an Umfang. In Schottland wendete man nur rohe Kohle an, in Süd- wales wurden die Hochöfen des östlichen Teiles (Pontypool) mit Koks, die des mittleren Teiles (Cwm-Celyn, Ebbw-Vale, Rhymney) mit einem Gemisch von roher Kohle und Koks, im westlichen Teile (Dowlais) aus- schliesslich mit roher Kohle betrieben. Der westliche Teil war das Anthrazitgebiet.
In Südstaffordshire nahm die Verwendung der rohen Kohle in den sechziger Jahren ebenfalls mehr und mehr zu, so dass gegen Ende derselben die Mehrzahl der Hochöfen mit roher Kohle schmolzen.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika herrschte der Anthrazitbetrieb vor.
Auf dem europäischen Kontinent trat der Hochofenbetrieb mit roher Steinkohle dagegen sehr zurück. In Deutschland hatte man in Oberschlesien im Anfang der sechziger Jahre 1) und 1868 und 1870 von neuem auf mehreren Hütten die Verwendung roher Steinkohle versucht, gelangte aber nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Nur bis zu einem Sechstel konnte man rohe Kohlen ohne merklichen Nachteil zusetzen.
Auf einer kleinen Hütte im Sallathal betrieb man 1866 einen Hochofen mit Lignitkohle. Auch in Steiermark hatte man damit Versuche gemacht, die nicht ungünstig ausgefallen waren.
Zu Achthal in Bayern fand 1862 ein gemischter Betrieb mit Holzkohle und lufttrockenem Torf statt 2). Zu Alexishütte bei Lingen in Hannover schmolz man 1862 mit 47 Proz. Holzkohlen und 55 Proz. Torf. Der Dörrofen daselbst war aus Gusseisen und hatte eine eiförmige Gestalt; oben war er offen. Das Dörren geschah durch heissen Wind, der mittelst eines Ventilators durchgeblasen wurde.
Trockenes Holz verwendete man zu Rhonitz mit Erfolg. 1866 gingen dort die beiden Hochöfen nur mit gedörrtem Holz. Bergrat Moschitz, der den Betrieb leitete und viele Verbesserungen ein- geführt hatte, war der Ansicht, dass man in einem Hochofen von mindestens 1200 Kubikfuss Inhalt, in dem die Schichten mehr wie 10 Stunden verweilen, bis sie vor die Formen kommen, immer mit Vorteil rohes Brennmaterial verwenden könne.
Zu Underwiller in der Schweiz setzte man den Betrieb mit Torf- kohle fort 3). In Norddeutschland verwendete man Torfkohlen in den Hochöfen zu Gravenhorst, Alexishütte und Meppen.
1) Siehe A. Erbreich, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuss. Staat, 1863, S. 301.
2) Siehe Österreich. Jahrbuch für B.- u. H.-W., XI (1862), S. 45.
3) Siehe Hartmann, Fortschritte des Eisenhüttenw. 1862, Nr. 18, 19, 21.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
an Umfang. In Schottland wendete man nur rohe Kohle an, in Süd- wales wurden die Hochöfen des östlichen Teiles (Pontypool) mit Koks, die des mittleren Teiles (Cwm-Celyn, Ebbw-Vale, Rhymney) mit einem Gemisch von roher Kohle und Koks, im westlichen Teile (Dowlais) aus- schlieſslich mit roher Kohle betrieben. Der westliche Teil war das Anthrazitgebiet.
In Südstaffordshire nahm die Verwendung der rohen Kohle in den sechziger Jahren ebenfalls mehr und mehr zu, so daſs gegen Ende derselben die Mehrzahl der Hochöfen mit roher Kohle schmolzen.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika herrschte der Anthrazitbetrieb vor.
Auf dem europäischen Kontinent trat der Hochofenbetrieb mit roher Steinkohle dagegen sehr zurück. In Deutschland hatte man in Oberschlesien im Anfang der sechziger Jahre 1) und 1868 und 1870 von neuem auf mehreren Hütten die Verwendung roher Steinkohle versucht, gelangte aber nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Nur bis zu einem Sechstel konnte man rohe Kohlen ohne merklichen Nachteil zusetzen.
Auf einer kleinen Hütte im Sallathal betrieb man 1866 einen Hochofen mit Lignitkohle. Auch in Steiermark hatte man damit Versuche gemacht, die nicht ungünstig ausgefallen waren.
Zu Achthal in Bayern fand 1862 ein gemischter Betrieb mit Holzkohle und lufttrockenem Torf statt 2). Zu Alexishütte bei Lingen in Hannover schmolz man 1862 mit 47 Proz. Holzkohlen und 55 Proz. Torf. Der Dörrofen daselbst war aus Guſseisen und hatte eine eiförmige Gestalt; oben war er offen. Das Dörren geschah durch heiſsen Wind, der mittelst eines Ventilators durchgeblasen wurde.
Trockenes Holz verwendete man zu Rhonitz mit Erfolg. 1866 gingen dort die beiden Hochöfen nur mit gedörrtem Holz. Bergrat Moschitz, der den Betrieb leitete und viele Verbesserungen ein- geführt hatte, war der Ansicht, daſs man in einem Hochofen von mindestens 1200 Kubikfuſs Inhalt, in dem die Schichten mehr wie 10 Stunden verweilen, bis sie vor die Formen kommen, immer mit Vorteil rohes Brennmaterial verwenden könne.
Zu Underwiller in der Schweiz setzte man den Betrieb mit Torf- kohle fort 3). In Norddeutschland verwendete man Torfkohlen in den Hochöfen zu Gravenhorst, Alexishütte und Meppen.
1) Siehe A. Erbreich, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſs. Staat, 1863, S. 301.
2) Siehe Österreich. Jahrbuch für B.- u. H.-W., XI (1862), S. 45.
3) Siehe Hartmann, Fortschritte des Eisenhüttenw. 1862, Nr. 18, 19, 21.
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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
an Umfang. In Schottland wendete man nur rohe Kohle an, in Süd-
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die des mittleren Teiles (Cwm-Celyn, Ebbw-Vale, Rhymney) mit einem
Gemisch von roher Kohle und Koks, im westlichen Teile (Dowlais) aus-
schlieſslich mit roher Kohle betrieben. Der westliche Teil war das
Anthrazitgebiet.
In Südstaffordshire nahm die Verwendung der rohen Kohle in den
sechziger Jahren ebenfalls mehr und mehr zu, so daſs gegen Ende
derselben die Mehrzahl der Hochöfen mit roher Kohle schmolzen.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika herrschte der
Anthrazitbetrieb vor.
Auf dem europäischen Kontinent trat der Hochofenbetrieb mit
roher Steinkohle dagegen sehr zurück. In Deutschland hatte man in
Oberschlesien im Anfang der sechziger Jahre 1) und 1868 und 1870
von neuem auf mehreren Hütten die Verwendung roher Steinkohle
versucht, gelangte aber nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Nur bis zu
einem Sechstel konnte man rohe Kohlen ohne merklichen Nachteil zusetzen.
Auf einer kleinen Hütte im Sallathal betrieb man 1866 einen
Hochofen mit Lignitkohle. Auch in Steiermark hatte man damit
Versuche gemacht, die nicht ungünstig ausgefallen waren.
Zu Achthal in Bayern fand 1862 ein gemischter Betrieb mit
Holzkohle und lufttrockenem Torf statt 2). Zu Alexishütte bei Lingen
in Hannover schmolz man 1862 mit 47 Proz. Holzkohlen und 55 Proz.
Torf. Der Dörrofen daselbst war aus Guſseisen und hatte eine
eiförmige Gestalt; oben war er offen. Das Dörren geschah durch
heiſsen Wind, der mittelst eines Ventilators durchgeblasen wurde.
Trockenes Holz verwendete man zu Rhonitz mit Erfolg. 1866
gingen dort die beiden Hochöfen nur mit gedörrtem Holz. Bergrat
Moschitz, der den Betrieb leitete und viele Verbesserungen ein-
geführt hatte, war der Ansicht, daſs man in einem Hochofen von
mindestens 1200 Kubikfuſs Inhalt, in dem die Schichten mehr wie
10 Stunden verweilen, bis sie vor die Formen kommen, immer mit
Vorteil rohes Brennmaterial verwenden könne.
Zu Underwiller in der Schweiz setzte man den Betrieb mit Torf-
kohle fort 3). In Norddeutschland verwendete man Torfkohlen in den
Hochöfen zu Gravenhorst, Alexishütte und Meppen.
1) Siehe A. Erbreich, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
preuſs. Staat, 1863, S. 301.
2) Siehe Österreich. Jahrbuch für B.- u. H.-W., XI (1862), S. 45.
3) Siehe Hartmann, Fortschritte des Eisenhüttenw. 1862, Nr. 18, 19, 21.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/85>, abgerufen am 23.11.2024.
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