Grund von Thomsons Verfahren. Ferner erwirkten E. Thomson und A. Lynn ein Patent (D. R. P. Nr. 54140 vom 31. Dezember 1889), direkt Ringe und Räder auf Bolzen und Wellen zu schweissen. Wichtige Verbesserungen der Transformatoren und Schweissmaschinen für das Thomsonverfahren wurden von der Thomson Electric Welding Company in den Vereinigten Staaten erfunden und ausgeführt 1). Die Schweissung erfolgt unter gleichzeitigem oder nachfolgendem Hämmern. Zu dem Verfahren von Lagrange und Hoho nahm die Kalker Werk- zeugmaschinenfabrik 1896 ein Verbesserungspatent darauf, dass sie die zu schweissenden Metallstücke erst in einem Schmiedefeuer an- heizte.
Das elektrische Schweissverfahren hat den Vorzug der Schnellig- keit, Sicherheit und grosser Lokalisierung, doch ist es in der An- wendung beschränkt durch den Querschnitt. Man hat bis 1892 massive Barren nicht über 62 mm Durchmesser schweissen können. Vorzüglich geeignet ist das Verfahren zum Zusammenschweissen von Drahtkabeln. Die elektrische Schweissung macht in der Metall- bearbeitung viele Operationen möglich, welche durch Schmieden nicht ausführbar sind. Auch ist das Zusammenschweissen von Eisen und Stahl mit anderen Metallen dadurch sehr erleichtert.
Das Schweissen mit dem elektrischen Lichtbogen nach Bernados Verfahren, in England auch Voltexverfahren genannt, eignet sich besonders für Reparaturen, namentlich im Schiffsbau, die oft nur auf diesem Wege ermöglicht werden 2). Doch hat die Firma Lloyd & Lloyd, Coombs Wood Works in Halesowen in England das Verfahren bereits 1891 auch für die Fabrikation schmiede- und fluss- eiserner Röhren mit grossem Durchmesser verwendet. Es hat sich öfter als vorteilhafter herausgestellt, bei dem Lichtbogenschweissen beide Pole mit Kohlenstiften zu verbinden. Gesicht und Augen der Arbeiter müssen bei dem Schweissen geschützt sein.
Coffins hat 1891 einen elektrischen Schweiss- und Schmelzofen konstruiert, der auf der Verwendung des Lichtbogens beruht. Zum Schweissen und Löten nach dem Voltexverfahren bedient sich der Arbeiter eines Halters mit zwei um einen Winkel von 90° gestellten Kohlenelektroden. Den Halter hält der Arbeiter in der Hand. Der Lichtbogen wird durch einen Druckknopf gebildet und die eigens präparierten Kohlenstifte mit einer Mutterschraube nach-
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 259.
2) Daselbst 1895, S. 1091.
56*
Schweiſsung.
Grund von Thomsons Verfahren. Ferner erwirkten E. Thomson und A. Lynn ein Patent (D. R. P. Nr. 54140 vom 31. Dezember 1889), direkt Ringe und Räder auf Bolzen und Wellen zu schweiſsen. Wichtige Verbesserungen der Transformatoren und Schweiſsmaschinen für das Thomsonverfahren wurden von der Thomson Electric Welding Company in den Vereinigten Staaten erfunden und ausgeführt 1). Die Schweiſsung erfolgt unter gleichzeitigem oder nachfolgendem Hämmern. Zu dem Verfahren von Lagrange und Hoho nahm die Kalker Werk- zeugmaschinenfabrik 1896 ein Verbesserungspatent darauf, daſs sie die zu schweiſsenden Metallstücke erst in einem Schmiedefeuer an- heizte.
Das elektrische Schweiſsverfahren hat den Vorzug der Schnellig- keit, Sicherheit und groſser Lokalisierung, doch ist es in der An- wendung beschränkt durch den Querschnitt. Man hat bis 1892 massive Barren nicht über 62 mm Durchmesser schweiſsen können. Vorzüglich geeignet ist das Verfahren zum Zusammenschweiſsen von Drahtkabeln. Die elektrische Schweiſsung macht in der Metall- bearbeitung viele Operationen möglich, welche durch Schmieden nicht ausführbar sind. Auch ist das Zusammenschweiſsen von Eisen und Stahl mit anderen Metallen dadurch sehr erleichtert.
Das Schweiſsen mit dem elektrischen Lichtbogen nach Bernados Verfahren, in England auch Voltexverfahren genannt, eignet sich besonders für Reparaturen, namentlich im Schiffsbau, die oft nur auf diesem Wege ermöglicht werden 2). Doch hat die Firma Lloyd & Lloyd, Coombs Wood Works in Halesowen in England das Verfahren bereits 1891 auch für die Fabrikation schmiede- und fluſs- eiserner Röhren mit groſsem Durchmesser verwendet. Es hat sich öfter als vorteilhafter herausgestellt, bei dem Lichtbogenschweiſsen beide Pole mit Kohlenstiften zu verbinden. Gesicht und Augen der Arbeiter müssen bei dem Schweiſsen geschützt sein.
Coffins hat 1891 einen elektrischen Schweiſs- und Schmelzofen konstruiert, der auf der Verwendung des Lichtbogens beruht. Zum Schweiſsen und Löten nach dem Voltexverfahren bedient sich der Arbeiter eines Halters mit zwei um einen Winkel von 90° gestellten Kohlenelektroden. Den Halter hält der Arbeiter in der Hand. Der Lichtbogen wird durch einen Druckknopf gebildet und die eigens präparierten Kohlenstifte mit einer Mutterschraube nach-
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 259.
2) Daselbst 1895, S. 1091.
56*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0899"n="883"/><fwplace="top"type="header">Schweiſsung.</fw><lb/>
Grund von <hirendition="#g">Thomsons</hi> Verfahren. Ferner erwirkten E. <hirendition="#g">Thomson</hi><lb/>
und A. <hirendition="#g">Lynn</hi> ein Patent (D. R. P. Nr. 54140 vom 31. Dezember 1889),<lb/>
direkt Ringe und Räder auf Bolzen und Wellen zu schweiſsen.<lb/>
Wichtige Verbesserungen der Transformatoren und Schweiſsmaschinen<lb/>
für das Thomsonverfahren wurden von der Thomson Electric Welding<lb/>
Company in den Vereinigten Staaten erfunden und ausgeführt <noteplace="foot"n="1)">Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 259.</note>. Die<lb/>
Schweiſsung erfolgt unter gleichzeitigem oder nachfolgendem Hämmern.<lb/>
Zu dem Verfahren von <hirendition="#g">Lagrange</hi> und <hirendition="#g">Hoho</hi> nahm die Kalker Werk-<lb/>
zeugmaschinenfabrik 1896 ein Verbesserungspatent darauf, daſs sie<lb/>
die zu schweiſsenden Metallstücke erst in einem Schmiedefeuer an-<lb/>
heizte.</p><lb/><p>Das elektrische Schweiſsverfahren hat den Vorzug der Schnellig-<lb/>
keit, Sicherheit und groſser Lokalisierung, doch ist es in der An-<lb/>
wendung beschränkt durch den Querschnitt. Man hat bis 1892<lb/>
massive Barren nicht über 62 mm Durchmesser schweiſsen können.<lb/>
Vorzüglich geeignet ist das Verfahren zum Zusammenschweiſsen von<lb/>
Drahtkabeln. Die elektrische Schweiſsung macht in der Metall-<lb/>
bearbeitung viele Operationen möglich, welche durch Schmieden nicht<lb/>
ausführbar sind. Auch ist das Zusammenschweiſsen von Eisen und<lb/>
Stahl mit anderen Metallen dadurch sehr erleichtert.</p><lb/><p>Das Schweiſsen mit dem elektrischen Lichtbogen nach <hirendition="#g">Bernados</hi><lb/>
Verfahren, in England auch Voltexverfahren genannt, eignet sich<lb/>
besonders für Reparaturen, namentlich im Schiffsbau, die oft nur<lb/>
auf diesem Wege ermöglicht werden <noteplace="foot"n="2)">Daselbst 1895, S. 1091.</note>. Doch hat die Firma Lloyd<lb/>& Lloyd, Coombs Wood Works in Halesowen in England das<lb/>
Verfahren bereits 1891 auch für die Fabrikation schmiede- und fluſs-<lb/>
eiserner Röhren mit groſsem Durchmesser verwendet. Es hat sich<lb/>
öfter als vorteilhafter herausgestellt, bei dem Lichtbogenschweiſsen<lb/>
beide Pole mit Kohlenstiften zu verbinden. Gesicht und Augen der<lb/>
Arbeiter müssen bei dem Schweiſsen geschützt sein.</p><lb/><p><hirendition="#g">Coffins</hi> hat 1891 einen elektrischen Schweiſs- und Schmelzofen<lb/>
konstruiert, der auf der Verwendung des Lichtbogens beruht. Zum<lb/>
Schweiſsen und Löten nach dem Voltexverfahren bedient sich der<lb/>
Arbeiter eines Halters mit zwei um einen Winkel von 90° gestellten<lb/>
Kohlenelektroden. Den Halter hält der Arbeiter in der Hand.<lb/>
Der Lichtbogen wird durch einen Druckknopf gebildet und die<lb/>
eigens präparierten Kohlenstifte mit einer Mutterschraube nach-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">56*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[883/0899]
Schweiſsung.
Grund von Thomsons Verfahren. Ferner erwirkten E. Thomson
und A. Lynn ein Patent (D. R. P. Nr. 54140 vom 31. Dezember 1889),
direkt Ringe und Räder auf Bolzen und Wellen zu schweiſsen.
Wichtige Verbesserungen der Transformatoren und Schweiſsmaschinen
für das Thomsonverfahren wurden von der Thomson Electric Welding
Company in den Vereinigten Staaten erfunden und ausgeführt 1). Die
Schweiſsung erfolgt unter gleichzeitigem oder nachfolgendem Hämmern.
Zu dem Verfahren von Lagrange und Hoho nahm die Kalker Werk-
zeugmaschinenfabrik 1896 ein Verbesserungspatent darauf, daſs sie
die zu schweiſsenden Metallstücke erst in einem Schmiedefeuer an-
heizte.
Das elektrische Schweiſsverfahren hat den Vorzug der Schnellig-
keit, Sicherheit und groſser Lokalisierung, doch ist es in der An-
wendung beschränkt durch den Querschnitt. Man hat bis 1892
massive Barren nicht über 62 mm Durchmesser schweiſsen können.
Vorzüglich geeignet ist das Verfahren zum Zusammenschweiſsen von
Drahtkabeln. Die elektrische Schweiſsung macht in der Metall-
bearbeitung viele Operationen möglich, welche durch Schmieden nicht
ausführbar sind. Auch ist das Zusammenschweiſsen von Eisen und
Stahl mit anderen Metallen dadurch sehr erleichtert.
Das Schweiſsen mit dem elektrischen Lichtbogen nach Bernados
Verfahren, in England auch Voltexverfahren genannt, eignet sich
besonders für Reparaturen, namentlich im Schiffsbau, die oft nur
auf diesem Wege ermöglicht werden 2). Doch hat die Firma Lloyd
& Lloyd, Coombs Wood Works in Halesowen in England das
Verfahren bereits 1891 auch für die Fabrikation schmiede- und fluſs-
eiserner Röhren mit groſsem Durchmesser verwendet. Es hat sich
öfter als vorteilhafter herausgestellt, bei dem Lichtbogenschweiſsen
beide Pole mit Kohlenstiften zu verbinden. Gesicht und Augen der
Arbeiter müssen bei dem Schweiſsen geschützt sein.
Coffins hat 1891 einen elektrischen Schweiſs- und Schmelzofen
konstruiert, der auf der Verwendung des Lichtbogens beruht. Zum
Schweiſsen und Löten nach dem Voltexverfahren bedient sich der
Arbeiter eines Halters mit zwei um einen Winkel von 90° gestellten
Kohlenelektroden. Den Halter hält der Arbeiter in der Hand.
Der Lichtbogen wird durch einen Druckknopf gebildet und die
eigens präparierten Kohlenstifte mit einer Mutterschraube nach-
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 259.
2) Daselbst 1895, S. 1091.
56*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/899>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.