die altberühmte
Harvard-Universität, die 1636 von J. Harvard für Massachusetts zu
Newtown gegründet worden war, erhielt eine technische Abteilung
unter dem Namen Lawrence Scientific School, die Yale-Universität in
Newhaven (Conn.) eine solche unter dem Namen Sheffield Scientific
School. Ebenso wurde mit der 1852 gegründeten Washington-Uni-
versität in St. Louis eine polytechnische Abteilung verbunden, und der
Cornell-Universität in Ithaca (New York) das Lilbey College angefügt.
Die wichtigste Anstalt für Bergbau- und Hüttenkunde ist aber Columbian
College in New York, das 1869 als School of Mines organisiert wurde.
In Houghton befindet sich die Michigan Mining School.

Fast jeder Staat der Union hat jetzt seine technische Lehranstalt.
Von diesen seien noch angeführt das Renssclaer-Polytechnikum in
Troy (N. Y.), das Stevens-Institut in Hoboken (N. J.), welches 1870 von
Ed. A. Stevens gegründet wurde, das Massachusetts Institute of
Technology in Boston (1865 gegründet), die Leland Stanford Uni-
versity in Palo Alto (Cal.), die 1886 gegründete Care School of Applied
Science in Cleveland (Ohio) und die New York-Trade-school. Die
amerikanischen technischen Schulen zeichnen sich durch gute Lehr-
mittel und Werkstätten aus. Neuerdings hat der um die amerikanische
Eisenindustrie hochverdiente und durch sie zum 100fachen Millionär
gewordene John Carnegie groſsartige Summen für die Förderungen
des technischen Schulwesens in den Vereinigten Staaten geschenkt.

Auch Japan hat seit einigen Jahren mit der Universität zu Tokio
einen Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde verbunden.

Von hoher Bedeutung sind die Wohlfahrtseinrichtungen und die
Schutzgesetze zum Wohle der arbeitenden Klassen, womit Deutschland
in den letzten Jahrzehnten den übrigen industriellen Staaten voran-
geschritten ist. Kaiser Wilhelm I. gebührt das unsterbliche Verdienst,
durch seine Botschaften vom 11. November 1881 und vom 14. April
1883 die Anregung hierzu gegeben zu haben. Am 15. Juni 1883 wurde
durch Reichsgesetz die allgemeine Krankenversicherung und am
22. Juni 1889 die Invaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter
in Deutschland eingeführt und geregelt. Seitdem bemühen sich auch
die übrigen Kulturstaaten ähnliche Einrichtungen zu schaffen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0910" n="894"/><fw place="top" type="header">Technische Lehranstalten.</fw><lb/>
Abteilungen für technischen Unterricht verbunden. Die altberühmte<lb/>
Harvard-Universität, die 1636 von J. <hi rendition="#g">Harvard</hi> für Massachusetts zu<lb/>
Newtown gegründet worden war, erhielt eine technische Abteilung<lb/>
unter dem Namen Lawrence Scientific School, die Yale-Universität in<lb/>
Newhaven (Conn.) eine solche unter dem Namen Sheffield Scientific<lb/>
School. Ebenso wurde mit der 1852 gegründeten Washington-Uni-<lb/>
versität in St. Louis eine polytechnische Abteilung verbunden, und der<lb/>
Cornell-Universität in Ithaca (New York) das Lilbey College angefügt.<lb/>
Die wichtigste Anstalt für Bergbau- und Hüttenkunde ist aber Columbian<lb/>
College in New York, das 1869 als School of Mines organisiert wurde.<lb/>
In Houghton befindet sich die Michigan Mining School.</p><lb/>
              <p>Fast jeder Staat der Union hat jetzt seine technische Lehranstalt.<lb/>
Von diesen seien noch angeführt das Renssclaer-Polytechnikum in<lb/>
Troy (N. Y.), das Stevens-Institut in Hoboken (N. J.), welches 1870 von<lb/><hi rendition="#g">Ed. A. Stevens</hi> gegründet wurde, das Massachusetts Institute of<lb/>
Technology in Boston (1865 gegründet), die Leland Stanford Uni-<lb/>
versity in Palo Alto (Cal.), die 1886 gegründete Care School of Applied<lb/>
Science in Cleveland (Ohio) und die New York-Trade-school. Die<lb/>
amerikanischen technischen Schulen zeichnen sich durch gute Lehr-<lb/>
mittel und Werkstätten aus. Neuerdings hat der um die amerikanische<lb/>
Eisenindustrie hochverdiente und durch sie zum 100fachen Millionär<lb/>
gewordene <hi rendition="#g">John Carnegie</hi> gro&#x017F;sartige Summen für die Förderungen<lb/>
des technischen Schulwesens in den Vereinigten Staaten geschenkt.</p><lb/>
              <p>Auch Japan hat seit einigen Jahren mit der Universität zu Tokio<lb/>
einen Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde verbunden.</p><lb/>
              <p>Von hoher Bedeutung sind die Wohlfahrtseinrichtungen und die<lb/>
Schutzgesetze zum Wohle der arbeitenden Klassen, womit Deutschland<lb/>
in den letzten Jahrzehnten den übrigen industriellen Staaten voran-<lb/>
geschritten ist. <hi rendition="#g">Kaiser Wilhelm</hi> I. gebührt das unsterbliche Verdienst,<lb/>
durch seine Botschaften vom 11. November 1881 und vom 14. April<lb/>
1883 die Anregung hierzu gegeben zu haben. Am 15. Juni 1883 wurde<lb/>
durch Reichsgesetz die allgemeine Krankenversicherung und am<lb/>
22. Juni 1889 die Invaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter<lb/>
in Deutschland eingeführt und geregelt. Seitdem bemühen sich auch<lb/>
die übrigen Kulturstaaten ähnliche Einrichtungen zu schaffen.</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[894/0910] Technische Lehranstalten. Abteilungen für technischen Unterricht verbunden. Die altberühmte Harvard-Universität, die 1636 von J. Harvard für Massachusetts zu Newtown gegründet worden war, erhielt eine technische Abteilung unter dem Namen Lawrence Scientific School, die Yale-Universität in Newhaven (Conn.) eine solche unter dem Namen Sheffield Scientific School. Ebenso wurde mit der 1852 gegründeten Washington-Uni- versität in St. Louis eine polytechnische Abteilung verbunden, und der Cornell-Universität in Ithaca (New York) das Lilbey College angefügt. Die wichtigste Anstalt für Bergbau- und Hüttenkunde ist aber Columbian College in New York, das 1869 als School of Mines organisiert wurde. In Houghton befindet sich die Michigan Mining School. Fast jeder Staat der Union hat jetzt seine technische Lehranstalt. Von diesen seien noch angeführt das Renssclaer-Polytechnikum in Troy (N. Y.), das Stevens-Institut in Hoboken (N. J.), welches 1870 von Ed. A. Stevens gegründet wurde, das Massachusetts Institute of Technology in Boston (1865 gegründet), die Leland Stanford Uni- versity in Palo Alto (Cal.), die 1886 gegründete Care School of Applied Science in Cleveland (Ohio) und die New York-Trade-school. Die amerikanischen technischen Schulen zeichnen sich durch gute Lehr- mittel und Werkstätten aus. Neuerdings hat der um die amerikanische Eisenindustrie hochverdiente und durch sie zum 100fachen Millionär gewordene John Carnegie groſsartige Summen für die Förderungen des technischen Schulwesens in den Vereinigten Staaten geschenkt. Auch Japan hat seit einigen Jahren mit der Universität zu Tokio einen Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde verbunden. Von hoher Bedeutung sind die Wohlfahrtseinrichtungen und die Schutzgesetze zum Wohle der arbeitenden Klassen, womit Deutschland in den letzten Jahrzehnten den übrigen industriellen Staaten voran- geschritten ist. Kaiser Wilhelm I. gebührt das unsterbliche Verdienst, durch seine Botschaften vom 11. November 1881 und vom 14. April 1883 die Anregung hierzu gegeben zu haben. Am 15. Juni 1883 wurde durch Reichsgesetz die allgemeine Krankenversicherung und am 22. Juni 1889 die Invaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter in Deutschland eingeführt und geregelt. Seitdem bemühen sich auch die übrigen Kulturstaaten ähnliche Einrichtungen zu schaffen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/910
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/910>, abgerufen am 23.11.2024.