Härten (Tempern) verbesserte den Stahl in ähnlicher Weise wie das Schmieden.
In grossem Massstabe wurde diese Härtung auf den Werken der Compagnie des Forges de Chatillon et Commentry ausgeführt. Zum Erhitzen der Panzerplatten baute man Glühöfen mit abhebbaren Gewölben, aus denen die heissen Platten mittels Kränen gehoben und in das Bleibad getaucht wurden.
Schneider in Creusot, der zuerst gehärtete Flussstahlpanzer- platten verwendete, härtete die Stahlplatten in Eis und Kochsalz. Der russische Kapitän Feodosieff schlug 1890 Härtung mit Glycerin und Ammoniak vor.
Mehr Anklang fand ein Härteverfahren von T. J. Tresidder in Sheffield mittels Wasserbrause (Engl. Pat. vom 31. März 1891, Nr. 5551, D. R. P. Nr. 74566); einen ähnlichen Vorschlag hatte Jarolimek schon einige Jahre zuvor gemacht 1).
Ferner erwies sich ein Zusatz von Nickel als ein vorzügliches Mittel, die Widerstandsfähigkeit der Flussstahlpanzerplatten zu erhöhen. Von Nickelstahl, der zuerst in Frankreich fabrikmässig dargestellt worden war, machten besonders Fr. Krupp in Deutschland und Schneider in Frankreich seit 1886 Gebrauch. In den Vereinigten Staaten hatten Ritchie und Fracy im Sommer 1889 die Aufmerk- samkeit auf Nickelstahl-Panzerplatten gelenkt. Im Jahre 1890 traten bei den Schiessversuchen zu Annapolis in den Vereinigten Staaten Compoundplatten von Cammell & Co., gehärtete Flussstahlplatten von Schneider & Co. in Creusot und amerikanische Nickelstahl- platten von 4 Prozent Nickelgehalt in Wettbewerb. Letztere trugen den Sieg davon, während die Compoundplatten sich am wenigsten bewährten. Ähnlich war das Ergebnis der russischen Schiessversuche vom 11. November 1890 zu Ochta bei Petersburg, wo weiche Fluss- stahlplatten von Vickers & Co., Sheffield, harte Flussstahlplatten von Schneider & Co., Creusot, Compoundplatten von John Brown & Co., Sheffield, mit russischen Holtzer-Granaten beschossen wurden. Auch hierbei zeigten sich die Flussstahlplatten den Compoundplatten überlegen.
Eine andere sehr wichtige Verbesserung führte H. A. Harvey in Orange, New Jersey, dadurch ein, dass er weiche Flussstahl-, am besten Nickelflussstahl-Panzerplatten auf einer Seite nachträglich durch Cementation härtete. Am einfachsten geschieht diese einseitige
1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 144.
Panzerplattenwalzwerk.
Härten (Tempern) verbesserte den Stahl in ähnlicher Weise wie das Schmieden.
In groſsem Maſsstabe wurde diese Härtung auf den Werken der Compagnie des Forges de Chatillon et Commentry ausgeführt. Zum Erhitzen der Panzerplatten baute man Glühöfen mit abhebbaren Gewölben, aus denen die heiſsen Platten mittels Kränen gehoben und in das Bleibad getaucht wurden.
Schneider in Creusot, der zuerst gehärtete Fluſsstahlpanzer- platten verwendete, härtete die Stahlplatten in Eis und Kochsalz. Der russische Kapitän Feodosieff schlug 1890 Härtung mit Glycerin und Ammoniak vor.
Mehr Anklang fand ein Härteverfahren von T. J. Tresidder in Sheffield mittels Wasserbrause (Engl. Pat. vom 31. März 1891, Nr. 5551, D. R. P. Nr. 74566); einen ähnlichen Vorschlag hatte Jarolimek schon einige Jahre zuvor gemacht 1).
Ferner erwies sich ein Zusatz von Nickel als ein vorzügliches Mittel, die Widerstandsfähigkeit der Fluſsstahlpanzerplatten zu erhöhen. Von Nickelstahl, der zuerst in Frankreich fabrikmäſsig dargestellt worden war, machten besonders Fr. Krupp in Deutschland und Schneider in Frankreich seit 1886 Gebrauch. In den Vereinigten Staaten hatten Ritchie und Fracy im Sommer 1889 die Aufmerk- samkeit auf Nickelstahl-Panzerplatten gelenkt. Im Jahre 1890 traten bei den Schieſsversuchen zu Annapolis in den Vereinigten Staaten Compoundplatten von Cammell & Co., gehärtete Fluſsstahlplatten von Schneider & Co. in Creusot und amerikanische Nickelstahl- platten von 4 Prozent Nickelgehalt in Wettbewerb. Letztere trugen den Sieg davon, während die Compoundplatten sich am wenigsten bewährten. Ähnlich war das Ergebnis der russischen Schieſsversuche vom 11. November 1890 zu Ochta bei Petersburg, wo weiche Fluſs- stahlplatten von Vickers & Co., Sheffield, harte Fluſsstahlplatten von Schneider & Co., Creusot, Compoundplatten von John Brown & Co., Sheffield, mit russischen Holtzer-Granaten beschossen wurden. Auch hierbei zeigten sich die Fluſsstahlplatten den Compoundplatten überlegen.
Eine andere sehr wichtige Verbesserung führte H. A. Harvey in Orange, New Jersey, dadurch ein, daſs er weiche Fluſsstahl-, am besten Nickelfluſsstahl-Panzerplatten auf einer Seite nachträglich durch Cementation härtete. Am einfachsten geschieht diese einseitige
1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 144.
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Panzerplattenwalzwerk.
Härten (Tempern) verbesserte den Stahl in ähnlicher Weise wie das
Schmieden.
In groſsem Maſsstabe wurde diese Härtung auf den Werken der
Compagnie des Forges de Chatillon et Commentry ausgeführt. Zum
Erhitzen der Panzerplatten baute man Glühöfen mit abhebbaren
Gewölben, aus denen die heiſsen Platten mittels Kränen gehoben und
in das Bleibad getaucht wurden.
Schneider in Creusot, der zuerst gehärtete Fluſsstahlpanzer-
platten verwendete, härtete die Stahlplatten in Eis und Kochsalz. Der
russische Kapitän Feodosieff schlug 1890 Härtung mit Glycerin und
Ammoniak vor.
Mehr Anklang fand ein Härteverfahren von T. J. Tresidder in
Sheffield mittels Wasserbrause (Engl. Pat. vom 31. März 1891, Nr. 5551,
D. R. P. Nr. 74566); einen ähnlichen Vorschlag hatte Jarolimek
schon einige Jahre zuvor gemacht 1).
Ferner erwies sich ein Zusatz von Nickel als ein vorzügliches
Mittel, die Widerstandsfähigkeit der Fluſsstahlpanzerplatten zu erhöhen.
Von Nickelstahl, der zuerst in Frankreich fabrikmäſsig dargestellt
worden war, machten besonders Fr. Krupp in Deutschland und
Schneider in Frankreich seit 1886 Gebrauch. In den Vereinigten
Staaten hatten Ritchie und Fracy im Sommer 1889 die Aufmerk-
samkeit auf Nickelstahl-Panzerplatten gelenkt. Im Jahre 1890 traten
bei den Schieſsversuchen zu Annapolis in den Vereinigten Staaten
Compoundplatten von Cammell & Co., gehärtete Fluſsstahlplatten
von Schneider & Co. in Creusot und amerikanische Nickelstahl-
platten von 4 Prozent Nickelgehalt in Wettbewerb. Letztere trugen
den Sieg davon, während die Compoundplatten sich am wenigsten
bewährten. Ähnlich war das Ergebnis der russischen Schieſsversuche
vom 11. November 1890 zu Ochta bei Petersburg, wo weiche Fluſs-
stahlplatten von Vickers & Co., Sheffield, harte Fluſsstahlplatten von
Schneider & Co., Creusot, Compoundplatten von John Brown
& Co., Sheffield, mit russischen Holtzer-Granaten beschossen wurden.
Auch hierbei zeigten sich die Fluſsstahlplatten den Compoundplatten
überlegen.
Eine andere sehr wichtige Verbesserung führte H. A. Harvey in
Orange, New Jersey, dadurch ein, daſs er weiche Fluſsstahl-, am
besten Nickelfluſsstahl-Panzerplatten auf einer Seite nachträglich
durch Cementation härtete. Am einfachsten geschieht diese einseitige
1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 144.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/875>, abgerufen am 23.11.2024.
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