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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Panzerplattenwalzwerk.
Form aufrecht stehenden Platte, wodurch die Cementation des weichen
Eisens durch den flüssigen Stahl verhindert werden sollte. Für diese
Trennungsplatte verwendete Krupp in der Folge Nickelblech.

In Frankreich schlug Sibut aine ein anderes Verfahren, das er
Systeme cloisonne nannte, vor, welches darin bestand, dass er ein
Gerippe oder Gitterwerk von schmiedeeisernen Stäben herstellte und
dieses in einer Giessform dann mit flüssigem Stahl ausgoss. --
L. Pszczolka in Graz goss erst eine Lage weiches Flusseisen und
dann noch, ehe diese ganz erstarrt war, eine Lage Flussstahl darüber.

Schneider in Creusot verwendete Martinstahl mit 0,45 Prozent
Kohlenstoff. Zu St. Chamond goss man aus zwei Siemens-Martinöfen
mit je 10 Tonnen Einsatz eine Lage Stahl von ca. 200 mm auf eine
zur Weissglut erhitzte Puddeleisenbramme von ca. 400 mm, erhitzte
den Block im Flammofen und walzte ihn dann aus. Diese Masse
wurde produit mixte genannt.

1886 verwendete man bereits 550 mm dicke Platten zur Panzerung
von Kriegsschiffen. 1889 wurden bei Cammel & Co. Platten von
65 Tonnen Gewicht gewalzt. Hierzu gehörten ausserordentlich starke
Walzwerke. Bereits im Jahre 1886 veröffentlichte die Märkische
Maschinenbau-Aktiengesellschaft zu Wetter a. d. Ruhr den Entwurf
eines Panzerplattenwalzwerks 1) zur Herstellung von Platten bis zu
100 Tonnen Gewicht für Krupp in Essen. Es war als Universal-
walzwerk mit 1 m dicken und 3,20 m langen Walzen konstruiert.

Die berühmtesten Panzerplattenwalzwerke Frankreichs waren das
von Marrel freres zu Rive de Gier, die Marine-Stahlwerke zu St. Cha-
mond, wo die Panzertürme des Generals Mougin für die Schiess-
versuche in Bukarest 1885/86 hergestellt wurden, die Werke von
Chatillon-Commentry, St. Etienne und Creusot. Während die Com-
poundplatten in England und Amerika unbedingt bevorzugt wurden,
setzte man besonders in Frankreich die Versuche mit Flussstahlplatten
fort, indem man sich bemühte, denselben durch Härtung oder Tem-
perung eine erhöhte Widerstandsfähigkeit zu geben. Alfred Evrard
erhielt 1883 ein Patent auf Härtung (Tempern) von Panzerplatten in
einem Bleibade. Die Versuche, welche Lisbonne damit auf dem
Stahlwerk St. Jaques bei Montlucon anstellte, ergaben nach einem
Bericht des Generals Brialmont, dass 1) die Festigkeit des auf diese
Weise gehärteten Stahls vermehrt wird, ohne dass seine Dehnbarkeit
abnimmt, und dass 2) Kantenrisse und Werfen vermieden werden. Das

1) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 575, Taf. 28, 29.

Panzerplattenwalzwerk.
Form aufrecht stehenden Platte, wodurch die Cementation des weichen
Eisens durch den flüssigen Stahl verhindert werden sollte. Für diese
Trennungsplatte verwendete Krupp in der Folge Nickelblech.

In Frankreich schlug Sibut ainé ein anderes Verfahren, das er
Système cloisonné nannte, vor, welches darin bestand, daſs er ein
Gerippe oder Gitterwerk von schmiedeeisernen Stäben herstellte und
dieses in einer Gieſsform dann mit flüssigem Stahl ausgoſs. —
L. Pszczolka in Graz goſs erst eine Lage weiches Fluſseisen und
dann noch, ehe diese ganz erstarrt war, eine Lage Fluſsstahl darüber.

Schneider in Creusot verwendete Martinstahl mit 0,45 Prozent
Kohlenstoff. Zu St. Chamond goſs man aus zwei Siemens-Martinöfen
mit je 10 Tonnen Einsatz eine Lage Stahl von ca. 200 mm auf eine
zur Weiſsglut erhitzte Puddeleisenbramme von ca. 400 mm, erhitzte
den Block im Flammofen und walzte ihn dann aus. Diese Masse
wurde produit mixte genannt.

1886 verwendete man bereits 550 mm dicke Platten zur Panzerung
von Kriegsschiffen. 1889 wurden bei Cammel & Co. Platten von
65 Tonnen Gewicht gewalzt. Hierzu gehörten auſserordentlich starke
Walzwerke. Bereits im Jahre 1886 veröffentlichte die Märkische
Maschinenbau-Aktiengesellschaft zu Wetter a. d. Ruhr den Entwurf
eines Panzerplattenwalzwerks 1) zur Herstellung von Platten bis zu
100 Tonnen Gewicht für Krupp in Essen. Es war als Universal-
walzwerk mit 1 m dicken und 3,20 m langen Walzen konstruiert.

Die berühmtesten Panzerplattenwalzwerke Frankreichs waren das
von Marrel frères zu Rive de Gier, die Marine-Stahlwerke zu St. Cha-
mond, wo die Panzertürme des Generals Mougin für die Schieſs-
versuche in Bukarest 1885/86 hergestellt wurden, die Werke von
Chatillon-Commentry, St. Etienne und Creusot. Während die Com-
poundplatten in England und Amerika unbedingt bevorzugt wurden,
setzte man besonders in Frankreich die Versuche mit Fluſsstahlplatten
fort, indem man sich bemühte, denselben durch Härtung oder Tem-
perung eine erhöhte Widerstandsfähigkeit zu geben. Alfred Evrard
erhielt 1883 ein Patent auf Härtung (Tempern) von Panzerplatten in
einem Bleibade. Die Versuche, welche Lisbonne damit auf dem
Stahlwerk St. Jaques bei Montluçon anstellte, ergaben nach einem
Bericht des Generals Brialmont, daſs 1) die Festigkeit des auf diese
Weise gehärteten Stahls vermehrt wird, ohne daſs seine Dehnbarkeit
abnimmt, und daſs 2) Kantenrisse und Werfen vermieden werden. Das

1) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 575, Taf. 28, 29.
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[858/0874] Panzerplattenwalzwerk. Form aufrecht stehenden Platte, wodurch die Cementation des weichen Eisens durch den flüssigen Stahl verhindert werden sollte. Für diese Trennungsplatte verwendete Krupp in der Folge Nickelblech. In Frankreich schlug Sibut ainé ein anderes Verfahren, das er Système cloisonné nannte, vor, welches darin bestand, daſs er ein Gerippe oder Gitterwerk von schmiedeeisernen Stäben herstellte und dieses in einer Gieſsform dann mit flüssigem Stahl ausgoſs. — L. Pszczolka in Graz goſs erst eine Lage weiches Fluſseisen und dann noch, ehe diese ganz erstarrt war, eine Lage Fluſsstahl darüber. Schneider in Creusot verwendete Martinstahl mit 0,45 Prozent Kohlenstoff. Zu St. Chamond goſs man aus zwei Siemens-Martinöfen mit je 10 Tonnen Einsatz eine Lage Stahl von ca. 200 mm auf eine zur Weiſsglut erhitzte Puddeleisenbramme von ca. 400 mm, erhitzte den Block im Flammofen und walzte ihn dann aus. Diese Masse wurde produit mixte genannt. 1886 verwendete man bereits 550 mm dicke Platten zur Panzerung von Kriegsschiffen. 1889 wurden bei Cammel & Co. Platten von 65 Tonnen Gewicht gewalzt. Hierzu gehörten auſserordentlich starke Walzwerke. Bereits im Jahre 1886 veröffentlichte die Märkische Maschinenbau-Aktiengesellschaft zu Wetter a. d. Ruhr den Entwurf eines Panzerplattenwalzwerks 1) zur Herstellung von Platten bis zu 100 Tonnen Gewicht für Krupp in Essen. Es war als Universal- walzwerk mit 1 m dicken und 3,20 m langen Walzen konstruiert. Die berühmtesten Panzerplattenwalzwerke Frankreichs waren das von Marrel frères zu Rive de Gier, die Marine-Stahlwerke zu St. Cha- mond, wo die Panzertürme des Generals Mougin für die Schieſs- versuche in Bukarest 1885/86 hergestellt wurden, die Werke von Chatillon-Commentry, St. Etienne und Creusot. Während die Com- poundplatten in England und Amerika unbedingt bevorzugt wurden, setzte man besonders in Frankreich die Versuche mit Fluſsstahlplatten fort, indem man sich bemühte, denselben durch Härtung oder Tem- perung eine erhöhte Widerstandsfähigkeit zu geben. Alfred Evrard erhielt 1883 ein Patent auf Härtung (Tempern) von Panzerplatten in einem Bleibade. Die Versuche, welche Lisbonne damit auf dem Stahlwerk St. Jaques bei Montluçon anstellte, ergaben nach einem Bericht des Generals Brialmont, daſs 1) die Festigkeit des auf diese Weise gehärteten Stahls vermehrt wird, ohne daſs seine Dehnbarkeit abnimmt, und daſs 2) Kantenrisse und Werfen vermieden werden. Das 1) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 575, Taf. 28, 29.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/874>, abgerufen am 22.11.2024.