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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
wurde als etwas Feststehendes, Unabänderliches angesehen und als
Zunftgeheimnis mit ehrfurchtsvoller Scheu betrachtet. Im Laufe dieser
Periode brach man aber mit der Tradition. 1862 erzielte Dufournet
eine grosse Beschleunigung des Anwärmens dadurch, dass er Wind-
öffnungen am Boden des Ofens anbrachte. Hierdurch erreichte er
schon in 10 Stunden eine solche Hitze, dass die Formen eingelegt
werden konnten. Von dem 31. Abstich an war der Ofen in normalem
Gange, was sonst erst nach dem 100. Abstich erfolgt war. Dass ein
so beschleunigtes Anwärmen eine beträchtliche Kohlen- und Zeit-
ersparnis zur Folge hatte, liegt auf der Hand.

In England begann Parry zu Ebbw-Vale 1863 die Zeit des An-
blasens bedeutend abzukürzen, indem er den Ofen erst mit Holz, dann
mit Koks bis zur halben Höhe füllte, Erze aufgab und anzündete.
Es wurde dann regelmässig weiter aufgegichtet und der Wind ange-
lassen, sobald die Erze in das Gestell einrückten.

1867 wärmte Direktor Blauel einen Hochofen im Harz mit
5 Ctr. Holzkohlen und 98 Ctr. Koks in 12 Stunden bis zum An-
blasen ab.

Wo die Lürmannsche Schlackenform und die Zustellung mit
geschlossener Brust eingeführt wurde, musste das Rostschlagen in
Wegfall kommen. Im Herbst 1867 wurde ein so zugestellter Hoch-
ofen der Georg-Marienhütte zum erstenmal ohne Rostschlagen abge-
wärmt. Dieses geschah zunächst durch einen vorgebauten Flammofen,
dann wurde Holzfeuer in das Gestell gebracht und hierauf Koks mit
dem notwendigen Kalkzuschlag gefüllt. Vom 26. bis 28. September
wurden 429 Ctr. Koks aufgegeben. Am 28. September füllte man weiter
mit Koks und Möller und zwar begann man mit 100 Pfund Möller auf
100 Pfund Koks und stieg von 5 zu 5 Sätzen mit dem Erzsatz bis auf
173 Pfund. Am 1. Oktober, abends 7 Uhr, war der Ofen voll und wurde mit
dem Blasen begonnen. Am 2. Oktober erfolgte der erste Abstich und
am 4. Oktober gab man schon den vollen Erzsatz. Die Zeit vom
Anzünden des Feuers bis zum vollen Betrieb hatte also nur 9 Tage
in Anspruch genommen. -- Anfang September 1868 wurde auf der
Main-Weserhütte bei Lollar ein Ofen mit geschlossener Brust von
G. Buderus in derselben Weise in 31/2 Tagen in Betrieb gesetzt.
Ähnliches geschah zu Hörde, zu Aplerbeck u. s. w. Es kann dies als
ein weiterer Vorteil der Erfindung Lürmanns angesehen werden.

Das raschere Anwärmen der Hochöfen war zum Teil auch durch die
allgemein gewordene Zustellung mit künstlichen Steinen, welche nicht
so leicht zersprangen als die natürlichen, möglich geworden.


Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
wurde als etwas Feststehendes, Unabänderliches angesehen und als
Zunftgeheimnis mit ehrfurchtsvoller Scheu betrachtet. Im Laufe dieser
Periode brach man aber mit der Tradition. 1862 erzielte Dufournet
eine groſse Beschleunigung des Anwärmens dadurch, daſs er Wind-
öffnungen am Boden des Ofens anbrachte. Hierdurch erreichte er
schon in 10 Stunden eine solche Hitze, daſs die Formen eingelegt
werden konnten. Von dem 31. Abstich an war der Ofen in normalem
Gange, was sonst erst nach dem 100. Abstich erfolgt war. Daſs ein
so beschleunigtes Anwärmen eine beträchtliche Kohlen- und Zeit-
ersparnis zur Folge hatte, liegt auf der Hand.

In England begann Parry zu Ebbw-Vale 1863 die Zeit des An-
blasens bedeutend abzukürzen, indem er den Ofen erst mit Holz, dann
mit Koks bis zur halben Höhe füllte, Erze aufgab und anzündete.
Es wurde dann regelmäſsig weiter aufgegichtet und der Wind ange-
lassen, sobald die Erze in das Gestell einrückten.

1867 wärmte Direktor Blauel einen Hochofen im Harz mit
5 Ctr. Holzkohlen und 98 Ctr. Koks in 12 Stunden bis zum An-
blasen ab.

Wo die Lürmannsche Schlackenform und die Zustellung mit
geschlossener Brust eingeführt wurde, muſste das Rostschlagen in
Wegfall kommen. Im Herbst 1867 wurde ein so zugestellter Hoch-
ofen der Georg-Marienhütte zum erstenmal ohne Rostschlagen abge-
wärmt. Dieses geschah zunächst durch einen vorgebauten Flammofen,
dann wurde Holzfeuer in das Gestell gebracht und hierauf Koks mit
dem notwendigen Kalkzuschlag gefüllt. Vom 26. bis 28. September
wurden 429 Ctr. Koks aufgegeben. Am 28. September füllte man weiter
mit Koks und Möller und zwar begann man mit 100 Pfund Möller auf
100 Pfund Koks und stieg von 5 zu 5 Sätzen mit dem Erzsatz bis auf
173 Pfund. Am 1. Oktober, abends 7 Uhr, war der Ofen voll und wurde mit
dem Blasen begonnen. Am 2. Oktober erfolgte der erste Abstich und
am 4. Oktober gab man schon den vollen Erzsatz. Die Zeit vom
Anzünden des Feuers bis zum vollen Betrieb hatte also nur 9 Tage
in Anspruch genommen. — Anfang September 1868 wurde auf der
Main-Weserhütte bei Lollar ein Ofen mit geschlossener Brust von
G. Buderus in derselben Weise in 3½ Tagen in Betrieb gesetzt.
Ähnliches geschah zu Hörde, zu Aplerbeck u. s. w. Es kann dies als
ein weiterer Vorteil der Erfindung Lürmanns angesehen werden.

Das raschere Anwärmen der Hochöfen war zum Teil auch durch die
allgemein gewordene Zustellung mit künstlichen Steinen, welche nicht
so leicht zersprangen als die natürlichen, möglich geworden.


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[71/0087] Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb. wurde als etwas Feststehendes, Unabänderliches angesehen und als Zunftgeheimnis mit ehrfurchtsvoller Scheu betrachtet. Im Laufe dieser Periode brach man aber mit der Tradition. 1862 erzielte Dufournet eine groſse Beschleunigung des Anwärmens dadurch, daſs er Wind- öffnungen am Boden des Ofens anbrachte. Hierdurch erreichte er schon in 10 Stunden eine solche Hitze, daſs die Formen eingelegt werden konnten. Von dem 31. Abstich an war der Ofen in normalem Gange, was sonst erst nach dem 100. Abstich erfolgt war. Daſs ein so beschleunigtes Anwärmen eine beträchtliche Kohlen- und Zeit- ersparnis zur Folge hatte, liegt auf der Hand. In England begann Parry zu Ebbw-Vale 1863 die Zeit des An- blasens bedeutend abzukürzen, indem er den Ofen erst mit Holz, dann mit Koks bis zur halben Höhe füllte, Erze aufgab und anzündete. Es wurde dann regelmäſsig weiter aufgegichtet und der Wind ange- lassen, sobald die Erze in das Gestell einrückten. 1867 wärmte Direktor Blauel einen Hochofen im Harz mit 5 Ctr. Holzkohlen und 98 Ctr. Koks in 12 Stunden bis zum An- blasen ab. Wo die Lürmannsche Schlackenform und die Zustellung mit geschlossener Brust eingeführt wurde, muſste das Rostschlagen in Wegfall kommen. Im Herbst 1867 wurde ein so zugestellter Hoch- ofen der Georg-Marienhütte zum erstenmal ohne Rostschlagen abge- wärmt. Dieses geschah zunächst durch einen vorgebauten Flammofen, dann wurde Holzfeuer in das Gestell gebracht und hierauf Koks mit dem notwendigen Kalkzuschlag gefüllt. Vom 26. bis 28. September wurden 429 Ctr. Koks aufgegeben. Am 28. September füllte man weiter mit Koks und Möller und zwar begann man mit 100 Pfund Möller auf 100 Pfund Koks und stieg von 5 zu 5 Sätzen mit dem Erzsatz bis auf 173 Pfund. Am 1. Oktober, abends 7 Uhr, war der Ofen voll und wurde mit dem Blasen begonnen. Am 2. Oktober erfolgte der erste Abstich und am 4. Oktober gab man schon den vollen Erzsatz. Die Zeit vom Anzünden des Feuers bis zum vollen Betrieb hatte also nur 9 Tage in Anspruch genommen. — Anfang September 1868 wurde auf der Main-Weserhütte bei Lollar ein Ofen mit geschlossener Brust von G. Buderus in derselben Weise in 3½ Tagen in Betrieb gesetzt. Ähnliches geschah zu Hörde, zu Aplerbeck u. s. w. Es kann dies als ein weiterer Vorteil der Erfindung Lürmanns angesehen werden. Das raschere Anwärmen der Hochöfen war zum Teil auch durch die allgemein gewordene Zustellung mit künstlichen Steinen, welche nicht so leicht zersprangen als die natürlichen, möglich geworden.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/87>, abgerufen am 23.11.2024.