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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Feuerwaffen.
Hartguss und bei den Panzerplatten zur Anwendung kommt, nur mit
dem Unterschiede, dass der zähere Ring mit dem härteren Rohre
nicht eine Masse bildet, sondern nur mechanisch verbunden ist. Dass
dies in möglichst vollkommener Weise geschieht, ist die Aufgabe der
Fabrikation. Friedrich Krupp ist dieses in hervorragender Weise
gelungen und dieser Erfolg, in Verbindung mit seinem unübertroffenen
Gussstahlmaterial, hat den Weltruhm seiner Geschütze begründet.

Der Verlauf der Fabrikation ist kurz folgender: Der aus Tiegeln
gegossene Stahlblock, der dicker sein muss als das herzustellende
Rohr, wird gründlich durchgeschmiedet. Dies geschah früher unter
schweren Dampfhämmern, neuerdings unter Schmiedepressen von
5000 Tonnen Druck. Das Seelenrohr wird dann aus dem massiven
Block gebohrt und abgedreht. Die Ringe werden aus vollen Blöcken
durch Lochen und Ausschmieden über einen Dorn hergestellt. Nach-
dem sie sorgfältig auf den richtigen Durchmesser ausgedreht sind,
werden sie auf etwa 500° C. erwärmt und über das wassergekühlte
Seelenrohr geschoben. Nach dem Erkalten umschliesst der Ring das
Seelenrohr so fest, dass keine Gewalt ihn herunterschieben kann.
Schwere Geschütze erhalten mehrere Ringlagen, die schwersten vier
bis fünf.

Auch bei dem schweren Geschütz wurden Schussweite und Treff-
sicherheit durch die Verlängerung des Rohres, die man bis auf
45 Kaliber steigerte, bedeutend erhöht. Die Grösse der Geschütze für
Belagerungszwecke, besonders aber für die Küstenverteidigung gegen
gepanzerte Kriegsschiffe, ist eine ausserordentliche. 1898 wurden am
Eingang des Hafens von New York 14 Geschütze aufgestellt von 15 m
Rohrlänge, 0,406 m Bohrung und 128 Tonnen Gewicht. Das Hohl-
geschoss dafür wiegt 1066 kg, die Schussweite soll 25,7 km, die lebendige
Kraft des Geschosses 18580 Metertonnen betragen.

Die Güte des Stahls ist von der grössten Wichtigkeit für die
Geschütze. Krupp hat deshalb trotz der hohen Kosten unentwegt
an dem Tiegelgussstahl für Herstellung der Geschützrohre festgehalten
und denselben nur noch durch einen Zusatz von Nickel verbessert.

Fast noch wichtiger ist die Materialfrage bei den Geschossen, be-
sonders denjenigen, welche gegen Panzerplatten zur Verwendung kamen.
Gusseisen konnte hierbei nicht mehr in Frage kommen. Selbst die vor-
züglichen Grusonschen Hartgussgranaten genügten nicht mehr bei
der gesteigerten Anfangsgeschwindigkeit und dem Widerstand der
gehärteten Stahlpanzerplatten. Auch hier behauptete der Stahl allein
das Feld. Krupp gelang es, vorzüglich geschmiedete und gehärtete

Feuerwaffen.
Hartguſs und bei den Panzerplatten zur Anwendung kommt, nur mit
dem Unterschiede, daſs der zähere Ring mit dem härteren Rohre
nicht eine Masse bildet, sondern nur mechanisch verbunden ist. Daſs
dies in möglichst vollkommener Weise geschieht, ist die Aufgabe der
Fabrikation. Friedrich Krupp ist dieses in hervorragender Weise
gelungen und dieser Erfolg, in Verbindung mit seinem unübertroffenen
Guſsstahlmaterial, hat den Weltruhm seiner Geschütze begründet.

Der Verlauf der Fabrikation ist kurz folgender: Der aus Tiegeln
gegossene Stahlblock, der dicker sein muſs als das herzustellende
Rohr, wird gründlich durchgeschmiedet. Dies geschah früher unter
schweren Dampfhämmern, neuerdings unter Schmiedepressen von
5000 Tonnen Druck. Das Seelenrohr wird dann aus dem massiven
Block gebohrt und abgedreht. Die Ringe werden aus vollen Blöcken
durch Lochen und Ausschmieden über einen Dorn hergestellt. Nach-
dem sie sorgfältig auf den richtigen Durchmesser ausgedreht sind,
werden sie auf etwa 500° C. erwärmt und über das wassergekühlte
Seelenrohr geschoben. Nach dem Erkalten umschlieſst der Ring das
Seelenrohr so fest, daſs keine Gewalt ihn herunterschieben kann.
Schwere Geschütze erhalten mehrere Ringlagen, die schwersten vier
bis fünf.

Auch bei dem schweren Geschütz wurden Schuſsweite und Treff-
sicherheit durch die Verlängerung des Rohres, die man bis auf
45 Kaliber steigerte, bedeutend erhöht. Die Gröſse der Geschütze für
Belagerungszwecke, besonders aber für die Küstenverteidigung gegen
gepanzerte Kriegsschiffe, ist eine auſserordentliche. 1898 wurden am
Eingang des Hafens von New York 14 Geschütze aufgestellt von 15 m
Rohrlänge, 0,406 m Bohrung und 128 Tonnen Gewicht. Das Hohl-
geschoſs dafür wiegt 1066 kg, die Schuſsweite soll 25,7 km, die lebendige
Kraft des Geschosses 18580 Metertonnen betragen.

Die Güte des Stahls ist von der gröſsten Wichtigkeit für die
Geschütze. Krupp hat deshalb trotz der hohen Kosten unentwegt
an dem Tiegelguſsstahl für Herstellung der Geschützrohre festgehalten
und denselben nur noch durch einen Zusatz von Nickel verbessert.

Fast noch wichtiger ist die Materialfrage bei den Geschossen, be-
sonders denjenigen, welche gegen Panzerplatten zur Verwendung kamen.
Guſseisen konnte hierbei nicht mehr in Frage kommen. Selbst die vor-
züglichen Grusonschen Hartguſsgranaten genügten nicht mehr bei
der gesteigerten Anfangsgeschwindigkeit und dem Widerstand der
gehärteten Stahlpanzerplatten. Auch hier behauptete der Stahl allein
das Feld. Krupp gelang es, vorzüglich geschmiedete und gehärtete

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[887/0903] Feuerwaffen. Hartguſs und bei den Panzerplatten zur Anwendung kommt, nur mit dem Unterschiede, daſs der zähere Ring mit dem härteren Rohre nicht eine Masse bildet, sondern nur mechanisch verbunden ist. Daſs dies in möglichst vollkommener Weise geschieht, ist die Aufgabe der Fabrikation. Friedrich Krupp ist dieses in hervorragender Weise gelungen und dieser Erfolg, in Verbindung mit seinem unübertroffenen Guſsstahlmaterial, hat den Weltruhm seiner Geschütze begründet. Der Verlauf der Fabrikation ist kurz folgender: Der aus Tiegeln gegossene Stahlblock, der dicker sein muſs als das herzustellende Rohr, wird gründlich durchgeschmiedet. Dies geschah früher unter schweren Dampfhämmern, neuerdings unter Schmiedepressen von 5000 Tonnen Druck. Das Seelenrohr wird dann aus dem massiven Block gebohrt und abgedreht. Die Ringe werden aus vollen Blöcken durch Lochen und Ausschmieden über einen Dorn hergestellt. Nach- dem sie sorgfältig auf den richtigen Durchmesser ausgedreht sind, werden sie auf etwa 500° C. erwärmt und über das wassergekühlte Seelenrohr geschoben. Nach dem Erkalten umschlieſst der Ring das Seelenrohr so fest, daſs keine Gewalt ihn herunterschieben kann. Schwere Geschütze erhalten mehrere Ringlagen, die schwersten vier bis fünf. Auch bei dem schweren Geschütz wurden Schuſsweite und Treff- sicherheit durch die Verlängerung des Rohres, die man bis auf 45 Kaliber steigerte, bedeutend erhöht. Die Gröſse der Geschütze für Belagerungszwecke, besonders aber für die Küstenverteidigung gegen gepanzerte Kriegsschiffe, ist eine auſserordentliche. 1898 wurden am Eingang des Hafens von New York 14 Geschütze aufgestellt von 15 m Rohrlänge, 0,406 m Bohrung und 128 Tonnen Gewicht. Das Hohl- geschoſs dafür wiegt 1066 kg, die Schuſsweite soll 25,7 km, die lebendige Kraft des Geschosses 18580 Metertonnen betragen. Die Güte des Stahls ist von der gröſsten Wichtigkeit für die Geschütze. Krupp hat deshalb trotz der hohen Kosten unentwegt an dem Tiegelguſsstahl für Herstellung der Geschützrohre festgehalten und denselben nur noch durch einen Zusatz von Nickel verbessert. Fast noch wichtiger ist die Materialfrage bei den Geschossen, be- sonders denjenigen, welche gegen Panzerplatten zur Verwendung kamen. Guſseisen konnte hierbei nicht mehr in Frage kommen. Selbst die vor- züglichen Grusonschen Hartguſsgranaten genügten nicht mehr bei der gesteigerten Anfangsgeschwindigkeit und dem Widerstand der gehärteten Stahlpanzerplatten. Auch hier behauptete der Stahl allein das Feld. Krupp gelang es, vorzüglich geschmiedete und gehärtete

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/903>, abgerufen am 22.11.2024.